tiberein, (lass ich es für völlig überflüssig erachte, nochmals auf diese Verhältnisse einzugehen. Nur
eines muss ich hier hervorheben, nämlich dass nicht nur die Grösse des ganzen Organes (560—090 ?4r
sondern auch die Zahl der flimmernden Nephrostomen beim Weibchen eine bei weitem beträchtlichere
ist, als beim Männchen. Während einem jeden der Nephridien des letzteren etwa 250—320 solcher
Nephrostomen zukommen, zählte ich bei den weiblichen Organen gegen 500—600 flimmernder Endröhren1).
Ein jedes dieser Glockenpolster (L e u c k a r t) ist das Aequivalent von drei Zellen, die ihre
Spuren in drei grossen ovalen Kernen hinterlassen haben. Man findet diese Kerne am distalen Ende
des Polsterstieles, also an jener Stelle, wo die grossen Gefässstämme erster Ordnung der Scheibe sich in
die Höhlung des Nephridienstieles öffnen. Sie ruhen in wohl entwickelten Plasmafädenkapseln und
besitzen selbst auf Dauerpräparaten ein ziemlich homogenes Aussehen. Das Chromatingerüst ist sehr
schwach ausgebildet; nur der Nucleolus tritt infolge seines starken Lichtbrechungsvermögens deutlich
hervor. Die Fetttröpfchen, die in der nächsten Umgebung der Kerne in beträchtlicher Anzahl sich
vorfinden, lassen sich nur an mit Osmiumsäure fixirten Präparaten zur Anschauung bringen.
Die beiden geräumigen, die konischen Stiele des Polsters axial durchbohrenden Kanäle münden
nicht, wie dies L e u c k a r t seiner Zeit angab, direkt in die Uterusglockenhöhlung ein, sondern
kommuniziren mit zwei weiten Röhren, welche am oberen (vorderen) Rande der Glocke zur Rückenfläche
emporziehen. Sie sind in die Substanz der Glockenwand eingebettet und besitzen keine besondere
Umhülluno-. In der dorsalen Medianlinie vereinigen sie sich mit einem in seinem oberen Theile keulenartig
aufgetriebenen Längsrohre, das, konstant die Dorsallinie einhaltend, gleichfalls in der Wand der
Tuba herabzieht (s. Tafel 7, Fig. 13 Cd) und sich ohne alle Schwierigkeit bis in die Nähe der im
Glockengnmde befindlichen Divertikel (s. Tafel 7, Fig. 13 lgd) verfolgen lässt. Schon A. A n d r e s
hat diese der Glockenwand eingebetteten Röhren gesehen und ihren Verlauf im Wesentlichen richtig-
beschrieben. Dagegen irrt A n d r e s , wenn er behauptet, dass der mediane Kanal zwischen der dorsalen
Glockenwand und den darin enthaltenen grossen Zellen blind endige. Es lässt sich vielmehr an einem
günstig geführten Längsschnitte leicht nachweisen, dass das Rückengefäss (s. Tafel 7, Fig. 13 Cd) die
Wand der Glocke an jener Stelle, wo selbige infolge des Auftretens - der vier grossen Ligamentzellen
eine Aufwulstung (s. Tafel- 7, Fig. 13 T x) erfährt, verlässt, sodann sich zwischen den beiden grossen,
dorsalen Zellen (s. Tafel 7, Fig. 13 lgd, lg d x) hindurchdrängt (s. Tafel 7, Fig. 13 Cdx) und unterhalb
derselben in den unpaaren Abschnitt der Ovidukte einmündet.
Der röhrige Bau der Ausleituugswege, die zahlreiche mit stetig undulirenden Wimperfiammen
ausgestatteten Endröhrchen und die eigenthümliche Lage der Polster lassen wohl kaum einen Zweifel
aufkommen, dass wir es in diesem sonderbaren Apparate mit einem Paare äckter Exkretionsorgane,,
sogenannter Nephridien, zu thun haben, die nach Art der Segmentalorgane der oligochäten Borstenwürmer
die infolge der Lebensthätigkeit entstandenen harnähnlichen Substanzen aus der Leibeshöhle
nach aussen zu befördern bestimmt sind. Die Uterusglocke, welche beim Riesenkratzer ausschliesslich
zur Eileitung Verwendung findet, müsste unter solchen Umständen wohl den Ovidukten der oligochäten
Borstenwürmer homologisirt werden. Berücksichtigen wir ferner die schon seit langer Zeit für eine
]) Vergleiche übrigens meine Abhandlung über: Die Nephridien der Acanthocephalen. Centralblatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde. 11. Bd. No. 2. KJ. Januar 1892. pg. 44 49.
