üben tnöge. Die bei Geisteskrankheiten nur auf der Oberfläche
verworrenen Bilder vermögen um so weniger auf die Wesenheit
des psychischen Wachsthums zu influenciren, als eben der Wille
(die allein hier das Innere und Aeussere, in der Sphäre des
Geistigen verbindende Brücke) aufgehoben, und also jede Passage
abgeschnitten ist. Die durch das kosmische Licht eingetretene
Erweckung des Geistes liegt schon potentia in der Eig en tümlichkeit
des Menschen, ist dort zu einer untrennbar innewohnenden
Qualität geworden, und wenn sie sich auch in jedem Augenblicke
des Sehens und daraus resultirender Gedanken-Erhaltung
oder -Umbildung wiederholt, so ist das gewissermassen nur
als das bedeutungslose Nachzittern einer Schöpfungsbewegung
aufzufassen, die sich schon vollzogen und in ihren schliesslichen
Resultaten gesichert ist, die allerdings (nach dem inneren Zusammenhang
aller Dinge im All) durch accumulirende Erschütterungen
während der Spanne des Lebens noch vollendeter
umgestaltet (oder auch abnorm verdorben) werden kann (und
dadurch für die jedesmalige Persönlichkeit ein besonderes Verdienst,
oder Verluste, accreditiren würde), die aber, wenn durch
Zufälligkeiten die Wechselwirkung unterbrochen ist (wie oft
schon beim Schreck oder ändern Wahnsinn zeugenden Einzelereignissen
durch plötzlichen Wechsel des gerade vorhandenen und
auf das Hirn einströmenden Gesichtsbildes), nichtsdestoweniger
ihren eigenen Gesetzen nach regelrecht sich weiter bildet. Der
organische Zusammenhang der in jedem Acte des Selbstbewusstseins
aus gleichem Erdkörper gebildeten Persönlichkeit besteht
dann (nach dem Zerfallen jenes) im Ewig-Unendlichen ohne
Raum- und Zeitbeschränkung fort.
Die Fragen nach dem Bösen*) und seinem Ursprung haben von
*) Das Böse, das nicht von Gott (als alleiniger Ursache), kommen kann, setzt
(nach Plntarch) zwei entgegengesetzte Principien voraus. Nach Pythagoras liegt
[jeher das experimentum crucis der Religionen gebildet und mit
Theorien darüber pflegten sich die Moralisten ihren eigenen Kopf
nicht nur, sondern auch jeden gesunden Menschenverstand zu zerbrechen,
wenn die sonderbaren Launen eines allmächtigen und allgütigen
Schöpfers*) erklärt werden sollten, der, ohne durch einen
gleichstarken Ahriman in seiner Herrschaft beeinträchtigt oder zum
Kampf um dieselbe gezwungen zu sein, dennoch aus eitler Liebe
für die armen Menschenkinder dem Teufel seine bösen Spässe
zu treiben erlaube! Allerdings hat es dieser Autokrat**) dann
wieder in seiner Hand, seine Auserwählten durch Special-Vor-
f rechte zu schützen oder seine priesterlichen Diener mit unbe-
Sschränkter Vollmacht zu bekleiden, aus Hölle oder Fegefeuer
(und allen Netzen des Widersachers zu befreien. Die Ausübung
: der Tugend wird hier zur servilen Augendienerei, es kommt vor
[Allem darauf an , die Ceremonien des Cultus genau zu erfüllen,
die vorgeschriebenen Gebete zu sprechen oder, noch bequemer,
¡das Böse ln der Materie, nach Plato in der Ananke (der Vernunft gegenüber).
iPlotin setzt das Böse in die Negation des Sein, Proclns in das Gestaltlose, Philo
¡in den Gegensatz zu Gott. Nach den Ssabiern (bei Shahristani) ist der Stoff die
IWurzel des Bösen (s. Ohwolsnhn). Nach Spinoza ist nichts gut oder böse, sondern
der differente Charakter tritt erst in Beziehung zum Menschen hervor.
*) Nach Ibrahim ben Sajjär an Nazzäm (unter den Mutaliziten) widerspricht
■%s dem Begriff der Gerechtigkeit Gottes, dass er, sofern er wollte, auch das Unrecht
tbun könnte (s. Steiner). Gott hat nicht die Macht, gegen solche, die mit
' Bewusstsein und Vernunft handelten, Ungerechtigkeit zu üben (nach Al. Iskafi).
**) Gott leitet nich t, wen er irre führen will, und sie haben keinen Beistand
(im Koran). Gott hat ihr Gehör versiegelt und auf ihren Blicken liegt eine
Decke und es trifft sie gewaltige Strafe (als praedestinirt). Neque enim quia
bonum est-, idcirco auscultare debemus, sed quia Deus praecepit (Tertull.). Unde
videndum est, ne forte etiam, si quid boni operis apud illos (haereticos) geri vi-
detur, quia non fit ex flde, convertatur in peccatum (Orig.). Nach Augustin
übertrifft fldes rationem. Liberum arbitrium ad malum sufficit, ad bonum autem
, parum est, nisi adjüvetor ab omnipotenti bono (Aug.). Opera misericordiae
> nihil prosunt, sive Paganis, sive Judaeis, qui Christo non credunt (Aug.). Omne
bonum ac malum non nobiscum oritu r, sed agitur a nobis, war die (ketzerische)
Lehre des Celestius (Genosse des Coluber Britannus). Animae in corpore sen
cordis perenni ustioue puniri, sensit Orpheus.