sind sehr niedrig und wenig geräumig. Die kräftige Armscheibe, deren Durchmesser ungefähr gleich dem
Schirmradius ist, hat die Form eines Achtecks, .welches 4 schmale und 4 breite Seiten zeigt; die schmalen
den Armpfeilern, die breiten den Subgenitalostien entsprechend. Letztere sind 3 mal so breit als jene.
Von der Armscheibe entspringen 8 starke Mundarme, die nur wenig länger als der Schirmradius sind.
Der Unterarm, etwas länger als der Oberarm, beginnt mit zwei verhältnissmässig grossen dorsalen Flügeln,
von denen getrennt zwei Reihen dorsaler Saugkrausen ausgehen. Diese vereinigen sich mit den ventralen
Saugkrausen erst an der Spitze des Arms. Die starke Lappenbildung und Faltung des Unterarms lässt
die 3flügelige Gestalt erst bei genauerer Betrachtung erkennen. Die am Ende der Lappen zwischen den
Saugkrausen hervortretenden Peitschenfilamente sind bei den vorliegenden Exemplaren bedeutend kürzer als
bei Lychnorhiza lucerna, vielleicht nicht vollständig erhalten.
Sehr auffallend ist die Uebereinstimmung unserer Lychnorhiza flagellata mit L. lucerna, die auch
Haeckel nicht entgangen ist. Leider war es mir nicht möglich, die Originale zu vergleichen, da das einzige
vorhandene, im Berliner Museum aufbewahrte Exemplar von L. lucerna der Gefahr des Transports nicht
ausgesetzt werden durfte. Nach der ausführlichen Beschreibung Haeckels gleichen sich die beiden Thiere
auf das Genaueste, da der Hauptunterschied die Monodemnie und Tetrademnie als unwesentlich anerkannt
wurde. Wir finden bei beiden die körnige Exumbrella mit den feinen Leisten am Schirmrande, ferner die
gleiche Bildung der Randlappen, des Canalsystems-und der Mundarme: Bei beiden sind die Subgenitalostien
mehrmals breiter als die Armpfeiler; auch halte ich es für nicht unmöglich, dass bei geschlechtsreifen
Thieren die Gonaden aus den Ostien. heraustreten, da sie bei dem von mir untersuchten Exemplar in den
Subgenitalporticus hineinragten.
Zwischen den betreffenden Arten lassen sich ausser dem fehlenden oder vorhandenen Subgenitalporticus
nur folgende Unterschiede .anführen. Der Schirm ist bei L. lucerna nach Haeckels Figur flacher
und weniger gross im Verhältniss zum Armbüschel. .Die Gallerte erreicht bei L. flagellata die doppelte
Dicke, und die Peitschenfilamente sind kürzer bei dieser. Nach den Zeichnungen Haeckels ist auch das
Canalsystem etwas, wenn auch nur wenig bei beiden verschieden. Bei L. lucerna nämlich finden sich in
jedem Octanten 3 Canäle vom Ringcanal nach den Buchten zwischen den Randlappen verlaufend, die durch
ein unregelmässiges Netzwerk schmälerer Canäle verbunden werden. Diesem letzten Unterschiede möchte
ich jedoch nicht zu grossen Werth beilegen. Haeckel hatte nur ein Exemplar, das geschont werden musste,
und konnte sich, wie ich vermuthe, nicht mit Sicherheit vom Verlauf der Canäle überzeugen. Die merkwürdige
Uebereinstimmung beider Medusen, die auch im gleichen Gebiet beobachtet wurden, macht es trotz
der soeben erwähnten Unterschiede mir höchst wahrscheinlich, dass sie einer gleichen Art angehören, doch
ist es klar, dass solche Identifizirung nicht ohne Vergleichung der Originale sicher geschehen kann.
Stomolophus. L. Agassiz. Das Genus Stomolophus schliesst sich aufs engste an Rhizostoma an.
Beide Gattungen zeichnen sich vor allen übrigen — von der zweifelhaften Form Brachiolophus darf man
wol absehen — durch das Auftreten von Scapuletten aus; ferner sind auch Canalsystem und Mundarme
bei einzelnen ihrer Arten fast gleich gebildet. Bei Betrachtung der Mundarme kann man zuweilen zweifelhaft
sein, ob sie gabelspaltig oder dreiflügelig sind. Doch hilft über diese Schwierigkeit das Vorhandensein der
Scapuletten fort: Ich vereinige daher beide Gattungen, die sich nur durch verwachsene, resp. freie Mundarme
unterscheiden, zur Familie der Rhizostomata scapulata. Durch die Expedition des „Vettor Pisani" wurde
eine neue Art, die vierte des Genus Stomolophus entdeckt.