grosse Reilie von Würmern bewiesene Thatsache, dass das Exkretionsorgansystem und die Ausleitungswege
der Geschlechtsprodukte, da sie beide die Funktion haben, Stoffe aus dem Leibesinneren nach
aussen zu schaffen, sich vertreten können, so wird es nicht schwer fallen, auch für die exceptionelle
Stellung der kleineren Spezies eine genügende' Erklärung zu finden. Infolge des Loslösens des vorderen
Glockenrandes vom Ligamentschlauche und der hierdurch bedingten Bildung einer freien, abdominalen
Oeffnung der weiblichen Leitungswege hat der Unterschied zwischen Leibeshöhle und Ovarialschlauch
gänzlich aufgehört. Bei Echinorhynchus angustatus, Echinorhynchus haeruca, Echinorhychus trichocepalus,
Echinorhynchus globocaudatus, Echinorhynchus strumosus, Echinorhynchus porrigens, sowie bei der Mehrzahl
der kleineren Spezies können die Exkretionsorgane, ohne dass irgendwelche schädliche Rückwirkungen
auf die übrigen Organsysteme zu befürchten wären, vollständig fehlen, weil hier die Eikeime in der
nämlichen Flüssigkeit schwimmen, welche auch die Exkretstoffe in gelöstem Zustande enthalten. Wie
bei den polychäten Borstenwürmern zur Zeit der Geschlechtsreife die Segmentalorgane ausser der
Exkretentleerung die Ausleitung der Geschlechtsprodukte übernehmen, so kann hier umgekehrt die
Uterusglocke neben den Embryonen auch Exkretstoffe nach aussen befördern.
Mit ganz anderen Verhältnissen müssen wir bei Echinorhynchus gigas rechnen. Die Kommunikation
des Glockenhohlraumes mit der Leibeshöhle ist hier infolge der eigenartigen Verbindung der
Ligamentschläuche mit den beiden Glockenöffnungen vollkommen abgeschnitten. Es müssten demnach die in
der Blutflüssigkeit der Leibeshöhle enthaltenen Exkretstoffe zuvörderst durch die dicke Wand der Ligamentsäcke
diffundiren, also einen Umweg einschlagen, der in Anbetracht der gewaltigen Länge des Riesenkratzerweibchens
sicherlich Störungen der Organernährung zur Folge haben würde, wenn nicht durch
die Existenz besonderer Exkretionsorgane, Nephridien, für eine direkte Ausleitung der harnartigen
Substanzen aus der Leibeshöhle gesorgt wäre.
Nach diesen Abschweifungen wollen wir wiederum zur Beschreibung des anatomischen Baues
der Uterusglocke, des eigentümlichsten Organes des ganzen Acanthocephalenkörpers zurückkehren.
Schon bei oberflächlicher Betrachtung mit schwacher Vergrösserung lassen sich an diesem, wohl
am meisten dem Infun dibulum der fallopischen Röhren der höheren Wirbelthiere ähnelnden Organe drei
Abschnitte unterscheiden: erstens ein annähernd glockenartiges, aus Ringmuskelfibrillen gebildetes
Stück, die eigentliche Glocke; zweitens ein schmaler, meist schräg abgeschnittener Muskelring, der den
Hals der Glocke sphinkterartig umfasst und an der Ventralfläche gewöhnlich zwei ansehnliche Taschen
bildet; und drittens die beiden von eigenthümlichen spongiös strukturirten Muskelzellwülsten umgebenen
Ovidukte.W
enden wir zunächst unsere Aufmerksamkeit dem Baue des vordersten Segmentes, der eigentlichen
Uterusglocke zu.
Die äussere Form der Uterusglocke des Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca
lässt sich wohl am besten mit der einer schlanken, in dorsoventraler Richtung etwas gekrümmten Vase
(s. Tafel 7, Fig. 15, 16 Echinorhynchus angustatus und Fig. 11, 12 Echinorhynchus haeruca) vergleichen.
Ihre Länge beträgt vom vorderen Glockenrande aus bis zum Anfänge der beiden Ovidukte gemessen
für Echinorhynchus haeruca 500—530 ft, für Echinorhynchus angustatus aber nur 420—440 ft, während
ihre Breite für ersteren im Durchschnitte auf 170—190 ft, für letzteren aber nur auf circa 103—105 fi
veranschlagt werden kann. Die Tuben der den beiden eben angeführten Spezies hinsichtlich des Baues
„ 12 Bibliotheca zoologica. Heft VII.