stimmen sollten, lincle ich keinen Grund, der uns berechtigte, die Acanthocephalen mit den
Nematoden zu vereinigen. Werfen wir einen einzigen Blick auf den merkwürdigen Bau der Hautmuskulatur,
des höchst komplizirten Rüsselapparates, des eigenartig dastehenden männlichen und weiblichen
Genitalapparates, sowie auf die Entwickelungsgeschichte, so werden wir Unterscheidungsmerkmale
wohl in genügender Menge finden, die eine Sonderstellung der Acanthocephalen im Systeme für alle
Zeiten rechtfertigen werden.
"Die Muskulatur der Leibeswand.
öeschi clitlieher TJeberblick.
Es war schon R u d o lp h i1) bekannt, dass die Muskulatur der Echinorhynchen keineswegs eineinheitliches
Fasergewebe darstelle, wie dies G o e z e 2) und Z e d e r 3) angenommen hatten, sondern
sich aus zwei übereinander gelegenen Schichten aufbaue, deren äussere nur zirkuläre, deren innere-
aber longitudinale Fibern enthalte. Die Struktur beider Muskelschläuche wurde zum ersten Mal eingehender
von W e s trum b 4) untersucht. Derselbe gelangte zu dem Resultate, dass jede dieser Schichten
aus einer einzigen kontinuirliehen Lage stark verzweigter und unter sich anastomosirender Muskelcylinder
bestehe. Vollkommen richtig bildet W e s trum b die Leibesmuskulatur des Echinorhynchus porrigens ab-
Die zahlreichen zur Ringrauskulatur gehörigen Markbeutel, welche besonders lateral, also d a , wo sie
nicht von den beiden medianen Längsmuskelstreifen bedeckt sind, als mächtige Schläuche in die Leibeshöhle
hineinragen, hält W e s t r u m b , getäuscht durch die zahllosen in den Zwischenräumen festgehaltenen
Eier, für die Ovarien.
Ein gänzlich anderes Bild entwirft C1 o q u e t 5) vom Baue der muskulösen Leibeswand auf Grund
seiner Untersuchungen am Echinorhynchus gigcis. Die Ringmuskulatur bildet keine zusammenhängende-
Schicht. Sie besteht aus einzelnen Gürteln, die durch bald grössere, bald kleinere Lückenräume voneinander
getrennt werden. Durch diese letzteren treten die kurzen, aber breiten Fasern der Längsmuskelschicht
mii der Haut in Verbindung. Dem so gebildeten Muskelschlauche liegen, und zwar die beiden
Seiten einhaltend, zwei voluminöse häutige Kanäle auf, welche dicht hinter der Halsbasis jederseits vermittelst
eines kleinen Porus nach aussen münden. Es sind dies dieselben röhrigen Gebilde, denen
M e h lis und C r e p lin — wahrscheinlich ohne de jemals gesehen zu haben — die Funktionen eines-
Darmes vindizirten. Neben diesen Seitengefässen existiren noch zwei minder geräumige Kanäle, die den.
Körper in der Medianebene durchziehen.
') Entozoorum historia mituralis, 1808, Bd. 1. pg. 221. Entozoorum synopsis, 1819, pg. 582.
2) Naturgeschichte der Eingeweidewürmer, 1782, pg. 147.
*) Nachtrag zu G o e z e ’s Naturgeschichte, 1800, pg. 104.
*) De helminthibus acanthocephalis, 1821, pg. 50, 57 ; Tafel 2, Fig. 30; 25, 27, 28, 29.
&) Anatomie des vers intestinaux, 1824. pg. 70—73, 85—88, Taf. 5, Fig. 3 ; Taf. 0, Fig. 13.
