Indigo unternommen. Auf solche Weise fällt es nicht schwer, sowohl die Art der Nahrungsaufiiahme, wie
auch das Vorhandensein und den Bau des Schlundes festenstellen.
Hatten die Thiere genügend Nahrung zu sieh genommen, so wurden sie wieder in reines Wasser
gesetzt und weiter beobachtet. Bei einiger Ausdauer tonnte man sowohl das Verhalten der aufgenommenen
Nahrung, resp. Verdauung, wie die Ausscheidung der Nahrungsreste und die Lage des Afters ermitteln.
Schliesslich sei nooh eines Verfahrens gedacht, welches für manche Zwecke vorzügliche Dienste
leistet. Es ist das sogenannte Zerffiessenlassen der Thiere. Nachdem die Thiere auf die geschilderte Weise
festgelegt werden, drückt man unter dem Mikroskope mit der Präparirnadel auf das Deckgläschen, bis das
Thier zn zerfliessen beginnt. Bei dieser Gelegenheit konnte man das Ausschnellen der'eventuell wofhandäfn
Trichocysten wahmehmen;. auch konntf. man die am Munde und Schlunde vorkommenden Jförfiohtungen
besser erkennen, weil beim allmählichen Absterben des Thieres die Bewegungen immer langsamer wurden,
bis sie gänzlich aufhörten. Durch dieses Verfahren werden ferner der Makronucleijund die Mikronuelei
isolirt; dabei lassen sich auch die Structurveränderungen, welche beim Absterben derselben auftreten, mit grösser
Genauigkeit wahmehmen.
Sobald ich durch die angewandten Methoden über die Organisationsverhältnisse einigerinassen in’s
Klare gekommen war, unternahm ich die Untersuchung an abgetödteten Thieren, um die gewonnenen Resultate
zu controliren.
Zum Abtödten eignen sich am besten die Dämpfe1 l%iger Osmiumsäure, welche den Tod ziemlich
schnell erfolgen lassen — es genügt schon, den Tropfen mit Infusorien einige ¡Seeunden über die Flasche
mit Osmiumsäure zu halten. Noch geeigneter ist'es, die Osmiumsäure in einem Dhrscbälchen zu erhitzen,,
um die Einwirkungsfähigkeit der Dämpfe zu steigern. Aber auch diese Methode leistet nicht hei allen Infusorien
die nöthigen Dienste. So erfolgt bei einigen grösseren Formen (Dileptus)^e Wirkung wahrscheinlich
nicht momentan genug, sodass die Thiere nach dem Tode sich sofort in einzelne Moleküle auhöseh.
üm dieses zu verhüten wurden die lebenden Thiere mit einem Capillarröhrchen in so wenig Wasser wie
möglich herausgefangen und auf einige Angenblicke in IS/o. Osmiumsäure gebracht. Der Tod.%föIgte|^J
plötzlich, dass nicht einmal die Trichocysten yollkommen ausgeschnellt wurden; das Protoplasma wird dabei
momentan firirt, so dass man am todten Thiere die Stellen der contractilen Vacuolen mit Deutlichkeit
sehen kann. Ern gehöriges Auswaschen ist unumgänglich, weil die Präparate leicht nächdunkeln und
untauglich werden.
Solche Präparate eignen sich ganz besonders zum Studium der Körperstreifung und Protoplasma- '
structuren. Zur Feststellung der Körperstreifung wurden auch die yon Gohn (17; pag. 423) beschriebenen
Abhebungen der sogen. Cuticula durch Einwirkenlassen yon Alkohol unternommen. Dieselben gelingen jssipch
nicht bei allen Infusorienarten.
Will man dagegen die Bewimperung oder andere zum Schutz oder Nahrungsaufnahme bestimmten .
