verleihe; dein grauer himmelansteigender Hauch und. die Glu th beweisen
deine Gegenwart. Deinen rothen Schein erkennt A lle s , was lebt. Deine
strahlende H itze weckt Anbetung in allen Wesen, die sie empfinden.
So wie wir im guten Monde und an einem guten T age dich ehrerbietig behandeln,
von dem breiten Strom der weissen W o lg a Wasser über dich
sprengen, Branntwein tröpfeln, das Opferfett mit der flachen H an d über
dich ausbreiten, eines gelbköpfigen Schafes Kopf, sammt der rechten
Kippenseite in d ir verbrennen, so wollest auch du, Feuer, indem diese
Opfer in deiner G lu th schmelzen, a uf uns die F ü lle deiner Güte er-
giessen, um die wir bitten. V erleihe K n a b e n von starkem Wuchs, schöne
Jungfrauen, verleihe Segen den Viehheerden. B re ite t euren Segen aus,
Burchane. D u Feuerplatz sei gesegnet. Ehre der h eiligen D re ifa ltig k e it.
Werd e t fruchtbar und grünet, wie die B lä tte r an den Bäumen, werdet
satt an den Heerden des Viehes, erbauet prächtige Wohnungen. W ie
das vom U rva te r angeschlagene und von der Urmutter angeblasene
Feuer, dessen V a te r hartes Eisen und dessen M u tte r fester Feuerstein
ist, wie das mit der flachen Hand ausgebreitete Fe tt, das zerfliesst, hier
in dieser Versammlung behandelt werden, so müsse auch über euch stete
Freude, Wohlse in und Segen ausgebreitet •werden, der Lebensquell stets
zunehmen, E r fü ll’ es!
D ie Kalmücken und Mongolen haben auch Zauberer, die, obwohl von
den Lamen verfolgt und verflucht, von den Armen als b illig e r vorgezogen
werden. D ie weiblichen werden Udugun, die männlichen Böh genannt.
Sie verrichten Schlachtopfer*) (Galtaicho), welche die Lamen (um dem
*) Z u r Viehweihe lassen re ich e Kalm ü ck en u n te r ih re r Schafheerde einen W id d e r weihen,
d e r weiss (m it g elb em Kopfe) sein muss u n d Tänggri Tokcho (Himmels- o d e r Geisteswidder)
g en a n n t w ird . E r w ird n ie g e sch o ren , n ie v e rk a u ft, w en n e r ab e r v e ra lte rt und d e r Eig en -
th üm e r w ill einen n eu en w eih en la ssen , so muss d e r a lte zu einem Opfer dienen, welches
me istens im H e rb ste (wen n die Schafe fe tt sin d ) m it d e r Nachbarscha ft v e rz e h rt w ird . Dab ei
w ird d e r W id d e r u n te r A n rufungen des Zauberers g egen Aufgang und m it fleissigem Milchspritzen
z u r F ü tte ru n g d e r Lu ftg eiste r an einem g lü ck lich en Tag e g e sch la ch te t, das Fleisch v e rz eh rt,
das Gerippe ab e r, n eb s t einem T h e il vom F e tt, au f einem ü b e r v ie r P fäh len e rrich te ten Rasena
lta r v e rb ra n n t und das F e ll m it Ko p f u n d F üssen n ach b u rä tisch e r A r t aufgehängt. D e r
Onggoi gen an n te Hausgötze d e r K alm ü ck en is t ein e A rt von L ap p en g eh än g e , welches (w id e r
K o lik en und an d e re Z u fä lle d ien lich und zum h äu slich en Glück fö rd erlich ) in d e r H ü tte (zu r
L in k en des Lag ers) au fg eh än g t zu sein pflegt, wo man zwei aus Teig1 g emachte b ren n en d e
Lamp en u n d ein Sch älch en m it Wa sser v o r denselben zum Opfer au fste llt Es sind eigentlich
v ie r ro th e baumwollene L ap p en , wovon d e r u n te rste d e r län g ste ist, die ü b rig en ab e r stu fen weise
abfallen u n d also d en S ch atten e in e r b ek le id e ten menschlichen F ig u r da rste llen . Ueb er
d em o b ersten h än g e n v ie r B än d e r von eben d e r Länge u n d ü b e rd em ein e Menge weisser und
