Kingmuskelschicht hmeinragencle Theil des Nci-vcnkuiiuols erhält eine derbe Sarkolemina-Umhüllung
(s. Tafel 10, Fig. 13).
Obwohl die auffallende Uebereinstimmung, welche hinsichtlich des feineren Baues dieser Organe
mit der evidenten Gefühlspapille der Rüsselspitze obwaltet, schon bei der ersten Betrachtung die Ver-
muthung nahe legen musste, dass diese lateralen Papillen gleichfalls Tastorgane darstellen, so blieb es
doch ein Räthsel, in welcher Weise diese Bildungen functioniren sollten. Eine directe Berührung mit
der Darmwand des Wirthes war, da diese Papillen dicht hinter der auf dem kugeligen Rüsselkopfe eingepflanzten
und eine stark proeminirende Stellung einnehmenden grossen Hakenkrallen liegen, von vorn
herein ausgeschlossen. Da endlich fiel mir eine Thatsache auf, die bald Licht in diese dunkle Angelegenheit
bringen sollte. Man findet nämlich alle diejenigen Riesenkratzer, welche sich spontan von der
Darm wand ihrer Wirthe abgelöst haben, mit eingezogen er Rüsselkugel, so dass also das voi’dere
Leibesstück mit einem kurzen, nach vorn sich einengenden Konus (Hals und Rüsselbasis) endigt. Die
Würmer strecken sich und ziehen sich wiederum zusammen, ohne jedoch wie die kleineren Species mit
ihrem Bohrwerkzeuge zu manöveriren. Diese Bewegungen setzt der Wurm nun so lange fort, bis das
vordere Ende des Kngelstumpfes gegen einen widerstandsfähigen Gegenstand, in diesem Falle gegen
eine Darmzotte, stösst. Der Berührung folgt eine plötzliche Vorschleuderung des Rüssels auf dem Fusse.
Untersucht man nun das vordere sich einengende Leibesende, so findet man, dass die Umbiegstelle, bis
zu welcher der Rüsselkopf gewöhnlich eingestülpt ist, durch einen die beiden lateralen Gefühlspapillen
treffenden Kreis bestimmt wird. Es liegen also in' diesem Falle die Gefühlspapillen am vordeien,
äusseren Rande des Rüsselstumpfes. Stösst letzterer mit der Darmwand des Wirthes zusammen, so wird
ein Druck auf die Papillen ausgeübt werden. Der ' Reiz überträgt sich durch den Nervus ventralis
anterior auf das Ganglion, was in letzter Instanz ein Hervorstülpen des Hakenrüssels zur Folge hat.
An die Protrusores laterales selbst geben die ventralen Nerven, beziehentlich deren seitlich verlaufende
Aeste keine Fasern ab. Die Innervation geschieht vielmehr durch zwei besondere Nervenstränge,
die man inmitten der Innenfläche an den Protrusores laterales leicht auffinden und bis an deren
hintere Enden verfolgen kann (s. Taf. 1, Fig. 8 nla). Hier biegen sie plötzlich nach der entgegengesetzten
Richtung um, ziehen eine kürze Strecke an der äusseren Scheidenwand empor und dringen zu
den Seiten der köcherförmigen Muskelplatte in das Receptaculum ein. Es sind dies die nämlichen
Nerven, welche ich oben vordere Seitennerven nannte. Sie enthalten je zwei dicke Fasern und nehmen
ihren Ursprung aus Zellen des seitlichen, zugeschärften Ganglionrandes.
Die mittleren Seitennerven sind bei Echinorhynchus f/igus sehr gering ausgebildet. Sie verlassen
den Nervenzellenhaufen dicht unter den vorderen Seitennerven und endigen nach sehr kurzem Verlaufe
zwischen den trichterförmig gebogenen Fibrillenscheiben der Rüsseltasche.-
Die mächtigsten sämmtlicher Nervenstränge, die das Ganglion cephalicum entsendet, sind die
hinteren Seitennerven. Von den unteren Ecken des Ganglions steigen sie zu dem Receptaculumgrunde
herab, durchbohren hier die Muskelwand (s. Taf. 5, Fig. 6 Nlp), dringen in die Retinacula ein und
lassen sich durch deren Muskelhüllen hindurch, je nach dem Contractionszustande der letzteren, als wellig
gekrümmte oder gerade und einander parallele Fasern deutlich erkennen. Nach dem Hervortreten aus
der Sarkolemmascheide der Rüsseltasche zweigen sich vom Hauptstamme zwei Fasern ab. Anfangs
laufen sie umhüllt von einem dünnen Häutchen aus sarkolemmaahnlicher Substanz frei durch die
Leibeshöhle. Bald aber schmiegen sie sich den lateralen Rändern der dorsalen Protrusoren (s. Taf. 5,
Fig. 8 npd) aii und begleiten sie bis zu ihrer Vereinigung mit den Protrusores ventrales. Hier trennen
sich beide Fasern; die eine behält ihre Richtung bei und versorgt den Protrusor dorsalis (s. Taf. 1,
Fig. 8 npd), die andere wendet sich nach der Bauchfläche hin und dient zur Innervation des ventralen
V orstossmuskels.
