zur Geltung kommen, als Verwirklichung des Möglichen, und
bliebe dann die Frage, ob das absolut Reale im Wirklichen
(dem relativ Realen) oder im Möglichen liege. Die Untersuchung
nach der Schöpfung *) der Materie (oder den Kraft-
centren, worin die Atome aufgehen) bleibt dem Naturforscher,
der mit seinen exacten Forschungen über den Planetarkreis
nicht hinausgehen kann, verschlossen, denn schon die, als von
der Materie befreite, verfeinerte Existenzform der Gase berührt
an den Grenzen ihres Seins ein für uns relatives Nichtsein,
und wie der Raum vom leeren Raum oder Raumlosen, wäre die
Zeit vom Zeitlosen eingeschlossen zu denken, wobei dann für
das letzte Aufgehen der Materie in, oder ihr erstes Hervorgehen
aus diesen Negationen keine Anhalte gegeben sind. Je nach
dem Standpunkt der Kenntnisse vermag der Mensch einen
weiteren oder engeren Umkreis der Dinge seines Horizontes zu
verstehen, indem er die dortigen Vorgänge in ihre wechselseitigen
Ursächlichkeiten auflöst. Stets gelangt er aber, bald früher,
bald später, an das Räthsel des Seins, das sich nur aus den
Knotenverschlingungen des eigenen Bewusstseins wird erschliessen
können. Die ideal unbegrenzte Theilbarkeit der Materie führt
zu einem ähnlichen Paradoxon, wie der Satz, dass ein weiteres
Sandkorn den Rücken des überladenen Kameels bräche. Es
giebt eine Last, die das Kameel zu tragen vermag, eine andere,
*) Nach Athanasius könnte Gott nicht Schöpfer genannt werden, wenn er
nicht auch die Materie geschaffen, aus der die Dinge gemacht sind (s. Schwane).
Deus est quidam divinns Spiritus qui per quattuor infusus elementa, gignit uni-
rersa. Igitur si de elementis et deo nascuntur omnia, unam originem hahent et
par est natura omnium (Servius); ro n ä v mundum non possumns dicere, nam
mundus non est. totum. Nach Hisam ben Amr darf man sich beim kosmologischen
Beweis nur an die Körper (agsam) selbst, nicht an ihre Zustände und Veränderungen
halten, denn diese (die arad) seien gar kein »Beweis für das Dasein
eines Schöpfers (s. Steiner). Nach Ihn Israil sind alle entstandenen Dinge Einbildung
(und Schein), die vielfachen Potenzen (des einfachen Absoluten) dagegen
die Wirklichkeit (Realität) des in’s Dasein getretenen Existirenden (s. Fleischer).
die es erdrückt, aber die Grenze lässt sich nicht auf ein Sanddorn
reduciren, *) indem mit Annäherung der höchsten Tragmöglichkeit
die Widerstandsfähigkeit des Kameels in seinen
Muskeln sich verringert, und es, nach Erreichung einer bestimmten
Last, Frage der Zeit bleibt, ob das Kameel (oder ein
Eraduell in den Fugen seiner Stützpfeiler splitterndes Gebäude)
¡von selbst zusammen sinkt, oder rascher bei fortgehender Vermehrung
der Last. Die Auffassung der Materie ist an die
fsinnlichkeit geknüpft, und da, wo dieselbe an der Grenze der
optischen Htilfsmittel durch die feinsten Instrumente, wie sie die
Hände zu führen vermögen, sich nicht mehr theilen lässt, dort
liegt die Grenzlinie ihrer Theilbarkeit, indem die darüber hinausgedachte
Materie, als ideale, keine Materie mehr sein würde,
weil ihrer wesentlich nothwendigsten Stütze, der in sinnlicher Auffassung
begründeten, entbehrend. Bei flüssiger Vertheilung stellt
sich gleichfalls aus den Grössen der neben einander verschobenen
Atome eine Grenze her, wenn der in der Verdünnung vermuthete
Bestandtheil durch keine sinnlichen Hülfsmittel mehr zu entdecken
ist, und durch keine Reagentien, denen sich zuletzt auch
das noch in Minimalgrössen antwortende Jod entzieht. Wollen wir
über die Grenze des Materiellen**) hinaus die ideale Betrachtung
fortsetzen, so muss sich dieser neuen Umgebung gemäss auch die
gesammte Rechnungsmethode ändern. — Durch Einfall von Wärme
in chemische Substanzen können neue Verbindungen hervorgerufen
werden, und empfindliche Elementar-Combinationen mögen
■schon durch diejenige Modifikation der kosmischen Kraft, die
*) Nur ein idealer Achill ist ausser Stande, die Schildkröte einzuholen, denn
I ein Achill mit Fleisch und Blut wird bald an den Platz kommen, wo seine Fuss-
I länge die berechnete Differenz überragt und also nach der Ueberholung keine
■ neue Trennung des theilenden Unterschiedes gestattet.
**) Nach Huxley sind die Gedanken der Ausdruck der molecularen Ver-
I änderungen in jener Lebensmaterie, die der Quell der übrigen vitalen Phäno-
I mene ist. Mia voeoa (Marc. Aur.).