sieh in dem südlichen B a g a r das mächtige Reich Magad (am Ganges).
Das vornehmste Geschlecht der Brahmanen (Birman auf tibetisch und
mongolisch), die die erste Kla s se unter den Indiern ausmachten, hiess
Schige (aus 500 edlen F am ilie n bestehend). A u s diesem Geschlechte
stammt der Beherrscher von Magad ab, Ssudaduni in der Residenzstadt
Chober-Schara. Seine Gemahlin (Machamai) empfing einen Sohn am
15. T age des mittleren Sommermonats im Jahre Rabdschur, den sie nach
zehn Monaten gebar und zum Dienste einem Beherrscher aus dem G e schlechte
der wiedergeborenen A s suri-T äng g ri übergab, der das K in d in
seidene Decken wickelte. E in anderer K ö n ig aus diesem Geschlechte der
Wiedergeborenen, Churmussta-Tengeri, vollzog das erste T au fb ad des
Kindes, wobei ihm der Name A rd a s ch id i gegeben wurde. Nach einer
alten Gewohnheit in der F am ilie Schige wurde jedes neugeborene K in d
männlichen Geschlechts an einen heiligen Felsen-Ort gebracht, um die
Gottheit zu verehren, aber als der K n a b e A rd a s ch id i vor dem Götzenbilde
erschien, verbeugte sich dieses 'vor ihm und die Zuschauer gaben ihm
dann den Namen (die Gottheit, höher als alle Götter) Dewatidewa (auf
mongolisch) oder Tengerün T än g g ri (auf indisch). Im zehnten Jahre
seines Lebens ward ihm zum L ehre r der weise B a g (Bah) Burenu Baktschi
(für die Dichtkunst, Musik, A rzn e i und Mathematik) gegeben, der aber
nur die indische Sprache verstand (worauf ihm der K n a b e 50 fremde
Sprachen lehrte und viele unlösbare Frag en vorlegte). Nachdem er seinen
Oheim Dewadatt (der sein Nebenbuhler war) durch seine Vollkommenheiten
besiegt hatte, heirathete er ein Mädchen aus der F am ilie Schige,
die ihm einen Sohn R a ch o li (und später eine Tochter) gebar. Nachdem
er die Leiden der Geschöpfe erkannt hatte, entkam er aus dem Palaste
auf einem durch Churmusta T ä n g g r i gegebenen P ferde und liess sich
(unter seinen Schülern) an dem Flusse A rn as sa ra oder Narassara (in dem
Reiche Utipa) nieder, wo sein mit Steinen ausgelegtes L a g e r mit dem
heiligen K ra u t Guscha bedeckt war. Sein Einsiedlerleben (mit bescho-
renem Haupte) am achten Tage des ersten Sommermonats des Jahres
D onnan beginnend, verwandelte Arta sch id i seinen Namen in Godom oder
Hodom (Kuhhüter). Seine N ah run g bestand (gleich der a lle r indischen
Einsiedler) aus Angelika-Samen, H o n ig , Weintrauben und Früchten;
als er aber dadurch in eine grosse Schwäche verfiel, erlaubte er der F a m
ilie Schige, in seiner Nachbarschaft eine Heerde von 500 Kühen zu
halten, durch deren M ilch er sich wieder erholte. Chachomanus (König
der grossen Affen) besuchte ih n , Honigscheiben bringend. E in durch
Dewadatt trunken gemachter Elep h ant (ihm zu schaden) ward durch
seinen aufgehobenen F in g e r besiegt. V on seinen L ieblin gs sch ülern (Mo-
lon T o in und dem Sohne S ari’s, des Hofbeamten, der ihm auch die Lehre
von den L e id e n erk lä rt hatte) begleitet, g in g Godom in die Wüste, wo
er seine Gegner L a b a i E r ik tu und Ussun Deb e ltu (die fragten, wer ihn
zum geistlichen Stande geweiht habe) dadurch bekehrte, dass er sich
selbst als z u der Stufe eines Gerechten oder H eiligen gelangt erklärte.