Gebilde, wie Borsten, Membranellen und undulirende Membranen am Munde oder im Schlunde besser
erkennen, so ist eine nachherige Behandlung mit 5—10% Sodalösung sehr zu empfehlen. Ich kam auf diese
Methode ganz zufällig bei Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung der Infusorienkörper, die
a.cB )etwag| J a hren angestellt habe.:*) Ich fand nämlich, dass die nach der Pepsinverdauung unlöslich
•) Die Resultate dieser Untersuchungen beabsichtige ich nach ihrem Abschluss nächstens zn veröffentlichen.
gebliebenen Bestandtheile des Körperplasmas theilweise in Soda gelöst wurden. Als ich die Versuche in umgekehrter
Richtung wiederholte, erwies es sich, dass das Ectoplasma, Cilien und andere- ectoplasmatische
Gebilde deutlicher hervortraten, indem nämlich gewisse Bestandtheile aufgelöst wurden. Die besten Resultate
hei dieser Behandlung werden erzielt, wenn man zu den mit Osmiumsäure abgetödteten Exemplaren
1—2 Tropfen ganz schwacher (3—5 %) Sodalösung zusetzt und den Tropfen 7*—7^ Stunde frei stehen lässt.
Dabei verdunstet das Wasser, die Lösung wird concentrirter und wirkt somit nur allmählich ein; beim plötzlichen
Zusatz von verhältnissmässig stärkeren Lösungen treten bei einigen Infusorien Schrumpfungen ein,
welche die Untersuchung der feineren Bauverhältnisse sehr beeinträchtigen. Diese Methode hat sich für das
Studium der Cilien und undulirenden Membranen so bewährt, dass ich sie nicht genug empfehlen kann.
Geht man darauf äus, die Thiere von verschiedenen Seiten zu betrachten, so ist es rathsam die
Objecte in Glycerin üherzuführen. Man bedient sich hier ebenfalls einer in Wasser verdünnten Glycerinlösung
und lässt nachträglich das Wasser allmählich verdunsten. Diese in Glycerin eingeschlossenen Prär
parate lassen sich nämlich auf die oben beschriebene Weise bedeutend besser als in Wasser wälzen.
Zum Nachweisen der Makro- und Mikronuelei sind ausser der Isolirung auch Färbungsversuche gemacht
worden. Am geeignetsten erwies sich G ren a ch e r’s A lau n ca rm in , bei vorheriger, Fixirung mit
dem Flemming’sehen Gemische von Chrom-Essig-Osmiumsäure, welches ziemlich reine Kernfärbnngen
ergiebt und eine kurze Einwirkungszeit verlangt. Diese Manipulation wird bedeutend vereinfacht durch Anwendung
von Jo d g rü n e ss ig säu re (1% Essigsäure, der eine Spur von Jodgrün zugesetzt wird), welche
gleichzeitig als Fixirungs- und Färbungsflüssigkeit wirkt. Was die feineren Structurverhältnisse der Kerne
betrifft, so wurden sie an isolirten, abgetödteten und gefärbten Kernen studirt.
Ich wende mich nun • zur Beschreibung der einzelnen von mir untersuchten Gattungen und Arten
der holotrichen Infusorien.
1. Urotricha farcta. Olap. und Lach. "
C lapar&de un d L a c hm a n n 13; pag. 314—316, Taf. XVIII, Fig. 9.
D ie s in g 22; pag. 528.
Ke n t 38; pag. 505, Taf. XXVII, Fig. 2.
B ü ts c h li 10; pag. 1347, 1351, Taf. LVII, Fig. 1.
Synon.: CJ. p la ty s tom a . S to k e s 65; pag. 101, Taf. I, Fig. 7.
? .B alanitozoon agile. S to k e s 65; pag. 109-110, Taf. I, Fig. 19.
Taf. I. Fig. 1.
Sehr klein von 0,02—0,024 mm Länge und 0,016 — 0,02 mm Breite. Körper etwa hirnförmig, hinten
abgestutzt nach vorne halsförmig verengt, mit einer Mundöffnung an der Spitze.
Der Körper wird von feinen und langen, ziemlich dicht stehenden Cilien bedeckt. Dieselben sind
auf kleinen Papillen eingepflanzt, welche im optischen Durchschnitte als deutliche halbkugelige Erhebungen
erscheinen. Diese Cilienpapillen stehen in Längsreihen und verursachen die Längsstreifung des Körpers.
Das aborale Körperende ist unbewimpert, dagegen mit einer langen (0,016 mm) Fühlborste (b)
(früher als Springborste bezeichnet) versehen. Dieselbe ist in einer kleinen Vertiefung eingepflanzt, verdünnt
sich allmählich gegen das Ende und steht schief zur Längsachse des Thieres.