das vorderste Ende, in welchem man ein bimförmig erweitertes Lumen gewahrt (Eig. 3;). Bei der Nahrungsaufnahme
erweitert sich der Schlund ganz bedeutend, es entsteht ein breites, kegelförmiges Lumen (Eig. 5),
welches durch den ganzen Schlund zu verfolgen ist und das Eindringen der Nahrung in das Entoplasma
ermöglicht.
Der After (a) liegt genau am hinteren Körperpole. Ein klein wenig vor dem After liegt in
einem der Rippenstreifen der Porus der c o n tra c tile n Vacuole (Eig. 3 p. e). Kurz vor der Systole treten
um die contractile Vacuole mehrere kleine Vacuolen auf, welche nach stattgefundener Entleerung der contractilen
Vacuole zusammenfliessen und die erste Anlage einer neuen bilden. Während der ganzen Diastole
treten radiär um dieselbe ganze. Reihen von verschieden grossen Vacuolen auf, die. allmählich mit der
grossen Vacuole verschmelzen.
Der Makronucleus (Fig. 3 und 5 N) ist ziemlich gross (bis 0,04 mm), nierenförmig und wird stets
von einem, gewöhnlich seiner concaven Seite anliegenden Mikronucleus (ncl) begleitet. Im lebenden Zustande
erscheint der Kern netzig gekörnt. Behandelt man ihn mit Reagentien, so kommt die Membran,
wie die Netzstructur noch deutlicher zum Vorschein. Ausserdem gewahrt man dann im Gerüstwerke
noch einzelne, kleine, rundliche Binnenkörperchen eingelagert. Dieselben sind deutlich begrenzt und enthalten
in ihrer Mitte ein kleines stark lichtbrechendes Körperchen,' von welchem radiär zur Peripherie
Fäserchen ausgehen. Der Mikronucleus ist ellipsoidal, homogen und ziemlich stark lichtbrechend. An isolirten
und gefärbten Mikronuclei bemerkt man eine äusserst feine Hülle und ein eigenthümliches Verhalten der
Kernsubstanz. Die eine Hälfte ist streifig-körnig gebaut und nimmt begierig Farbstoffe auf, wogegen die
andere homogen bleibt und fast gar nicht tringirt wird. Wir hätten somit schon im ruhenden Zustande des
Mikronucleus eine Scheidung seiner Substanz in einen chromatischen und achromatischen Abschnitt — eine
Erscheinung, die bei vielen Ciliaten durchaus nicht selten ist.
Holophrya discolor gehört nicht zu den gemeinsten Infusorien, wenigstens habe ich sie ziemlich
selten angetroffen. Sie lebt an der Oberfläche zwischen Algen und scheint Fäulniss nicht zu ertragen. Ihre
Bewegungen, welche meist Vorwärtsbewegungen sind, die von Rotationen begleitet werden, sind ziemlich
rasch und behende.. Dabei sind die feinen dicht aneinander stehenden Körpercilien immer nach hinten
gerichtet; nur die am vorderen Körperpole stehenden Cilien schlagen nach der Mundöffnung und können
eventuell eine lippenartige Erhebung vortäuschen. Das Thier kann sich auch rückwärts bewegen; jedoch
kommt dies ziemlich selten vor und erfolgt nur auf sehr kleine Strecken.
Der Körper ist ziemlich contráctil und daher metabolisch. Die Farbe ist meist weisslichgrau, jedoch
sehr wechselnd und steht mit der Art der aufgenommenen Nahrung in Beziehung. Dieselbe kann sehr verschieden
sein, jedoch scheint das Thier eine besondere Vorliebe für thierische Fette (Crustaceen) zu haben.
Es ist sehr gefrässig und ist zuweilen von Nahrungskörpern so erfüllt, dass der Körper seine Gestalt vollkommen
verändern kann.
