die ich der Güte des Herrn Geheimrat Leuckart verdankte; es waren hier jedoch meist nur einzelne Keimzellen,
welche der Wand noch auflagerten, während die übrigen aber in grösserer Mehrzahl frei in jenen
befindlich waren.
Ich möchte hier übrigens hervorheben, dass ich völlig selbstständig und unbeeinflusst zu diesen
Resultaten gelangte, da mir damals weder die Arbeit von Thomas1), noch die von Biehringer bekannt war.
Bemerken will ich an dieser Stelle noch, dass es mir trotz eingehender Untersuchung nicht gelungen ist,
bei unserer Sporocyste Spuren eines Excretionsgefässsystems aufzufinden, wie solches bei anderen Sporocysten
in einer den ausgewachsenen Plattwürmem ganz analogen Bildung aufgefunden worden ist. Weder von
Gefassen noch von flimmernden Endtrichtern war das Vorhandensein zu constatieren.
D i e L e i b e s h ö h l e der Sporocyste ist, wie schon einmal erwähnt, von einer serösen Flüssigkeit
erfüllt, die zum Teil wahrscheinlich ein Product des Zerfalles der die Sporocyste im Inneren auskleidenden
Wandzellen ist. Diese Nahrungsflüssigkeit ist von hellem, wässerig trüben Aussehen und führt neben vielen
granulierten Körperchen 0,014 mm grosse Zellen mit hellem Plasma, in dem ein 0,008 mm grösser, durchsichtiger
Kern mit starkcontouriertem Kernkörperchen liegt. Sie sind amöboid beweglich, bewegen sich
aber bei gewöhnlicher Temperatur auf dem Objectträger nur langsam, lebhafter dagegen, sofern man den
Objecttisch auf mehr als 20° Cels. erwärmt. Auf Schnittpräparaten sind sie leicht nachzuweisen; es zeigt
sich hier der Kern homogen hell, das Plasma intensiv dunkel gefärbt. Eine Vermehrung derselben scheint
durch Teilung zu erfolgen; wenigstens konnte ich wiederholt lebende Exemplare mit vier Kernen beobachten.
Uber die Natur dieser zelligen Gebilde (cf. Fig. 17) vermag ich bestimmtes nicht anzugeben.
Trabekeln, welche die Leibeshöhle von einer Wand zur anderen gehend durchziehen, wie sie Thomas2)
und andere bei ihren Untersuchungsobjecten beobachteten, finden sich bei unserem Tiere nicht.
Was nun die g r o s s e n , b e w e g l i c h e n S c h l ä u c h e anlangt, so haben wir in ihren Wandungen
naturgemäss, da sie ja nur in besonderer Mächtigkeit entwickelte Sporocystenschläuche sind, dieselben
histologischen Bestandteile vor uns, wie wir sie auch in den Sporocysten Wandungen fanden, nur dass in
Folge der lebhaften Färbung und Beweglichkeit teils neue Elemente hinzugetreten, die früher nicht vorhanden
waren, teils aber die alten einer progressiven oder regressiven Metamorphose anheim gefallen sind.
Die äussere Bedeckung der grossen Schläuche bildet die directe Fortsetzung der Sporocystenhaut
als eine Schicht von cuticulaartigem Aussehen, die sich durch Druck leicht von der unterliegenden Wand
ablöst und so leicht studiert werden kann. Sie erscheint doppelt contouriert und stark lichtbrechend; ein
zelliger Bau ist in ihr nicht wahrnehmbar, höchstens sind bei noch nicht völlig ausgewachsenen Schläuchen
noch Kerne aufzufinden.
Unter dieser Hautschicht liegt die Körpermuskulatur, die sich ebenfalls aus einer Ring- und Längsfaserlage
zusammengesetzt, und namentlich im vorderen Teil des Schlauches, den wir bereits früher vorzugsweise
als den Sitz der pulsierenden Bewegung kennen lernten, eine ganz enorme und exquisite Entwicklung
erreicht. Beide Muskellagen treten nicht mehr als einzelne Fasern auf, sondern gruppieren sich
*) Thomas. The Life History of the Liver-fluke. (Fasciola hep.) Quarterly journal of Micr. Science 1883. Vol.
pag. 99—134.
zu Bündeln von grösserer oder geringerer Stärke, die in wechselnder Entfernung einander parallel laufen
und nicht selten mit den benachbarten Bündeln einen Austausch einzelner Fibrillen bewirken.