Stomolophus Chunii. Vh. n. sp. (Taf. III, Fig. 4 u. 5, Tat. IV, Fig. l). Drei verschiedene Stadien
dieser Art wurden im Februar 1884 im Golf von Panama gesammelt. Von einer ausführlichen Beschreibung
der Gattung kann ich absehen, da Stomolophus schon von Haeckel eingehend geschildert und die wesentlichen
Merkmale von ihm wie auch von Agassiz abgebildet wurden. Ich will nur erwähnen, dass bei allen
drei Exemplaren, selbst bei dem grössten von fast 90 mm Schirmbreite, das Mundrohr nicht geschlossen
war, sondern dass die trichterförmige Einsenkung zwischen den Mundarmen mit der Gastrogenitalhöhle
communicirt. Die Gonaden lagen, jede von der Gastrogenitalmembran eingehüllt, getrennt in der letzteren.
Stomolophus Chunii ist ausgezeichnet durch hohen Schirm, der, ungefähr so hoch als breit, % des
Armbusches einhüllt, durch 8 oculare Randeinschnitte, 12 Velarlappen zwischen zwei ocularen und durch die
scharfen Stützleisten der Scapuletten. Er unterscheidet sich von St. fritillaria durch das Fehlen der inter-
oculai’en Randeinschnitte, durch die halbkugelige nicht zonale Form des Schulterkrausenbüschels und dadurch,
dass die Scheibe der Armkrausen nur wenig breiter als die der Schulterkrausen ist. Zwischen Scapuletten
und Armen treten die Träger der Schulterkrausen als scharfe Leisten hervor. Die Arme sind kürzer als
bei St. fritillaria. 112 Randlappen sind vorhanden. In jedem Octanten finden sich 12 velare und zwei
oculare Randlappen; die ocularen sind spitz und ragen nicht über den übrigen Schirmrand hinaus, die
velaren sind sanft abgerundet.
Bei St. meleagris treten 10 spitze Velarlappen (in einem Octanten bildet Agassiz 11 ab) statt der
12 stumpfen auf und die ocularen Randlappen sind länger, nicht kürzer als die velaren. Die Schulterkrausen
bilden zusammen bei St. Chunii eine Halbkugel, nicht wie bei St. meleagris einen Cylinder; ausserdem
sind die Leisten des Mundrohrs bei letzterem gerundet. Stomolophus agaricus Haeckel, welcher im gleichen
Gebiet mit St. Chunii, an der pacifischen Küste Südamerikas, gefunden wurde, ist von diesem am meisten
verschieden. Bei ihm werden von dem halbkugeligen Schirm nicht einmal die Scapuletten bedeckt, ferner
sind 16 tiefe Randeinschnitte und . 16 Velarlappen in jedem Octanten vorhanden. Die jüngeren Stadien, von
denen das kleinste 20 mm Schirmdurchmesser hat, unterscheiden sich von dem älteren nur durch etwas
flacheren Schirm, kürzere Scapuletten und davon abhängig durch längeres Mundrohr, die Canalnetzarcaden
sind nicht so hoch wie bei alten Thieren und die Mundarme weniger ausgebreitet Von unten gesehen
bilden die letzteren ein deutliches Kreuz, da die Zusammengehörigkeit von je zwei hier noch besser erkennbar
ist.
Rhizostoma Cut. Die Gattung Rhizostoma ist ausgezeichnet durch freie, nicht verwachsene
Mundarme, die Schulterkrausen und Gallertknöpfe tragen. Ich sehe nicht ein, weshalb der alte gebräuchliche
Name Rhizostoma Cuv. gegen Pilema Haeckel vertauscht werden soll und behalte daher dem Beispiel
von Claus folgend Rhizostoma als Gattungsnamen bei. Zudem hat man häufig in der Systematik
einer grösseren Gruppe einen Namen gegeben, der einer kleineren, besonders typischen entlehnt wurde.
Wir haben demnach im System die Ordnung Rhizostomata den Semaeostomen entsprechend und die
Gattung Rhizostoma zu unterscheiden. Es liegen mir zwei Arten dieser Gattung vor, von denen sich die
eine, Rh. hispidum, als neu erwiesen hat.
Rhizostoma pulmo. L. Agassiz. Es wurde in zwei kleinen Exemplaren im Mittelmeer, Mai 1882,