Elemente, lim die Entstehung dieser selbst dagegen, der Materie
als solcher, kümmert er sich nicht (ausser etwa in den Nebenstunden
philosophischer Träumereien, die dem sonst so wohlbegründeten
Ruf der Chemie aber immer mehr geschadet als genützt
haben). Ebensowenig darf der Physiologe, so lange er
im Bereiche naturwissenschaftlicher Induction zu bleiben wünscht,
nach der Entstehung des Lebens als solchem fragen, da es sich
hier um metaphysische Rechnungen handelt. Für controlirende
Experimente mit den gegebenen Objecten ist er in der organischen
Natur weit ungünstiger situirt, als der Chemiker in seinem Laboratorium,
denn während der letztere die zersetzten Körper aus
ihren bekannten Bestandtheilen wieder hersteilen und so doppelter
Probe unterwerfen kann, ist Alles dieses in der organischen
Natur eben nicht möglich, und es muss auf den Naturforscher
einen sonderbaren Eindruck machen, wenn er von dem alleinigen
Wirken chemischer und physikalischer Körper reden hört bei
Objecten, die eben, weil sie noch andere Manifestationen zeigen,
jenem nicht allein unterworfen sind. Die Herstellung des Harnstoffes
und anderer organischer Substanzen ist kaum überraschender,
als die der auch in Organismen vorkommenden Salze; aber
der Kern der Frage wird dadurch nicht berührt, denn das Charakteristische
des Lebendigen liegt im Leben, und bisher hat man
weder einen homunculus in der Retorte hergestellt, noch einen
Bathybius Haeckelii. Allerdings ist das Ei des Menschen, wie das
aller anderen Thiere, eine einfache Zelle, aber gerade diese That-
sache beweist, dass es sich hier nicht um die Zelle allein und ihre
chemisch darstellbaren Bestandtheile handeln kann, sondern um
die specifisch in ihr wirksamen Kräfte, denn sonst könnte nicht
die Eine das Ei des Menschen, die Andere das der Thiere sein.
Bei Anknüpfung an das Absolute kann von keinem Welt-
process, der immer innerhalb der Relationen einen Anfang und
ein Ende bedingen würde, die Rede sein; und die BewusstseinsaaBaaBffiSsgacaaeäaiKal
entwicklung zum Mittelpunkt zu machen, verbietet schon die
excentrische Stellung, die der Mensch im All, so weit er dasselbe
durchschaut hat, einnimmt. Die Dinge sind, weil er sie
denkt, und er denkt sie, wie sie sind. Wer diese Schlusskette
des Bewusstseins mit dem Aussen durchbricht, der betritt eine
phantastisch verworrene Gedankenwelt, die Streifzüge nach jeder
Richtung erlaubt, aber dem verständigen Wissen nie ein Plus
hinzufügen wird. Was das Erkennende und das Erkannte einheitlich
vermittelt, ist das Gesetz, das die Natur im Innern des
Menschen und draussen von ihm nach gleichen Regeln regiert.
Das Gesetz manifestirt sich also in einer bunten Mannigfaltigkeit
von Erscheinungen, die mit und zwischen einander in partielle
Wechselwirkung treten in verschiedener Weite oder Enge
der Ausdehnungskreise, die bald Viele, bald Wenige der Nebendinge
umfassen, beim Bewusstsein aber Alle, und ob es diesem
nun je gelingen wird, aus den ihm bekannt gewordenen Relativgrössen
einen absoluten Werth zu berechnen, bleibt von dem
weitern Fortschritt der exacten Inductionswissenschaften, die bis
jetzt die Grenzen der Psychologie kaum erreicht haben, abhängig,
und bis dahin ist alles Speculiren darüber müssige
Tändelei. Die Aufgabe d e s. Menschen kann nur darin liegen,
sich in Uebereinstimmung mit der ihm näher oder entfernter
verwandten Umgebung zu entwickeln, vor Allem also in harmonischem
Einklänge innerhalb seines eigenen Gesellschaftskreises,
und verständige Einsicht wird leicht die deutlich niedergeschrie-
benen Pflichten lesen, die, auch ohne religiöse Vorschrift, das
Interesse des Selbst zu befolgen gebietet. So wird es sich
schliesslich, wenn die bisher nothwendigen Aushülfsmittel nacheinander
überflüssig geworden sind, nur noch um die Aufklärung
handeln, denn der wahrhaft Gebildete *) folgt dem Guten, um seine
*) Eine verständige Einsicht wird zunächst die Wahrheit hersteilen, den Trug