erwachsen 7 Canalwurzeln, in jeder Genitalbucht besitzen soll, wird von Agassiz ausführlich beschrieben und
ist auch in der Abbildung erkennbar. Unterschiede in der Verästelung des Canalnetzes sind daher als
Artmerkmale nur mit grösser Vorsicht zu brauchen. Auch die übrigen Charaotere, auf welche gewühnli«
Werth gelegt wird, wie grössere oder geringere Tiefe der Ocularbucht und Verh<mss von Mundarmen
und Genitalradius zum Schirmdurchmesser bedürfen meiner Ansicht nach genauerer Prüfung. Wie es mit
der Trennung der beiden Subgenera Aureletta und Aurelissa steht, will ich dahin gestellt sein lassen, da
ich von der letzteren Gruppe kein Original gesehen habe. Eine geringe Einbuchtung des Schirmrandes den
adradialen Canälen entsprechend ist aber bei jeder A. aurita nachzuweisen und auch bei der Abbildung er
A flavidula bei L. Agassiz zu erkennen. Unzureichende -Diagnosen allein sind, wie ich glaube, Schuld daran,
dass einzelnen Arten eine Verbreitung über die halbe Erdkugel trotz zwischenliegender Erdtheile zugo- -
muthet wird. So z. B. ist es mir sehr unwahrscheinlich; dass bei Zanzibar, wie Götte angiebt, die 3 Arten
A. colpota, A. flavidula und A. limbata zusammen auftreten sollen, von denen die erste von Japan bis zum
Cap verbreitet ist, während die zweite bisher nur an der Küste von Grönland und der atlantischen Küste
des nördlichen America, die dritte im nördlichen Theile des paciflschen Ocean bei Kamtschatka beobachtet
wurde Richtige^ scheint es mir eine für den nördlichen paciflschen Ocean characteristisclie Art A. limbata
eine für den nördlichen atlantischen Ocean-A. flavidula und eine Aurelia des indischen Oceaus A. colpata
anzunehmen; doch habe ich für diese Annahme keine Beweise.
Es ist nur meine Absicht hier darauf aufmerksam zu machen, dass' die bisher unterschiedenen Arten
der Gattung Aurelia nicht genügend praecisirt sind. Alis Mangel an Vergleichsmaterial bin ich ausser Stande
bessere Diagnosen zu geben und sehe-mich genöthigt, die bisherigen Artunterschiede im vollen Umfange
gelten zu lassen. Für die einzige aus dieser Sammlung mir vorliegende Amelia muss daher eine neue Alt
gegründet werden. Vielleicht führt, eine grössere Anzahl genau beschriebener Arten dazu, Uebergange
constaüren und eine kritische Untersuchung dieser weit verbreiteten Medusengruppe vornehmen zu lassen.
- 13. Aurelia dubia. Vh. n. sp. Ein Exemplar dieser Meduse wurde im persischen Meer am
7 März 1885 gesammelt. Dasselbe ist 3 mal so breit als hoch und hat eine Schirmbreite von 130 mm.
Die Mundarme sind kurz, erreichen an Länge nur =/, des Schirmradius, sind ferner ausgezeichnet durch
einen grossen Lappen nahe der Mundöffnung, sonst aber wenig gekräuselt. 8 tiefe Ocularbuchten theilen
den Schirmrand in ebenso viele schwach gewölbte Lappen, wie bei A. flavidula. Der Gemtalradius ist
gleich Vs des Schirmradius. Von jedem Genitalsinus gehen 7 Canäle aus, die sämmtlich durch Anastomosen
vereinigt ein dichtmaschiges Canalnetz bilden. -Die Maschen sind am Rande-kurz und zahlreich, m der
mittleren Zone schmal und langgestreckt. Das Thier stimmt mit A. flavidula, wie sie Agassiz abbildet,
überein im Verhältniss von Genitalradius zum Schirmradius, hat dieser ganz ähnlich gebildete Ocularbuchten,
und auch das Canalnetz zeigt im allgemeinen ähnliche Maschenbildung, wie sie bei dieser auftntt. Es
unterscheidet sich jedoch von ihr durch die kürzeren Mundarme, welche hier •/, des Schirmradius nur erreichen,
während sie dort mit ihren Enden den Rand der Exumbrella berühren und ferner dadurch dass
auch die Adradialcanäle verzweigt sind und sich am Canalnetz betheiligen. Von Aurelia colpota, m deren
Gebiet A. dubia gefunden wurde, unterscheiden sie die kürzeren Mundarme, die-nicht m ihrer ganzen Ausdehnung
gelappt sind, die geringere Weite des Genitalkreises, die tieferen Ocularbuchten und das Auftreten
von 7 statt 5 Canalwurzeln in jedem Genitalsinus. Uebereinstimmend sind bei beiden die langgestrec en
Maschen des Canalnetzes und die Anastomosen der Adradialcanäle. Auf letztere ist jedoch nur wenig zu
geben, da sie wie oben gezeigt auch bei A. aurita Vorkommen.