Ganz augenfällig tritt dies bei der Ringmuskulatur hervor. Während dieselbe im Stiel und dem
unteren Teil des Schlauches sich nicht über eine Stärke von 0,010 mm hinaus erhebt, erreicht sie im vorderen
Schlauchende eine ganz gewaltige Entwicklung. Sie stellt hier nicht mehr eine einfache Faserlage dar,
sondern eine Anzahl starker und breiter Ringe vielfach neben- und übereinander liegender Muskelzüge.
Zum Teil verlaufen dieselben als einheitliche Schicht, die der cylindrischen Oberfläche des Schlauches im
grossen und ganzen parallel liegt und bei einer Stärke der einzelnen Fasern bis zu 0,004 mm eine Mächtigkeit
von ungefähr 0,04 mm erreicht. An den Stellen jedoch, wo die buckelartigen Auftreibungen vorhanden
sind, spaltet sich diese Ringfaserschicht in eine schwächere innere und eine stärkere äussere Lage, von
denen die letztere in einer Fläche verläuft, welche der äusseren Oberfläche des Buckels parallel geht,
während die innere ihr ursprüngliches Verhalten beibehält. Es entsteht so unter diesen Erhebungen jedesmal
ein Hohlraum zwischen den Faserlagen, der mit einer Gewebsmasse gefüllt ist, die wir weiter unten
kennen lernen werden.
Die Zwischenräume, welche die einzelnen Ringfaserbündel zwischen sich lassen, werden da, wo
äusserlich die breiten dunkel gefärbten Ringe vorhanden sind, ausgefüllt von einer Unzahl kleiner Pigmentzellen
(0,006 mm), die so stark mit kleinen oder gröberen Pigmentkörnchen von grüner Farbe erfüllt sind,
dass der Kern in ihnen nicht mehr sichtbar ist. In den Buckeln selbst, die durch ihre fast schwarze Farbe
sich noch mehr hervorheben, ist die Pigmentmetamorphose des Zelleninhaltes womöglich in noch stärkerem
Maasse aufgetreten; die Färbung ist hier dunkel schwarzbraun.
Die Längsmuskulatur bleibt hinter dieser Ringmuskulatur bedeutend an Stärke zurück; es treten
hier höchstens 10 Fasern (je 0,001 mm) zu einem Bündel zusammen; doch werden diese letzteren auch hier
breiter und kräftiger im vorderen Teil des Schlauches, über dessen Spitze sie in fast doppelter Breite hinziehen,
um auf der anderen Seite wieder nach hinten zurückzulaufen.
Während nun in dem vorderen Teile der grossen Schläuche diese beiden Muskellagen dicht über
einander hinziehen und keinerlei Zwischensubstanz zwischen sich nehmen, tritt am Schluss des ersten Körperdrittels
zwischen beiden eine Gewebslage auf, die von da ab bis an das Hinterende in gleicher Mächtigkeit
vorhanden bleibt. Es ist dies die schon früher, bei Besprechung der histologischen Zusammensetzung der
jungen Sporocyste erwähnte, blasse Substanzlage mit eingelagerten Kernen, die später allmählich verschwindet
und erst in diesen grossen Schläuchen wieder auftritt.
Bei zwar noch nicht völlig erwachsenen, aber schon durch einen Stiel gegen die Sporocyste abgesetzten
Schläuchen treffen wir sie noch ganz in der oben beschriebenen Art Und Weise entwickelt an; mit
der zunehmenden Ausbildung der Schläuche jedoch treten in derselben Umwandlungen auf, die ,dem früher
mehr gleichartigen und indifferenten Gewebe ein Aussehen geben ganz ähnlich dem, wie es das Körperparenchym
der ausgebildeten Distomen aufweist. Es treten in der homogenen Grundmasse nach und nach
immer zahlreicher grosse blasse Zellen auf, welche die letztere immer |mehr verdrängen und die Dicke
des gesammten Gewebes nicht unbeträchtlich erhöhen. Auf Flächenschnitten kann man dann am besten
die Zusammensetzung desselben, sowie dessen Ähnlichkeit mit der Grundmasse des Distomenkörpers erkennen.