ro th e r Flockseide, v o n d e r Län g e des grössten L a p p en s , h e ru n te r. D e r Götze Immegildschin
(P faffen h ü tlein strau ch o d e r E ronimus) w ird als S ch u tzg o tt d e r Schafe u n d des Viehes (von den
Mongolen u n d B u rä ten ) v e re h rt u n d b e s te h t e ig en tlich aus zwei an e in an d e r hän g en d en F iguren,
d e ren ein e des Götzen G attin v o rste llen soll. Die beid en Fig u ren sind n ich ts als zwei g la tte ,
län g lich e, oben in zwei ru n d e Sch eib en au sg esch n itten e P o ls te r, am L e ib e h e rum m it lan g wolligem
Schafpelz v e rb räm t, an welchem Augen, Nase, B rü sste u n d Nabel d u rch e in g en äh te
Knöpfe d a rg e s te llt sind. Die m än n lich e F ig u r h a t me ist am G ü rte l eine Pferdezwinge (um
V o lk e zu -willfahren) von ihnen angenommen haben (so widersprechend
auch das Tödten eines Viehes dem lamaischen G lau ben ist). Sie verrichten
die Viehweihe, welche g leichfalls aus der schatnanischen in die
lamaische Re lig ion übergegangen ist. Sie theilen auch gewisse Hau s götzen
aus, die der V iehzucht günstig sein sollen. Um den B e g r ifi der
w e id en d en P fe rd en einen Hinte rfuss u n d d ie Vordertus.se zu fe s s e ln ), d ie w e ib lich e a b e r (die
zuw eilen von äh n lich en k le in en F ig u ren ih re r K in d e r b e g le ite t is t) h a t a lle rle i k le in e Z ie rra th e n
u n d ein Nähzeug an sich hängen. Man s te llt die se s chm ierig en F ig u ren an d en v o rn ehm sten
P la tz d e r J u r te (gleich n eb en d en schigemunischen G ö tz en tisch , w en n e in so lch e r v o rh an d en
is t). D ie schamanischen B u rä te n v e re h re n Onggon als ih re n Hausgötzen. E in ig e kalmückische
Z au b e re r bed ien en sich b ei ih re n Gaukeleien grö sse r Brummeisen (T üm m e r-C h u r). U n te r die
v o n d e r lamaischen G e istlich k e it g eb illig ten Z au b ereien g e h ö rt das W e tte rm a ch e n (S ad d a-
B arin ae), das au f gewissen F o rmeln d e r geheimnissvollen Sp rach e (T a rn i) b e ru h t, d ie m it gläubigem
H e rz en u n d tie fe r A n d a ch t v o n dem W e tte rm a ch e r (Saadutschi) gegen gewisse Götzen* h e r g
em u rm e lt werd en . Um Regen zu verschaffen, muss d ie F o rm e l des Götzen O tsch irb an i g eb e te t
w erd en , fü r Wolken die des Mansuschiri B u rch a n , fü r N eb e l .d ie des Burchan N ag an s an a , fü r
k ü h le L u ft die des Bu rch an Radnasambowa, f ü r h e ite re s W e tte r die d e r v ie r Bu rch an e u n d des
Boddisaddo, fü r S tu rmw in d die des Chondschinboddisaddo.- Die T a rn i w e rd en k n ie en d g eb e tet,
u n d n a c h dem Gebet w e rd en (um Regen zu ma chen) gewisse S tein ch en in ein e Schale m it
W a sser g eth an , d ie n ach d e r Himmelsgegend (w o h e r d e r Regen kommen so ll) au sg e s ch ü tte t
w erd en . Das au f d e r E rd e o d e r in Th iermag en gefundene S te in ch en (Saad an Tscholon) b ew eg t
sich im Wa sser b e stän d ig in einem W irb e l, so dass das Wa sser in d e r Schale in e in e k o chende
Bewegung g e rä th u n d (w en n d ie en tsp re ch en d en T a rn i ausgesprochen w e rd en ) P la tz reg en e r z
eugt. W e r die K u n st des W e tte rm a ch en s au sü b en w ill, muss (n ach d en K a lm ü ck en ) festen
Glauben an die Macht d e r Götzen (d ie E rfin d e r d e r T a rn i sin d ) fassen u n d in diesem Glauben
e inmal in seinem Leb en die zu g eb rau ch en d en F o rm e ln , je d e 1000 M a l, an d ä ch tig h e rg e s ag t .
