Hypodermiszellen seinen Ursprung verdankt. Auf Längs- und Querschnitten scheint es aus einer völlig
homogenen, hyalinen Masse zu bestehen (s. Tafel 5, Fig. 21. pfa), während, von der Fläche betrachtet, sich
an ihm eine deutliche Körnelung nach weisen lässt. Welche Bedeutung mögen die kleinen Körnchen haben?
Auf diese Frage wird uns ein Querschnitt durch die Leibeswandung einer nur wenig älteren
Larve Aufschluss geben. An der Stelle, wo wir früher jene strukturlose Schicht sich ausbreiten sahen,
linden wir eine Lage feiner Fäserchen, welche sammt und sonders senkrecht zur Oberfläche, also einander
parallel angeordnet sind (s. Tafel 5, Fig. 23, pf). Auf einem Tangentialschnitte erscheinen die Fäserchen
als kleine, mehr oder minder regelmässig kreisrunde Pünktchen, die offenbar mit den oben erwähnten
feinen Körnchen identisch sind. Es müssen demnach die Parallelfibern schon zu der Zeit vorhanden
sein, wo die betreffende Schicht auf parallel zur Längsachse oder senkrecht zu ihr gelegten Schnitten
noch vollkommen homogen erscheint, und nur die geringe Konsistenz der neugebildeten Elemente mag
die Schuld tragen, dass wir nirgends eine deutliche Faserung wahrzunehmen im Stande sind.
Mit der Sekretion dieser Faserschicht, die, wie man wohl von vornherein vermuten konnte, nichts
andres als das äusserste, von mir als Parallelfaserzonc bezeichnete Fibrillensystem der filzartigen Subcuticula
vorstellt, hat die Thätigkeit der Hypodermiszellen noch nicht ihren Abschluss gefunden.
Unter der Parallelfaserzone sehen wir zunächst zwei konzentrische Schichten entstehen, deren
jede nahezu die Dicke der Radialfiberzone erreicht. Betrachten wir die fraglichen Schichten auf einem
Querschnitte, so hat es den Anschein, als ob die äussere derselben ein völlig strukturloses Häutchen vorstelle,
die innere aber von einer körnigen, in allen ihren Teilen jedoch gleichartigen Masse gebildet werde
(s. Tafel 5. Fig. 21 und Fig. 23, lfa). Einer derartigen Auffassung widerspricht auf das Entschiedenste
ein Blick auf einen Schnitt, der parallel zur Körperlängsachse gelegt wurde. Letzterer zeigt nämlich,
dass da , wo bei dem Querschnitte die homogene Membran zu finden war, sich eine1 fein granulirte
Materie ausbreitet, während an die Stelle der körnigen Lage eine vollkommen strukturlose, hyaline Schicht
getreten ist. Wir treffen hierbei auf Verhältnisse, mit denen wir zuerst bei Besprechung der Entwickelung
jenes äussersten Fibrillensystems, der Parallelfaserzone, vertraut gemacht wurden. Beide Schichten bestehen
aus feinen Fäserchen, welche zwar als solche auf der in der Fibrillenrichtung gelegten Schnittebene
nicht erkennbar sind, deren Existenz jedoch durch die Anwesenheit jener feinen Pünktchen, die
bekanntlich auf jedem den Faserzag kreuzenden Schnitte leicht aufzufinden sind, zur Genüge ausser
Zweifel gestellt wird. Ein Vergleich der beiden Schnittansichten ergibt ferner, dass an der Bildung der
äusseren Schicht nur zirkuläre, der inneren aber lediglich longitudinale Fasern theil nehmen.
Bei der regen Thätigkeit, welche die Hypodermiszellen gerade in dieser Periode entfalten, darf
es uns nicht wundern, wenn wir schon nach sehr kurzer Frist die Filzfaserzone in vollkommener Ausbildung
vor uns sehen. Dem ersten Schichtenpaare gesellte sich bald eine Reihe neuer Fasersysteme
hinzu — bei Ecliinorliynclius angustatus deren drei (s. Tafel 5 Fig. 21, lfa, rfa), bei Echinorhynchus
haeruca aber deren vier (s. Tafel 5, Fig. 23, lfa, rfa) — wodurch natürlicherweise eine wesentliche
Verdickung dieser Region erzielt wird. So kommt es, dass wir an jener Stelle, wo sich anfangs nur die
Parallelfaserzone als dünnes Häutchen hinzog, jetzt einen mächtigen Schichtenkomplex vorfinden, der
nahezu die Hälfte des Raumes einnimmt, den die Hypodermiszellen für sich beanspruchen.
