dünne Nervenfaser heran, die am Rande der Bursalmuskelkappe umbiegt, sich mit etlichen benachbarten
Fasern vereinigt und dann an der Aussenfläche der Bursa zum Genitalganglion heraufzieht (s. Tafel. 4 r
Fig. 2 ns)i •.
Echinorhynchus gigas besitzt nur sechs solcher Gefühlspapillen, die dafür aber eine erstaunlich
hohe Entwickelung erreichen. Sie liegen dicht neben dem Penis und ragen nur wenig über die runzelige
Oberfläche hervor, so dass man sie bei oberflächlicher Betrachtung leicht übersehen kann. Ihre äussere
Gestalt gleicht der eines schlanken, oben halbkugelartig abgerundeten Cylinders. Sie werden aussen
von einer dünnen Sarkolemmascheide (s. Tafel 3, Fig. 6 ns) umhüllt, die nur von der Filzfaserschicht
der Subcuticula bedeckt wird (s. Tafel 3, Fig. 6 ff). Die Basis der Gefühlspapille liegt mit dem die
Innenfläche der Hypodermis auskleidenden Sarkolemma in einer Ebene. Den Inhalt dieses säulenartigen
Zapfens bildet ein einziger, sehr dicker spiralförmig aufgewundener, oder zu einem wirren Knäuel zusam-
mengeschltmgener Nerv (s. Tafel 3, Fig. 6 N)> Er ist vollkommen homogen wie der Achsenstrang jener
in der Leibeshöhle frei verlaufender Nervenfasern. Fast in der Mitte der Basis durchbohrt er die
Sarkolemmascheide und die darauffolgende Muskellage (s. Tafel 3, Fig. 6 ns) und vereinigt sich mit
zwei der benachbarten Fasern zu dem mächtigen Lateralnervenstamme, der von den Genitalganglien
ausgehend, auf der Aussenfläche der Penisringmuskulatur herabgeleitet.
Der voranstehenden Schilderung, die sich ausschliesslich mit dem anatomischen Baue und der
Histologie der männlichen Genitalien beschäftigt, möchte ich noch einige Worte über die Physiologie
des so komplizirten Kopulationsapparates folgen lassen.
Die Wirkungsweise der Bursalmuskelringfasern ergibt sich ohne weiteres aus ihrer Anordnung:
durch ihre Kontraktion wird der von ihnen umgrenzte halbkugelförmige Hohlraum eine Einengung erfahren.
Es liegt klar auf der Hand, dass die Wirkung der die konvexe Aussenfläche des glockenförmigen
Bursalmuskels bildenden Ringfasem nur dann voll zur Geltung kommen kann, wenn die von
den konzentrischen Wandungen umschlossene Markmasse, beziehentlich die in ihren Hohlräumen befindliche
Muskelflüssigkeit nach den Seiten auszuweichen gehindert wird. Diesem Bedürfnisse ist durch die
Anbringung einer dicken kontinuirlichen Sarkolemmamembran auf der Aussenfläche der Fibrillen rindein
ausreichendem Maasse Rechnung getragen.
Fenier finden wir am Bursalmuskel eine Einrichtung, die den Wurm in den Stand setzt, sein
mächtig entwickeltes Kopulationsorgan, dessen Durchmesser unter Umständen dem des Schwanzes gleichkommen
kann, in den Leibesraum zurückzuziehen.
Unmittelbar unter der Penisdurchbohrung hatten wir eine kreisrunde Oeffnung gefunden, vermöge
deren eine Kommunikation zwischen dem Markraume des Bursalmuskels und jenem früher ausführlich
beschriebenen Bursalmarkbcutel hergestellt wird. Sollen nun die Begattungswerkzeuge zurückgezogen
werden, so erschlaffen die Ringfasern des Markbeutels und die in dem Marke des Bursalmuskels zirku-
lirende Flüssigkeit tritt durch die Elastizität der Wandungen zum grösseren Theile in den Beutel ein.
In Folge dessen verliert der Bursalmuskel seine pralle Füllung; die Wandungen runzeln sich und falten
sich zusammen, und nun ist die Bursa copulatrix geeignet, durch die in Folge der Kontraktion des
Dilatator zwar erweiterte, ohnehin aber doch verhältnissmässig sehr enge Leibesöffnung hindurchzugleiten.
