diese Fürstin. Die Mannschaft des Heeres befragte sich untereinander:
„Ist dies ein Pfeil vom blauen Himmel der Götter,
oder von den Assuri des Mittelraumes, oder von den Drachender
Grösse eines Kalbes hervor, die dreimal das Schloss der sclnraigholischeii
Chane umkreiste’ und es für ein Eigenthnm des Chans der zehn Gegenden erklärte.
Als Gesser (in der Gestalt eines alten Mannes) sich den Schein gab, als
wollte er den Eimer aufheben, liess er durch seine magischen Kräfte die Keifen
packen, und der Eimer zerbrach in zehn Stücke. Dann stellte er ihn durch
magische Zauberformeln, schöner wie zuvor, wieder her. Der in einen Waisenknaben
verwandelte Gesser Chan (als der von der Erde aufgeraffte Oldschibai)
hatte aus Elfenbein einen Löwen verfertigt, den er umherspringen liess, und aus
Gold einen Schmetterling, den er umherfliegen liess. Oldsehibai überredete den
Tschairung Darehan, die glückbringende weisse Steinwalze der drei Chane zu zerschlagen
, um Harnische daraus zu verfertigen. Mit Büke Tsaghan Manglai
ringend, sagte Gesser (als Oldschibai) das G e b e t:’ „ihr meine vielen himmlischen
Schutzgeister, und Ihr zum Weltsystem Gehörigen hier auf der Erde, mein
magischer Vater und Fürst der Berge Oa Guntschid, Ihr sechs Seelen des
Rongsa, des Onong Tsontsching T aju, des Jeke T a ju , des Bagha Taju, des Jeke
Kügergetschi und des Bagha Kugergetschi, erscheint in der Gestalt von sechs
Wölfen, packt diesen hier an den sechs Theilen-seines Körpers und entführt ihn.“
Er warf dann seinen Gegner zur Erde, und der Todte wurde von sechs Wölfen
weggeschleppt. Mit .den Worten: „Ihr meine nach Fleisch lüsternen Schutzgeister,
packt sein Fleisch a n , Ihr meine nach Haaren lüsternen Schutzgeister, ergreift
ihn bei den Haaren, Ihr meine nach Blut lüsternen Schutzgeister, haltet Euch an
sein Blut, kommt der Rache nach, zerreisst und entführt ihn,“ schleuderte Gesser
(im Ringkampfe) den Aghola Oergoktschi Büke über sich weg, und die Schutz»
geister führten den'zerrissenen Körper fort. Während Gesser Chaghan Freude
und Vergnügen genoss, geschah es, dass eine magische Verwandlung des mit
zehn Kräften ausgerüsteten Riesen in der Gestalt eines grossen, verdienstvollen,
heiligen Lama erschien. Rogmo Goa (die Gesser zu begleiten sich weigerte)
ging, sich vor diesem grossen Heiligen zu verbeugen und (nach dem Vertheilen
sei»er Schätze) bejahete seine Frage, ob sie seine Hausfrau werden wollte.
Als auf ihre Ueberredung Gesser sich verbeugte, um den Segen zu empfangen
(durch Berührung mit dem Rosenkranz), nahm der Lama ein gemaltes Eselsbild
und legte es auf Gesser’s Scheitel, wodurch er ihn augenblicklich in einen Esel
umwandelte. Dann nahm der mit zehn Kräften ausgerüstete Riese die Rogmo
zu sich, und Gesser wurde mit allerlei teuflischem Unrath beladen. Die drei
Völkerschaften (um Gesser zu retten) sandten zu Adschu Mergen, die bewaffnet
auszog und den Botschafter Ueseskulengtu Morgen Kja (in eine kleine Schneckenmuschel
verwandelt) in die Tasche steckte. In der älteren Schwester (mit u n geheuren
Glotzaugen, mit bis auf die Brust hängenden Angenbrauen, mit bis auf
die Knie hängenden Brüsten, mit gefletschten Zähnen, auf einen langen Stab
fürsten der Tiefe, oder ist er ein Anzeichen, dass der Herrscher
in den zehn Gegenden, Gesser Chaghan, im Anzuge ist?“ Alles
floh aus Furcht, Rogmo Goa schleuderte einen ändern Pfeil (mit
einem Brief beschrieben) in die Luft, der den Pfeilkasten Gesser’s
traf, und Gesser (durch die in der Zwischenzeit gealterte Kuh)
die neun Jahre seines Aufenthaltes auf dem Riesenschlosse erfahrend,
wollte abziehen, sich seiner Helden und seines Palastes
erinnernd, aber Tümen Dschirghulang gab ihm den Bak genannten
Trank, der Alles vergessen macht. Mit Adschu Mergen
jagend, schoss Gesser eine Hirschkuh mit gelblieh-weisser Blässe
mit dem Pfeile durch und (das Thor am Schlosse der Riesenschwester
mit seinem B*eile zerschmetternd) fand (als schöner
Knabe eintretend) das alte Weib in derselben Weise durchbohrt.
Er zog den Pfeil aus, auf ihren Schwur, dass sie seine Hausfrau
werden wollte. Aber kaum hatte er den Pfeil ausgezogen, so
verschlang die Alte den Gesser sowohl, als die Adschu Mergen.
Da sprachen Beide aus ihrem Innern, ihr den gebrochenen Schwur
vor werfend, mit der Drohung, einen Blutlauf zu bewirken und
sich durch ihre Nieren zu bohren. Die Alte merkend, dass sie
Recht hätten, spie Beide aus. Als Gesser zum Schlosse des
Riesen kam, verwandelte sich dieser in einen Wolf und wurde
gestützt) des mit zehn Kräften ausgerüsteten Riesen, kam sie vor der Schlosspforte
an und wurde (mit des Riesen Erlauhniss) durch den Thürhüter eingelassen
und auf den obersten. Sitz gesetzt. Auf ihres Bruders Aufforderung, ßich
etwas von der Beute auszusuchen, wählte sie den schwarzen Esel (obwohl Rogmo
warnte, dass Gesser sich in Alles verwandelt, was er sieht). Um Rogmo zu beruhigen,
schickte der Riese einen seiner Schutzgeister in zwei Raben verwandelt
mit, die die den Esel führende Alte beständig begleiteten bis zum Schloss der
Schwester des Riesen (in welches Adschu Mergen sich s te llte , als ob sie hineinginge)
und dann zurückkehrten, zu berichten, dass sie es wirklich sei. Adschu
Mergen ging weiter zu den Unterthanen des Riesen und liess den Esel füttern.
In der folgenden Nacht schaffte sie dem Esel den Unrath aus dem Leibe, dhnn
begab sie sich früh Morgens mit ihm zu ihrem Vater, dem Drachenfürsten, woselbst
sie den Esel mit vielerlei gesegneten Speisen fütterten. Davon wurde
der Esel zu einem ausgetrockuetem schwarzen Kinde. Dieses wurde in heilsamen
Wasser gebadet und mit verschiedenen Speisen gespeist, wodurch der
Herrscher in den zehn Gegenden, der wohfthätige und treffliche Bogda Gesser
Chaghan seine frühere Gestalt bekam.
B a s ti a n , Reise. VI. 25