Na ch den Buddhisten wachsen im Menschen zwei Bäume, der des
Guten und der des Bösen. E in jeder hat sechs Wu rze ln, zehn Zweige
(gischegu), 48,000 Blätter. D ie W u rze ln des einen liegen in sechs Gut-
heiten, die des ändern in sechs Schlechtigkeiten. D ie ersten begreifen
die weissen Tugenden (zagan bojin), die anderen die dunkeln L a s te r
(chara nigu) in ihren Zweigen. A u f dem ersten grünen 48,000 Blätte r
der guten Bestrebungen (nomun zoktschas), auf dem ändern 48,000 sünd-
licher Neigungen (niswanis). B e i den verschiedenen Eigenschaften dieser
Bäume können sie nicht in derselben K ra f t zusammen wachsen, und wie
der eine zunimmt, beginnt der andere sich zu vermindern. Durch die
Vermehrung des einen werden im ändern selbst die W u rze ln vertrocknet.
Wem es geschieht, dass sein Baum des Guten in den Wu rze ln vertrocknet,
der stirbt moralisch, denn fü r ihn sind die grössten Sünden ganz
ununterscheidbar im Indifferentismus (sabzar uge nigul). Diese K ra f t
wirbelt ihn umher wie ein Staubkörnchen und stürzt ihn, ohne Rückkehr,
in den Ab g run d des Verderbens (ajustamo). Dagegen mit der V e rn ich tung
des Baumes des Bösen stellt sich der Mensch a uf die Höhe des
Unbekannten, wohin keine Stürme des weltliche© Lebens hinreichen (San-
sarum dalain). E r nimmt, so zu sagen, eine Stelle ein zwischen dem
Himmel und der Erde, stellt durch seine Person einen tugendhaften
Helden vor, welcher, nachdem er seinen F e in d besiegt hat, das Joch abgeworfen
und die F re ih e it errungen hat (daini doragat, egurge ben ge-
gedju uberon tuseh gih oleksanboi).
D ie Stufen zur moralischen Höhe s in d : 1) D e r Zustand (ubaschi oder
genin). Diejenigen, die darin eintreten, erkennen ihre Verdorbenheit an
und das Bedürfniss zur Besserung, aber schwanken in ihrem Entschluss
und ihrer Willensneigung zwischen Gutem und Bösem. 2) Sartavan.
In diesem Zustande hat der Mensch soviel Einsehen und Vernunft, dass
das Reich der Sansara für ihn alle Anziehung seiner P ra ch t verliert.
E r b lic k t a uf dasselbe, lächelnd einerseits über die irdische N ich tig ke it,
und weinend (auf der ändern Seite) über das Unheilbare des Bösen.
Ba stian , Beise. VI. 86