Die erste detaillirte Darstellung der Struktur des Hautmuskelschlauches verdanken wir
A. Schn e i d e r . ') Zum Gegenstände seiner Untersuchungen wählte er den Echinorhynchus gigas, eine
Spezies, die vermöge ihrer beträchtlichen Grösse einen weit klareren Einblick in die gesammte Organisation
gestattet, als irgend eine andere der seither bekannt gewordenen Formen. Ueber den Bau und die Anordnung
der kontraktilen Elemente in der Leibeswand spricht sich S c h n e id e r folgendermassen aus:
„Die Muskelzellen haben die Gestalt von Platten, in welchen die kontraktile Substanz als ein Netzwerk
von Cylindern vertheilt ist. Die .fibrilläre Substanz bildet die Rindenschicht der Cylinder, während der
Hohlraum von einer Flüssigkeit erfüllt wird. Die fibrilläre Substanz ist in polyedrischen Prismen angeordnet.
Sehr zahlreiche Querbalken durchsetzen die Cylinder. Die Maschen des Netzes werden von
einer fast homogenen Substanz erfüllt, welche man, da sie auch die Nerven umgibt, als Neuro-Sarcolemma
bezeichnen kann.
Die Längsschicht lässt sich in 5 auf einander folgende, den Leib vollständig umschliessende
Zonen zerlegen. Die vorderste Zone (I) beginnt an der dritten Reihe der Rüsselstacheln und reicht bis
zum Ansatzpunkt der Lemnisken. Sie besteht aus einer einzigen ringförmigen Zelle. Diese Zelle zerfällt
in zwei gleiche hinter einander liegende Theile; der vordere enthält ausnahmsweise Querfasern, der hintere
Längsfasern. Diese Zelle besitzt vier symmetrisch gestellte Kerne, zwei auf der Rücken-, zwei auf der
Bauchseite . . . Die folgende Zone n besteht aus zwei Zellen, die in der dorsalen und ventralen Linie
aneinander stossen. Jede enthält einen Kern, der dicht an der dorsalen Linie liegt. Die Zone III ist
etwa doppelt so lang als die Zone n und besteht aus 4 Zellen: 2 grösseren, welche je den halben
Leibesumfang einnehmen und durch die Medianlinien begrenzt werden. Sie enthalten je einen Kern, der
lateral ungefähr in der Mitte der Länge liegt. Die vordere Begrenzungslinie dieser Zellen ist gerade in
der Richtung eines Parallelkreises. Die hintere Begrenzungslinie ist lateral und dorsal, ungefähr in einem
Drittel der Breite, bogenförmig ausgeschnitten. Die beiden so entstehenden Räume werden von der 3.
und 4. Zelle dieser Zone erfüllt. Diese beiden Zellen enthalten je einen Kern, der lateral dem hinteren
Rande genähert liegt . . . Die Zone IV ist bedeutend länger als die vorher genannten, etwa 4 mm. Sie
besteht aus 8 Zellen, 2 lateralen, sehr schmalen; 2 ventralen, die einerseits an die ventrale Medianlinie,
andererseits an die der Lateralzellen stossen; 4 dorsalen, die durch die dorsale Medianlinie und 2 doisale
Submedianlinien begrenzt werden. Jede dieser 8 Zellen hat einen Kern . . . Die Zone V besteht aus
8 Zellen, die vollständig angeordnet sind, wie in Zone IV. Das Vorderende dieser Zone wird ungefähr
durch die Ansatzpunkte der grossen Retraktoren bezeichnet, das Hinterende liegt am Schwanzende. Die
Zellen, deren jede nur einen Kern enthält, erreichen also bei grossen Exemplaren eine ’Länge von über
einen Fuss, dürften also wohl die längsten sein, die bis jetzt im Thierreich gefunden sind. . . . Für die
Längsmuskeln ist eine eigentlnimliche Kanalisation vorhanden; auf den Muskeln der Zone V laufen
nämlich nahe zu beiden Seiten der Kernschnüre je ein, im Ganzen also vier, sehr weite und dünnwandige
Kanäle, die aber, wie sich deutlich verfolgen lässt, aus keinem neuen Gewebe bestehen, sondern nur
erweiterte Muskelcylinder mit sehr dünnen Wänden sind.
Auch die Quermuskelschicht lässt sich in einzehie Zonen zerlegen, es sind aber nur deren vier
vorhanden, welche je aus eine)' ringförmig geschlossenen Zelle bestehen. Die Zone I liegt mit ihrem