Die weiche Beschaffenheit behalten die Fasern des Filzgewebes solange bei, bis die Umgestaltung
der zelligen Hypodennis in jenes äusserst reich entwickelte Radialmuskelsystem sich vollzogen hat
■(s. Tafel 6, Fig. 23, lfa, rfa). Dann erst beginnen die einzelnen Fibrillen — wahrscheinlich infolge einer
durch Wasseraustritt bewirkten Kondensation — zu erhärten.
Die ersten Veränderungen, die mit der Hypodermis nach dem Erlöschen ihrer sekretorischen
Thätigkeit vor sich gehen, bestehen darin, dass im Zellplasma zahlreiche kleine, stark lichtbrechende
Kügelchen auftreten, wodurch die gesammte Zellschicht ein opakes Aussehen gewinnt. Zur nämlichen
Zeit entstehen an den senkrecht zur Körperoberfläche gestellten Wandungen, und zwar ausschliesslich in
dem der Leibeshöhle zugewandten Theile, stäbchenförmige Plasmäverdichtungen, die sammt und sonders
radial angeordnet sind. Es währt nicht lange, so strecken sich die kleinen Lamellen beträchtlich in die
Länge und vertauschen dabei ihre plumpe Gestalt mit der einer schlanken Spindel. Anfangs sind es
nur wenige Fasern, die sich erkennen lassen, ihre Zahl wächst aber sehr rasch, sodass schliesslich die
Zellwände dicht mit Fibern belegt sind. Hiermit hat die Verfaserung jedoch noch nicht ihr Ende
erreicht. Der eben geschilderte Bildungsprozess wiederholt sich im Zentrum der Zellen und zwar so
lange, bis das gesammte Protoplasma verdrängt, die Zellen vollständig mit Faserwerk erfüllt sind. Inzwischen
haben die Fibern wesentlich an Länge zugenommen und die Dicke der Hypodermis durchwachsen.
Sie durchbrechen jetzt die äussere Begrenzungsebene und dringen in die darüber liegenden
noch weichen Fibrillengewebe der Filzschicht ein, woselbst wir sie ohne Schwierigkeit bis zur Parallelfaserzone
verfolgen können. Die übrigen Zellwände lassen sich noch längere Zeit hindurch unterscheiden,
späterhin aber, wenn die Radialmuskeln vollkommen ausgebildet, beginnen die Grenzen zu schwinden,
bis der frühere Zellenbau nirgends mehr nachweisbar ist. Der oben geschilderte Faserbildungsprozess
findet jedoch nicht bei allen Hypodermiszellen in dem gleichen Umfange statt. Der grössere Theil derselben
ist vollständig in Faserwerk übergegaugen (s. Tafel 9, Fig. 70 setz"). Aber zwischen den Faserzellen
liegen, durch bald grössere, bald kleinere Abstände von einander getrennt, Zellen, in denen überhaupt
keine, oder nur jene wenigen randständigen Fibern gebildet wurden (s. Tafel 9, Fig. 70 setz').
•Sie gehen späterhin vollständig za Grunde und liefern dann die Hohlräume, in denen beim erwachsenen
Wurme die Blutflüssigkeiten zirkuliren.
Mit der Resorption der Zellwände hat auch der protoplasmatische Zellinhalt eine chemische
Umsetzung erfahren, in Folge deren' seine frühere zähe Beschaffenheit verloren gegangen ist. Die Radialmuskeln
werden jetzt von einer farblosen, leicht beweglichen Flüssigkeit umspült, die eine grosse
Anzahl kleiner glänzender Körnchen von fett- oder ölartigem Aussehen enthält. Als Flüssigkeitsbahnen
funktioniren jene Lückenräume, die früher von den faserlosen Plasmazellen erfüllt waren.
Der verflüssigenden Metamorphose ist auch ein Theil der Kerne zum Opfer gefallen. Die übrig
bleibenden Nuclei zeigen, abgesehen von ihrer geringeren Grösse (8 bis 15 ft), genau dieselben Eigenschaften
wie die bläschenförmigen Kerne, die beim erwachsenen Wurme die Umsetzung der Nahrungsstoffe
in Blutflüssigkeit bewerkstelligen.
In die wahre Natur der Subcuticularfasern hat man seither noch keinen vollständig klaren Einblick
gewonnen. Wohl hatte man aus dem stetigen Zirkuliren der Flüssigkeiten gefolgert, es möchten die
feinen Fibern, welche allseitig die Hohlräume begrenzen, die Strömung hervorbringen, aber den strikten
Beweis, dass einzig und allein die radialen Fasern die motorischen Elemente vorstellen, ist man bis heute
schuldig geblieben. Und selbst wenn ein Zusammenhang der Subcuticula mit der Muskulatur in der