h ab en . Zum Geb rau ch muss e r die F o rm e l s p ä te r 500 Mal h e rs ag en und, w en n nöthig, w ie d e rh
o len . Im W in te r is t es sü ndlich, d ie K u n st au szu ü b en (um n ic h t T h ie ren u n d Gewächsen zu
schaden), u n d au c h im Sommer w ü rd en d u rch zu v ie le G ew itte r Gewü rm u n d Ungeziefer um kommen.
Die D allad sch i. (d e r K a lm ü ck en ) o d e r J a u ru n ts c h i (d e r K irg isen ) ü b e n d ie D a lla -
Xülike (bei d en Kalm ü ck en ) g en an n te We issagekunst, in d em sie aus d en Rissen, d ie d u rch F e u e r
in g eb ran n ten S ch u lte rb lä tte rn en tsteh en , k ü n ftig e Dinge Vorhersagen. I n dem mongolischen
Buche Da lla w e rd en die Regeln an g e g eb en , h a c h w elch en d ie v e rs ch ied en en , g e rad en und
sch räg en Qu erspalten, die das S c h u lte rb la tt im F e u e r b ek om m t, au szulegen sind, u n d b ei den
L am a iten is t ein besonderes Gebet an d en G o tt d e r A e rz te (O ta tsch i) v o rg e sch rieb en , welches
w ä h ren d d e r Zeit, d a das S ch u lte rb la tt au f d e r K o h len g lu th lieg t, h e rg em u rm e lt w ird . W en n
d ie K alm ü ck en fü r eine abwesende P e rso n ein S ch u lte rb la tt b re n n e n , so w ird es dem D alladschi
zu g leich m it irg en d einem Kleid u n g sstü ck o d e r H au sg e rä th (1er P e rso n , als Ghai oder
V o rb ild derselben, g eb ra ch t. Amin Chalga (d e r Weg des Lebens) is t d e r Lebenszug oder die
L in ie d e r Geschäfte (m it d en Hin d ern issen u n d Umständen, die d ab e i Vorkommen), d ie Spalte
Booduk d eu te t au f Hindernisse u n d Unglück, Mangnae b a ir b e d e u te t geschwindes G lü ck , Set-
k irii* Obo sin d .Ze ichen böser Geister, die n a c h dem L e b en tra ch ten . Boodok sin d d en Teufeln
en tg egengesetzte Zeichen. Die Einwirk u n g böser, ü b e lth ä tig e r Geiste r (T s ch e tk ü rin Chalga) und
d e r B eistand g u te r Geister (Tän g g rien Chalga) werden aus den Rissen au f d e r u n te re n S e ite des
S ch u lte rb la tte s e rk lä rt. Nach dem Buche B e lg en -B itsch ick n im m t d e r We issagende n e u n g le ich
lange F äd en (an d e ren einen ein e Koralle g ek n ü p ft ist) in die lin k e H an d u n d z ieh t (nachdem
e r sie zusammengeschlungen) e in en F ad en n ach dem än d e rn h e rv o r (die E n tsch e id u n g d a rn a ch
g ebend, wo d e r Korallenfaden anfangs oder sp ä te r getroffen w ird ). Die Sohi g en an n te We issagek
u n s t nach gewissen astrologischen Tafeln, zu d enen e in h ö lz e rn e r W ü rfe l (au f je d e r Se ite m it
in dischen C h a ra k te ren besch rieb en ) Anleitung g ieb t, is t von T ib e t h e r u n te r den Mongolen
e in g efü h rt.