Echinorhynchus strumosus, Echinorhynchus porrigens und Echinorhynchus trichocephalus nehmen in
Bezug- auf den feineren Bau der Subcuticula eine vermittelnde Stellung zwischen den beiden seither
betrachteten Kratzergruppen ein. Während einerseits durch die unvollkommene Ausbildung oder das
theilweise Fehlen der Faserstränge ähnliche Verhältnisse vorbereitet werden, die für Echinorhynchus gigas
charakteristisch sind, lässt andererseits das Radiärfibrillensystem genau dieselbe Anordnung der Fasern
erkennen, die ich für Echinorhynchus haeruca und Echinorhynchus angustatus näher beschrieben habe.
Eine Eigenthümlichkeit aller drei Spezies ist die aberrante Structur der Subcuticula in dem
durch eine Körperanschwellung von beträchtlicher Grösse gekennzeichneten Leibesabschnitte.
Bei Echinorhynchus porrigens und Echinorhynchus strumosus sind derselben bekanntlich kleine
Dornen in regelmässigen parallelen Reihen eingepflanzt. Die Anwesenheit dieser Gebilde influirt nicht
nur auf die Gestaltung der Filzfaserzone, sondern auch auf die Vertheilung der die innere Subcuticular-
zone zusammensetzenden Elemente. Die Radiärfibrillenbündel, die noch ganz dieselbe Form zur Schau
tragen, wie im Hinterleibe, sind ausschliesslich um die Haken gruppirt (s. Tafel 8, Fig. 2 rmf.), wodurch
die Anordnung des Gefässsystemes an Regelmässigkeit gewinnt. Die beiden Hauptstämme des letzteren
verlaufen, wie im Hinterleibe, in den Laterallinien. Nach den Seiten zweigen unter rechten Winkeln kleinere
Röhren ab, die als ein System paralleler Ringgefässe die beiden Hauptstämme mit einander verbinden.
Die Nebengefasse kommuniciren unter sich durch rechtwinklig abbiegende Canäle zweiter Ordnung. Auf
diese Weise entstehen Reihen quadratischer Maschen, die je aus ihrer Mitte einen Haken hervortreten
lassen. Kerne werden in dieser Leibespartie nur in spärlicher Menge gefunden und beschränken sieh
auf das Innere der Fasercylinder.
Die Subcuticula des Echinorhynchus tricliocephalus zeigt im Hinterleibe die gleiche Bildung, wie im
betreffenden Körperabschnitte des Echinorhynchus strumosus und Echinorhynchus porrigens. Die Radiärfibrillenschicht
nimmt ungefähr drei Fünftel der Gesammtstärke der Subcuticula für sich in Anspruch,
und wird von zahlreichen, bald runden, bald ovalen Canälen durchzogen/ Ein Umstand aber muss schon
bei der ersten Betrachtung in die Augen fallen, nämlich die Abwesenheit jeglicher Kerngebilde.
Ein weit anderes Bild bietet uns die eigenthümliche, ovoidartig aufgetriebene Leibeswand des
Vorderkörpers. Jenes immerhin ansehnliche Fasergeflecht der Filzschicht (s. Tafel 2, Fig. 17, ff.) tritt
hier völlig zurück, während die Radiärfibrillenzone zu einer fast 50 p l) mächtigen Schicht heranwächst.
Und wiederum hat diese Dickenzunahme ihren Grund nicht etwa in einer besonders kräftigen Entwicklung
der Fibrillenbündel, sondern vielmehr in dem massenhaften Auftreten von Kernen und der durch sie bedingten
Ausweitung der Gefässräume. Die fibrilläre Substanz der inneren Subcuticularzone ist zu sehr
dünnen, cylindrischen Bündeln angeordnet, die sich erst in unmittelbarer Nähe der Filzfaserzone in
die einzelnen Faserzüge auflösen (s. Tafel 2, Fig. 17 rmf.). Auf dem Querschnitt erscheinen die Ge-
fässe als rechteckige Lückenräume, deren Lumen durch Kerne von sehr ansehnlichen Dimensionen2) vollständig
erfüllt ist. Diese Nuclei (s. Tafel 2, Fig. 17 nc.) besitzen eine ellipsoide Gestalt und enthalten
einen dunkelpigmentirten, stark lichtbrechenden Nucleolus, so wie mehrere im Plasma zerstreut liegende
Chromatinhaufen.
1) im H in te rleib e m isst d ie F ilzfaser sch ich t 20 p , d ie Radiärfaserschieht 30 /*.