Alle Beschreibungen, welch über H. disjcolor vorliegen, sind sehr mangelhaft und beziehen sich nur
auf die allgemeine Körpergestalt, Lage des Mundes u. s. w. Heber die feineren Verhältnisse, wie den Bau
des Schlundes, des Ectoplasmas und besonders der Muskelfibrillen liegen gar keine Angaben vor. Was den
Nucleus betrifft, so will S te in (60; pag. 95) einen bandförmigen gesehen haben. Jedoch kann seine Gestalt
für die Aufstellung einer neuen Art nicht ausreichend betrachtet werden. Aus diesem Grunde halte
ich die Aufstellung der Holophrya Kessleri von Mereschkowsky (46 und 47) für unbegründet, welche
sich nur durch die Gestalt des Makronucleus und besondere Rippen (Rippenstreifen) — die ja allen Holophrya
und Prorodon zukommen — von allen übrigen Holophrya-Arten unterscheiden soll (pag. 172). - Gleichfalls
möchte ich sehr bezweifeln, ob die Du ja rd in ’sche H. b ru n n e a (24; pag. 499—500), welche bekanntlich nur
durch ihre Körpergestalt und Farbe von H. discolor sich unterscheidet, wirklich eine selbstständige Art
bildet. Die oben beschriebene Unbeständigkeit der Körpergestalt und Farbe scheint mir sehr dafür zu sprechen,
dass dieselben nicht zur Artunterscheidung verwendet werden können.
4. Prorodon teres. Ehrbg.
E h r e n b e rg 27; pag. 316, Taf. XXXII, Fig. 11.
D u j a rd in 24; pag. 501.
Cohn 16; pag. 269—273, Taf. XIII, Fig. 1—6.
P e r ty 50; pag. 147.
C la p a rö d e u n d L a c hm a n n 13; pag. 319.
S te in 60; pag. 82, 90, 96 und 100 auch 62; pag. 169.
D ie s in g 22; pag. 539.
K e n t 38; pag. 492.
B ü ts c h li 10; pag. 1361—62, 1371, 1421, 1422, 1428, Taf. LVII, Fig. 3 a -d .
Synon: P. g rise u s . Claparfede.und L a c hm a n n 13; pag. 319, Taf. XVIII, Fig. 3.
Taf. I, Fig. . 9 -1 3 .
Mittelgrosse bis .grosse Thiere von 0,08—0,25 mm Länge und 0,05—0,17 mm Breite.
Diese Form schliesst sich unmittelbar an Holophrya an, sowohl wegen den allgemeinen Organisationsverhältnissen
wie auch infolge der ganzen Lebensweise. Aus diesem Grunde können wir bei der Beschreibung
derselben uns ziemlich kurz fassen.
Körper meist ellipsoidal bis kugelförmig, eontractil, daher auch unbeständig in der Form. Mundöffnung
(o) polar, oder unbedeutend seitwärts verschoben.
Die Körpercilien sind fein und stehen auf kleinen Papillen in seichten Längsfurchen sehr dicht an
einander. Zwischen, diesen Längsfurchen, welche die Körperstreifung bedingen, befinden sich die convex aufgewölbten
Rippenstreifen (wie bei Holophrya). Am hinteren Körperende sind die Cilien unbedeutend länger
als am übrigen Körper. Am vorderen Körperpole befindet sich (ebenso wie bei Holophrya) ein elliptisches
Mundfeldchen (Mf.), welches dichter als der übrige Körper gestreift und bewimpert ist und in dessen Mitte
die Mundöffnung liegt.
Prorodon teres besitzt eine deutliche, ziemlich breite Alveolarschicht (al), welche von einer sehr
dünnen Pellicula'(p) umgeben wird. Unterhalb den Cilienfurchen ziehen Myoneme (Fig. 10 und 11 f) hin,
welche in ihrem Bau denen der Holophrya vollkommen entsprechen. Das En to p lasm a (en) ist körnig und
von Nahrungskörpern erfüllt.
Eine gewisse Besonderheit bietet der Bau des Mundes und Schlundes dar. Bei dieser Form
findet man eine weiter vorgeschrittene Ausbildung des Schlundapparates als bei Holophrya. Die Mundöffnung
(Fig. 10 o) bildet einen länglichen Spalt, dessen Umrisse unregelmässig und unbeständig sind.
Vom Munde führt ein ziemlich langer, röhrenförmiger, nach hinten etwas kegelförmig zugespitzter Schlund