A ls ihn vier schöne junge Schwestern, die ihn zu verführen wünschten,
nach den Zeugen fragten, dass er alle vorigen H e ilig e n in sich vereinige,
schlug Godom mit der Han d auf die Erde, worauf Okün T än g g ri (der
Beschützer der Erde) als Zeuge erschien. N a ch sechsjährigem E in s ie d le rleben
verkündigte Godom seinen Schülern, dass er a lle irdischen P rü fungen
besiegt habe, und beschloss seine Betrachtungen um Mitternacht,
am Morgen zu der höchsten Stufe des vollkommenen und • hochheiligen
Lebens eines Gerechten gelangend, als Burchan B a k tsch i oder Schige-
muni (der Busse gethan hat im Geschlecht Schige). Nach 49tägiger Busse
wird er durch Esruwa T ä n g g r i (mit Ueberreichung eines Betrades oder
K a rd e ) einem Fürsten aus dem Geschlechte Macharansa (mit Ueberreichung
von acht Kleinodien) und Churmustha T än g g ri (mit Ueberreichung
einer D u n oder Seemuschel) zur P re d ig t und Volksbelehrung aufgefordert.
In dem Buche Ullig e rium D a la i sagt Schigemuni, dass er (durch die
Erkenntniss seiner gesetzwidrigen Handlungen sich selbst verhasst geworden)
durch einen gewissen Geist, den er seinen L ehre r nennt, erleuchtet
(und auf wundervolle Weise in der W e ish e it unterrichtet) worden sei.
Erkennend (nachdem ¡er dem Throne entsagt), dass ein Schüler Standh
aftigke it genug besitzen muss, sich selbst aufzuopfem, unterwarf S chigemuni
sich der Prüfung, dass 1000 brennende Kerzen an seinen K ö rp e r gesetzt
wurden, und erhielt die v ie r Lehren, dass a lle Schätze dem Erschöpfen,
alles Hohe dem Fa lle, alles Gesammelte der Zerstreuung und alles L e bende
dem Tod e unterworfen ist. N a ch der Busse, den L e ib mit 1000
N ä g e ln zu zerfleischen, erhielt er die v ie r Lehren, dass alles Sichtbare
vergeht, alles Geborene k lä g lich endet, jed e r Glaube dem Nichts gleicht
und A lle s nur in der E in b ild u n g besteht. Nach der P e in ig un g des
glühenden Ofens erhielt er, als die vie r Regeln zum heiligen Wege, standhaftes
M itle id , Entfernung von Grausamkeit, unbegrenztes Erbarmen und
unerschütterliche F e s tig k e it im Glauben. D e r Schüler erbot sich dann,
seinen L e ib aufzuopfern. D er L e h re r sprach: „M e in e L eh re muss im ewigen
A n den ken bleiben, und daher musst du sie aufschreiben a uf deine eigene
H a u t mit einem G riffe l aus deinen Gebeinen und mit D in te aus deinem
eigenen Blute.“ Nachdem er die P rü fu n g (unter Gebeten) ertragen, erh
ie lt er geschrieben die zehn Hauptregeln der S ittlich ke it, als letzte
Grundlage seines Glaubens. Nachdem er seine L e h re in Indien ausgebreitet,
sagte Buddha (dem Tode nahe) vorher, dass dieser Glaube 5000
Jahre hindurch bestehen, und dass dann in Indien als Religionslehrer
ein neuer G o tt in Menschengestalt (M a id a ri mit Namen) erscheinen werde.
Im L au fe dieser Z e it werde seine Lehre bedeutende Verfolgungen erleiden,
so dass seine Anhänger würden gezwungen sein, sich aus Indostan
zu entfernen und in den höchsten Gegenden T ib e ts zu verbergen, welche
Gegend der M itte lp u n kt des dann zu den entferntesten V ö lk e rn ausgebreiteten
Glaubens werden würde. D ie Verfolgung tra t in Indien