Ich möchte hier nochmals hervorheben, dass ich mich der funktionellen Deutung der beiden zu
den Seiten des Penis gelegenen ohrenförmigen Aussackungen (Echinorhynchus angustatus, Echinorhynchushaeruca)
als Saugorganc (P a g e n s te c h e r , L e u c k a r t) nicht anschliessen kann. Schon der Umstand
dass die muskulöse Grundlage dieser beutelförmigen Taschen nur eine Fortsetzung des Bursalmuskels bilde
und keinerlei kontraktile Elemente enthält, die eine Erweiterung des Innenraumes herbeiführen könnten,
muss vor. vornherein eine derartige Auffassung für sehr problematisch erscheinen lassen. Ich für
meinen Theil erblicke in den seitlichen Aussackungen lediglich Falten, die den Zweck haben, der zurückgezogenen
Bursa eine möglichst kompendiöse Form zu verleihen.
Bei der Entfaltung der Bursa copulatrix treten die Ringfasern des Bursalmarkbeutelmantels in
Thätigkeit. Durch ihre Zusammenziehung wird ein Druck auf die Markmasse ausgeübt und die in letzterer
enthaltene Flüssigkeit durch den hohlen Stiel in den Bursalmuskel hineingetrieben. Die Wandungen des
letzteren weichen, soweit es die in radialer Richtung ausgespannten Septen gestatten, auseinander. Alle
Falten und Runzeln verstreichen, die Oberfläche glättet sich und die Bursa breitet sich vollständig aus.
Obgleich beim Umfassen und Festhalten des in die Bursalhöhle eingesenkten, weiblichen
Schwanzendes die Wirkung des Bursalmarkbeutelmantels mit der Zusammenziehung der Bursalmuskelringfasern
stets zusammen fällt, so sind doch beide Muskelsysteme, vorausgesetzt, dass ein jedes unabhängig
von dem anderen in Aktion tritt, als Antagonisten zu betrachten. Während die Striktion der
Ringfasern des Bursalmuskels eine Einengung der Höhlung zur Folge hat, bedingt die Verkürzung der
Ringmuskulatur des Markbeutels eine Erweiterung des Innenraumes und somit die Loslösung des Weibchens.
Die Ringfasern, welche wir bei Echinorhynchus gigas die Aussenfläche des Bursalmuskels umstricken
sahen, unterstüzen die darunter hinziehenden Ringfibrillen, während die b e i,Echinorhynchus
haeruca und Echinorhynchus angustatus am gleichen Orte befindlichen Längsmuskelröhren dazu bestimmt
zu sein scheinen, die Befestigung durch Oeffnen der Glocke zu lösen.
Was schliesslich den eigentlichen Akt der Hervorstülpung der männlichen Kopulationsorgane
angeht, so lassen sich an ihm zwei Momente unterscheiden: erstens das Herabziehen der Bursa zum
aboralen Leibespole und zweitens die eigentliche Hervorstülpung der letzteren.
Die Herabbewegung der Bursa copulatrix bis zum Genitalporus geschieht durch einen eigen-
thümlich geformten Muskelmantel, der das ganze Kopulationsorgan sammt dem sich daran anschliessenden
Bursalschlaueh allseitig umhüllt. Man kann sich seine äussere Gestalt wohl am leichtesten vergegenwärtigen,
wenn man sich zwei Kegelstümpfe so aneinander gefügt denkt, dass ihre grossen Basen
zusammenfallen. Der so gebildete Doppelkegel besitzt drei Insertionsflächen. Sein vorderes, eingengtes
Ende befestigt sich am unteren Rande des Constrictor ductus ejaculatorii. Der mittlere, stark hervorragende
Rand steht mit der Längsmuskelschicht der Leibeswand in Verbindung, während das Ende des
hinter en Kegelstumpfes in der unmittelbaren Umgebung des Genitalporus an der Leibeswand sich anheftet.
Untersuchen wir diesen Muskelschlauch etwas näher, so zeigt es sich, dass er lediglich aus
Längsfasern, die sich zwar verzweigen und mit benachbarten Aesten anastomosiren können, aufbaut.
Die Wirkungsweise dieses Muskels, beziehentlich der beiden Muskelsegmente, ergiebt sich ohne
weiteres aus der Gestaltung. Der vordere Kegelmantel wirkt als Depressor bursae: wenn seine Fasern
sich kontrahiren, wird das untere Ende des durch mächtige Muskelmassen gesteiften Ductus ejaeulatorius
nach abwärts bewegt. Hierbei drückt es gleich einem Stempel auf die Mitte der Bursa und schiebt
selbige vor sich her, bis schliesslich seine beiden Insertionsflächen in eine Ebene zu liegen kommen.
Bibliotbeca zoologica. Heft V1J.