knüpft wird, oder an frühere Formen des Thierreichs bis zu
den Proteisten oder anderen Proteuswandlungen. Der Mensch
sei uns zunächst gegeben als Bürger seiner geographischen Provinz,
da wir hier ein Spiel von Causalitäten vor uns haben, die,
aus der Peripherie der Umgebung im Centrum zusammenstrahlend,
dort ein neues Product erhellen. Was von fossilen Resten des
Menschen aus unteren Schichtungen ausgegraben wurde, kann
erst dann seine richtige Einordnung finden, wenn es möglich
geworden ist, aus der noch gegenwärtig auf der weiten Oberfläche
der Erde enfalteten Fülle des Menschenlebens das Bild eines
normalen Durchschnittsmenschen zu entwerfen. In den Völkerkreisen
der verschiedenen Länder werden verschiedene Arten und
(je nach dem Massstabe) verschiedene Grade der (in einem künstlichen
System nach dem Material der gebrauchten Geräthschaften
classificirten) Cultur beobachtet, und wenn man hier, wie die
Naturphilosophie in der Pflanzenkunde, eine Evolutionstheorie
vom Niederen zum Höheren einführt, so wird der Horizont des
Wissens durch solche Bequemlichkeitshypothesen eingeengt, statt
erweitert. Die Cryptogamen fahren fort, ihre gesonderte Existenz
neben den Phanerogamen zu bewahren, hier lockt die Sonne
Moose oder Fa rrn, dort Compositen und Umbelliferen hervor,
und so wird auch die ganze Vielgestaltigkeit der Geistesproduc-
tionen im Nebeneinander bestehen können, wenn sich auch oftmals
einzelne Gruppen zum Nacheinander verbinden. Als Gegenstand
der Beobachtung bietet sich hier die Gesetzlichkeit der
Erscheinung und der Einfluss der historischen oder geographischen
Agentien, unter deren Abhängigkeit sie stehen. Das ganze
Volk, das den natürlichen Ausdruck seiner Umgebung darstellt,
also als ein eingeborenes zu betrachten sein würde, wird in der
Entfaltung seiner Bildung zu harmonischer Ausgleichung ein
gewisses Niveau erlangen und auf demselben verharren, bis historische
Einwirkung weitere Anregung giebt, deren Erfolg ebenfalls
unter bestimmten Gesetzesformen (je nach den Affinitäten
der zusammentreffenden Kräfte) in die Erscheinung treten wird.
Ein auf fremden Boden verpflanztes Volk wird (bis zu völliger
Acclimation) dort im Vergleich zum eingeborenen verschiedene
Phänomene zeigen, aber immerhin solche, wie sie gesetzlich aus
seinen momentanen Eigenthümlichkeiten und denen des Milien
resultiren, und ebenso wird ein historischer Anstoss auf eine nach
Umständen wechselnde, jedoch immer durch solche gesetzlich bestimmte,
Bahn einlenken. Es werden aus allen diesen Verhältnissen,
und dem je nach Gegensätzen* oder Verwandtschaften
resultirenden Gesammtresultat derselben mannigfaltige Phasen
zu Tage treten, deren Besonderheit sich jedesmal um einen typischen
Kern gruppiert und aus dem Triebgesetze desselben in
nothwendigen Bildungen hervor wächst. Für die Supposition eines
zeitlichen Nacheinander fehlt es aber an jeder Begründung,
schon weil wir mit solchen teleologischen Entstehungsfragen in
das Zeitlose hinaustreten würden.
Die Evolutionshypothese meint, den Dictaten der inductiven
Methode gemäss, sich mit ihren Erklärungen im Umkreise bekannter
Erscheinungen zu halten, und kommt, jede ausserwelt-
liche Hülfe ablehnend, zu jener primären Aetherwolke aufgelöster
Elemente, aus denen dann graduell die Erde und später das organische
Leben auf ihr hervorgetreten sei. Dass damit dem
philosophischen Streben nach einem Verständnisse des Seins
nicht genug gethan sei, liegt auf offener Hand, da auch die
weiteste Entfernung des Anfangs nie die Frage nach dem Anfang
des Anfangs aufheben kann. Indess sündigt jene Theorie
zugleich gegen die Vorschriften der Induction, und deshalb muss
ihr auch die Fähigkeit, wenn nicht das Absolute, doch die Relationen
im Absoluten zu erklären, abgesprochen werden. Eine
isolirte Betrachtung der Erde schliesst die Augen gegen mächtige
Factoren, die von allen Seiten auf sie eingreifen, als integri