2) D ie Kerne haben e in e L ä n g e von 30 p b e i e in e r B re ite v on 20 p .
Mit Echinorhynchus angustatus theilt Echinorhynchus trichocephalus die Eigenthümlichkeit, dass die bei*
den Hauptgefässe (s. Tafel 2, Fig. 17 H.) des subcuticularen Röhrensystemes in den Laterallinien verlaufen.
Zwischen dein Kopf- und Körpertheile der Haut bildet der früher beschriebene Cuticularring
eine vollständige Scheidewand, wodurch natürlich eine gänzliche Trennung der Gefässräume des Vorder-
und Hinterleibes bewerkstelligt wird.
Bei Echinorhynchus haeruca, Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus gigas tritt im Halse,
abgesehen von der geringeren Dickenentwicklung, kein wesentlicher Unterschicht im Baue der Radiärfibrillenschicht
ein. Nur das Gefässsystem zeigt eine ganz andere Anordnung seiner Theile. Dicht
oberhalb der Cuticularfalte verläuft ein Ringcanal (s. Tafel 2, Fig. 6, Rg.), in den seitlich die beiden
Lemnisken einmünden. Nach oben entsendet dieses Hauptgefäss eine grosse Zahl Röhren von geringerem
Querschnitte, welche sich bald verzweigen, um mit den Aesten der Nachbarcanäle zu auastomosiren.
Kerne finden sich in diesem Körpertheile gar nicht (Echinorhynchus gigas), oder sind nur sein- vereinzelt
anzutreffen (Echinorhynchus haeruca, Echinorhynchus angustatus),. ^
Echinorhynchus porrigens, Echinorhynchus strumosus und Echinorhynchus tricliocephalus erinnern
im Baue der Halssubcuticula an Verhältnisse, mit- denen wir bei der Durchmusterung der ovoiden
Körperauftreibung des Echinorhynchus trichocephalus vertraut gemacht wurden, nur mit dem Unterschiede,
dass jene Kerngebilde, welche die Gefässräume vollkommen verstopften, hier gänzlich in Wegfall kommen.
Die Radiärfibrillen vereinigen sich zu langen Prismen von sehr geringem Querschnitte und strahlen in
fast gleichen Zwischenräumen in die-nur schwach entwickelte Filzfaserzone ein, wodurch das ganze Gewebe
auf Längs- und Querschnitten ein strickleiterartiges Aussehen gewinnt.
Das Subcuticulargewebe des Halses geht in dasjenige des Rüssels über, ohne dass irgendwelche
Grenze zu erkennen wäre. Eine wirklich auffällige Aenderung in der Anordnung der Fibrillen wird
erst durch die Einpflanzung der Haken bewirkt.
Die R ü s s e lh a k e n besitzen trotz der so mannigfaltigen Form- und Grössenunterschiede bei
sämmtlichen Spezies die nämliche histologische Structur. An ihrem Aufbaue betheiligen sich drei
gegen einander scharf abgegrenzte Schichtén. Die äussere, die als tutenförmiges Gebilde den Hakenfortsatz
überzieht, bis zur Wurzel sich in die Rüsselhaut einsenkt und hier mit der Cuticula in Verbindung
tritt, repräsentirt eine farblose, völlig- durchsichtige, chitinartige Substanz, die sich durch bedeutende
Festigkeit und Elasticität auszeichnet (s. Tafel 6, Fig. 1, 5, 22, 26, ctk.). Sie ist der Cuticularkappe
(s. Tafel 6, Fig. 20, ctk.), welche wir die Leibesstacheln z. B. des Echinorhynchus tricliocephalus überdachen
sehen, analog.
Die von derselben theilweise eingeschlossene mittlere Schicht, welche die Hauptmasse des Hakens
ausmacht und ihm seine Gestalt verleiht, ist hyalin oder nur sehr feingekörnt, dabei aber von harter und
ziemlich spröder Beschaffenheit (s. Tafel 6, Fig. 1, 5, 22, 26 h'.). Uebt man z. B. durch Belasten des
Deckglases einen Druck auf den Haken aus, so zerfällt die mittlere Schicht in ein Conglomérat von
Bruchstücken.
Während bei Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca in Folge der Behandlung
mit Kalilauge die Kappe sich vom Haken abhebt, ist selbige bei Echinorhynchus gigas mit der mittleren
Substanzschicht so innig verschmolzen, dass man hier eigentlich nur von zwei Schichten sprechen kann
(vergl. Tafel 6, Fig. 9, 10).