A. marginalis aber hat bedeutend grössere Genitaltaschen und A. hyalina kann deshalb nicht mit
A. dubia identificirt werden, weil sie längere, schmale, nicht gelappte Mundarme und nur 5 Canalwurzeln
in jedem Genitalsinus besitzt, die allerdings auch sämmtlich Aeste abgeben und ein zusammenhängendes
Canalnetz bilden.
A. dubia hat demnach tiefe Ocularbuchten ähnlich wie A. cruciata, A. flavidula und A. hyalina,
die Mundarme sind kürzer als der Schirmradius, wie bei A. aurita, A. cruciata, A. marginalis und A. flavidula
und gelappt wie bei A. cruciata, A. colpota und A. flavidula. In Bezug auf den Genitalradius gleicht sie
A. aurita und A. flavidula und der verzweigten Radialcanäle wegen der A. hyalina, während die langgestreckten
Maschen des Canalnetzes wieder an A. colpota und A. flavidula erinnern. Mit A. colpota theilt
sie das gleiche Verbreitungsgebiet, doch ist nach Götte auch A. flavidula dort beobachtet. Sie steht daher
in der Mitte zwischen A. flavidula und A. colpota, unterscheidet sich jedoch von beiden durch Merkmale,
die anderen Arten zukommen. Daher muss man A. dubia als besondere Art betrachten, mindestens so lange
bis genügend zahlreiches Material ein sicheres Urtheil über den Werth der einzelnen Charactere gestattet
Systematische Uebersicbt über die bisher behandelten Gattungen der Semaeostomen.
Obwohl die Gattungen Pelagia, Chrysaora, Desmonema und Aurelia, welche in der Sammlung von
Chierchia vertreten sind, zusammen mit Cyanea, die ich selbst conserviren konnte, mit ihren Arten mehr
als die Hälfte sämmtlicher Semaeostomen ausmachen, so ist es mir doch nicht möglich eine Uebersicht über
diese ganze Medusenfamilie zu geben. Denn gerade die fehlenden Gattungen mit nur wenigen Arten sind
von besonderer Wichtigkeit für die Systematik, da sie zwischen jenen artenreichen Gattungen vermitteln,
gewissermassen Uebergänge von der einen zur anderen bilden. In Betreff ihrer aber bin ich allein auf die
Beschreibung Haeckels angewiesen, die, nur durch wenige Abbildungen unterstützt, nicht im Stande ist, die
seltenen Originalexemplare zu ersetzen. Deshalb beschränke ich mich hier darauf, die Arten der 4 erstgenannten
Gattungen übersichtlich zusammenzustellen.
Pelagia. Semaeostome mit 8 Tentakeln, 16 Randlappen, mit einfachen, breiten Radialtaschen, die
je zwei Zipfel in die Randlappen entsenden, ohne Ringcanal, mit Mundrohr und Mundarmen.
P. n o c t i lu c a . P er. e t L e s u e u r . Schirm halbkugelig; Nesselwarzen länglich elliptisch, gross,
mit Längskamm und deutlichen Querfalten; Randlappen quadratisch; Mundrohr kaum so lang als der
Schirmradius = r, Mundarme = 2 r. Fundort: Mittelmeer.
P. n e g l e c t a . Vh. n. sp. Schirm halbkugelig; Nesselwarzen rundlich bis elliptisch, gross, ohne
Längskamm mit deutlichen Querfalten; Randlappen quadratisch; Mundrohr kürzer als r, Mundarme = 2 V* r
Fundort: Mittelmeer und Nordwestküste von Afrika.