Die Hauptstämme der hinteren Seitennerven verlaufen aber in der Achse der Retinacula und bestehen
je aus einem Bündel von mindestens 20—22 Fasern (s, Taf. 1, Fig. 1 Nlp) von sehr variabelm
Querschnitte (3—10 ,u Durchmesser). Nach der Insertion an der Leibeswand endigen die muskulösen
Umhüllungen und die Fasern beginnen sich zu vertheilen. Ein Strang von 4—5 Nerven begiebt sich
auf der Innenfläche der Längsmuskulatur nach vorn und wird anfangs von den mächtigen Beuteln der
seitlichen Kernschnüre vollkommen bedeckt. Nachdem aber die letzteren nach der Rückenfläche abgebogen
sind, gleiten die einzelnen Fibern in mehr oder minder grossen Zwischenräumen auf den Longitudinalfasern
hin und sind dann gewöhnlich an diesen in ganzer Ausdehnung vermittelst zarter Sarko-
lemmafäden befestigt. Diese Lateralnervenstämme geben zahlreiche dünne Fäden ab, die entweder nach
den Seiten gehen und die Längsmuskelröhren versorgen, oder auch die Längsfaserschicht durchsetzen
und an der Ringmuskulatur endigen.
Der bei weitem grösseste Theil der aus den Retinacula heraustretenden Nerven läuft aber
zwischen den beiden Kernschnüren auf der Innenseite der Längsmuskulatur rückwärts zum Leibesende.
Anfangs sind es nicht weniger als 16 bis 18 Fasern (s. Taf. 2, Fig. 9 Np), aber ihre Zahl vermindert
sich allmählich, ‘ so dass man schliesslich auf Querschnitten durch das hintere Körperdrittheil nur noch
deren 8 zählt. Sie bilden kein eigentliches Bündel, sondern vertheilen sich über die ganze, von den
Kernbeutelhälsen begrenzte Fläche. Eine kurze Strecke hinter den Retinaculawurzeln lösen sich zwei
Bündel von je 4 oder 5 Fasern ab, die nach den Seiten umbiegen, auf die zipfelförmigen Enden der
Retractores colli übergehen und bald an deren Aussen-, bald aber an deren Innenfläche gesehen werden.
Nachdem die Vereinigung der Retractores colli mit den beiden Blättern des Compressor lemnisci sich
vollzogen hat, ordnen sich die Nervenfasern zu einem Bündel von triangulärem Querschnitte und halten
sich beständig an den lateralen Rändern der Retractores colli (s. Taf. 5, Fig. 18 nrc). Ausserdem geben
die grossen Lateralstämme eine kurze Strecke weiter nach abwärts zwei grössere Nervenbündel an die
Retractores receptaculi ab.
Die Innervation des hinteren Körperendes ist infolge der höchst ungleichartigen Entwickelung
der Genitalien bei beiden Geschlechtern sehr verschieden.
Beim Männchen theilen sich die grossen Lateralstämme in zwei Bündel, die unter spitzen Winkeln
auseinander weichen und mit vier dicken vom Bursalsack herabkommenden Fasern in Verbindung treten.
Die letzteren sind Ausläufer eines mächtigen Genitalnervencentrums. Selbiges besteht aus zwei grossen,
fast birnenförmigen Ganglienhaufen (von 230,« Breite und 150 ¡i Dicke), welche dem glockenartigen
Bursalmuskel aufliegen und das unterste Stück des Ductus ejaeulatorius umfassen.
Hinsichtlich ihres histologischen Baues gleichen die Genitalganglien vollkommen dem Ganglion
cephalicum. Der Leib der meist etwas gestreckten, birn - oder spindelförmigen Ganglien-Zellen besteht
aus einem zarten, feinmaschigen Plasmafadennetze und aus einer vollkommen farblosen Gallertsubstanz,
welche letztere sich allein in die Nervenfäden fortsetzt. Die Kerne sind ziemlich gross, länglichoval und