g g g Drittes Kapitel.
Sh
die Sache eifrig zu betreiben begannen, konnten wir uns doch
nicht entschliessen, unsere Zeit zu opfern, um den Ausgang, der
immerhin ungewiss blieb, zu erwarten. Der Weg führte Uber
eine geneigte Ebene mit Hügelzügen. Hie und da zeigten sich
Festungswerke und auf vorstehenden Punkten Thttrme. Der
Fluss Chong wurde auf einer steilen Steinbrücke passirt. Bei
Hwai-Lai-Sien (jenseits Yuling) durchritten wir den ausserhalb
der Stadtmauern abgehaltenen Bazar. Auf der folgenden Steinebene
standen Hügel hervor. Steinhaufen mit aufgepflanzten
Stöcken bezeichneten Gräber. Abends kehrten wir in Tumu
(jenseits Lang-shan) ein. Die Wachthäuser waren mit bunten
Darstellungen von Gewehren, Bogen, Pfeilen, Schilden verziert.
Beiter trugen Pfeile.
Am nächsten Morgen brachen wir mit der Sonne auf und
durchritten steinige Passagen. Brunnen wurden durch Räder
getrieben. Ein Tempel enthielt die schwarzbärtige Figur Lau-
Mioh’s und daneben war eine kleine Capelle mit verschiedenen Darstellungen
ausgemalt. Ueber eine weite Ebene, von Bergreihen
umzogen (Felder mit Kegelbergen im Gesicht, an Zelten von
Mongolen vorbei) erreichten wir Sha-chengh *) und brachen nach
kurzer Mittagsrast wieder auf, den vulcanisehen Kegel umreitend,
nach einer Sand-Ebene. In der Nähe des Pa-pau-shan finden
sich Kalkbrennereien und am Fusse des Kiming-shan liegt Yang-
ho. Nach Passiren der Brücke, am Porphyr-Felsen vorbei, folgten
wir dem zwischen kahlen Hügeln fliessenden Flusse aufwärts
mit seinen Wasserschnellen. Einen Pass kreuzend öffnete sich
der Blick auf entfernte Bergketten. Auf der sandigen Ebene,
die dann betreten wurde, geriethen wir in einen Sandsturm, der
die.Nothwendigkeit der Staubbrillen zeigte, wie sie in Peking
überall den Reisenden angeboten werden. In eine grüne Fläche
hinabsteigend, fanden wir Nischen mit Holzfiguren, Galgenkäfige,
um die Köpfe enthaupteter Verbrecher aufzustecken, und einen
Triumphbogen von Stein am früheren Sommerpalast der mon•
) Dann Sin-pao-an. Zwischen Yuling und Sin-pao-an folgt der Weg einem
Thal am linken Ufer des Hun-ho. Die Strasse bei Sian-hwa fn hält sich in der
Nähe von einem Arm des Yaug-ho.
golischen Kaiser. Steinfiguren, roh gearbeitete Fürsten, Frauen
u. s. w darstellend, standen am Wege, dann Figuren von Pferden,
Widdern u. s. w., auch chinesische Inschriften. Bei der Ankunft
in Suin-hwa-fu, einer Stadt von 200,000 Einwohnern, fanden wir
alle Gasthäuser besetzt, und begaben uns deshalb nach dem
Kloster der Lazaristen, wo Père Laurier uns freundlich empfing
und im Refectorium erquickte.
Am nächsten Tage passirten wir eine sandige Ebene und
gelangten dann Uber Sandsteinhöhen in eine grüne Ebene. Flache
Hügel-Erhebungen zeigten sich in der Ferne, und am Ende einer
geneigten Ebene erschien Kalgan im Halbkreis der umgebenden
Berge. Die Befestigungen der grossen Mauer liefen an den
Bergspitzen fort, mit Thürmen unterbrochen. Der Pei-cha wird
auf einer Brücke überschritten. Nach Ankunft in Kalgan*)
(Tschentzefuh oder Tschang-Kia-Keu) stiegen wir in einem Gasthause
jenseits der Stadt ab (31. August) und wurden von dem
Wirthe mit englisch geschriebenen Empfehlungen seines Hôtels
bewillkommt. Am Nachmittag suchten wir die russische Factorei
auf, von der sich seit dem Abschluss der Verträge der
Handel mit Kiachta vermittelt und lernten dort den Leiter derselben,
Herrn Noskoff, kennen, sowie Herrn Sidneflf, der für seine
Rückreise Vorbereitungen traf. Beim Heimkehren bemerkten wir
ein Theater auf der Strasse, bei dem die männlichen und weiblichen
Zuschauer durch einen offenbleibenden Raum getrennt
waren. Auf der Bühne sasserf ein Herr und eine Dame auf
ihren Stühlen in Unterhaltung zusammen. Gefechte reguliren
sich nach dem Takt der Musik. In den Häusern der Stadt
wurden Anzeigen vertheilt, um darzuthun, wie viel auf jeden
Hauseigentümer in der Contribution falle. Das Gasthaus war
mit 500 Cash belastet. Kalgan hat seinen Namen. Thor von
dem engen Bergthor erhalten, in dem sich seine Festungswerke
öffnen, und wo den ganzen Tag das regste Treiben herrscht.
Die Strassen sind mit Läden besetzt, die Häuser durch Bogen
• ) Kalgan consists of two towns, the Hiapoo and the Shangpoo. In the
Hiapoo is the walled town of Wantseuen-Hien, approached by a modern bridge,
the Tungkéo. Thè road leads past the town to the Shangpoo (s..Swinhoe).