
dass Statoblasten einer am X. Juni gefundenen Alcyonella Bemdeni „bereits am 10. Juli wieder zu jungen
Kolonien entwickelt waren, die auf den Trümmern der nunmehr abgestorbenen Frühjahrsgeneration sich
häuslich eingerichtet hatten, ja ihrerseits schon wieder in Statoblastenbildung begriffen waren“. Ein Theil
der im Sommer producirten Keime lässt also nach dem Zerfall der Kolonien schon im nämlichen Jahre
die jungen Stöckchen hervorgehen.
Ein sehr günstiges Resultat ergab ein Versuch mit Statoblasten, welche am 11. October 1889 aus
lebenden Kolonien genommen und schon am 15. October fast sämtlich geöffnet waren, freilich ohne sich
weiterzubilden.*)
Dennoch ist es gewiss, dass die Mehrzahl der im Sommer erzeugten Statoblasten ihre volle Keimfähigkeit
erst während des Winters erlangt, Schon die ersten Nachtfröste, welche Ende October oder
Anfang November die Oberfläche der stillen Gewässer mit einer vergänglichen Eiskruste bedeckten,
schienen dieselbe zu begünstigen, und überall, wo während des Winters die Aussentemperatur ihren
Einfluss geübt hatte, bewirkte eine nachfolgende Erhöhung des Wärmegrades die Weiterbildung der
F ortpflanzungskörper.
40 Statoblasten von Hum. reprns wurden den am 30. Juni 1888 in frischem Zustande gefundenen
Kolonien entnommen und bis zum 28. Juli beobachtet. Trotz der Aufbewahrung in einem von der
Mittagssonne erwärmten Zimmer blieben sie unentwickelt. Sie wurden darauf ungefähr 3* Stunden lang
künstlich erzeugtem Frost ausgesetzt und dann wieder auf einem mit Deckglas versehenen Objectträger
bei 22—27” C. in der feuchten Kammer gehalten. Bis zum 5. September war kein Statoblast gekeimt.
Am 8. September wurde nun die Temperatur bis gegen 35” C. erhöht, und nach Verlauf von 4 Tagen
zeigte es sich, dass 12 Statoblasten weit aufgebrochen, 10 davon bereits ausstreckbar waren. Dieselbe
Wärme hatte von oO Statoblasten einer anderen Kolonie (vom 8. August) keinen zur normalen Entwickelung
veranlasst, nur ein einziger war geöffnet, aber ohne dass eine Polypidknospe sichtbar geworden wäre.
Ich glaube mit Eueksicht auf einen ähnlichen Fall bei Oristatdla nicht, dass die vorübergehende Wirkung
des Frostes hier wesentlich in Betracht kommen kann, dagegen ergiebt sich der Schluss, dass unter Umständen
durch blosse Steigerung der Keimtemperatur i n n e r h a 1 b i h r e r b e i d e n G r e n z e n. die Statoblasten
zur Entwickelung angeregt werden können. Denn es ist zu erwägen, dass die letzteren sich dauernd
unter Graden befanden, welche sonst an und für sich schon die Keimung zur Folge hatten, dass dieselbe
hier aber erst auf Grund einer nochmaligen Erhöhung, in der man schwerlich ein nebensächliches Ereignis
erblicken darf, eintrat.
Die Keimung war bei durchschnittlich 17H18» C. in 2 Tagen so weit gediehen, dass die Schalen
sich spalteten, an einigen Körpern war dieser Vorgang schon nach 24 Stunden zu constatiren. Bis zur
Vollendung des ersten Polypids verstrichen 4—5 Tage. Durch Erniedrigung der (Temperatur wurde die
Embryonalbildung auch hier verlangsamt.
Was die an g eh e f t e t e n Statoblasten der Plumatdlen betrifft, so verfüge ich nur über eine kleine
Zahl von Versuchen. Keime aus Kolonien, welche am 7. Juni 1889 gesamftelt waren und den Sommer
Hi 1 f l D“ ‘ al>»” Kra”peU„ ,u f Schnitten durch eine im Anfang September gesammelte den
noch | den Kohren befindl.cl.en Statoblaeten selbst die verschiedensten Stadien sieh entwickelnder Embryonen“ erhalten
habe, dass also die Keimung bereits im Mutterleibe beginnt, ist nach meinen Erfahrungen unerhört. .
über geruht hatten, öffneten sich im December desselben Jahres bei einer constanten Temperatur von
25° C. in 21/2 Tagen. Dies war auch bei ändern der Fall, die seit dem 28. October 1888 aufbewahrt
worden waren und auf die der Sommer 1889 ebenfalls keinen sichtbaren Einfluss geübt hatte. Dem
Frost waren diese Statoblasten nicht ausgesetzt gewesen, und überhaupt konnte ich eine Wirkung desselben
hier nicht constatiren. Es scheint wesentlich auf eine längere Dauer der Ruhepause anzukommen. —
Dass die auf künstlichem Wege gewonnenen Resultate den in d e r f r e i e n Na t u r wal t e nd en
Ums t ä n d e n aufs beste entsprechen, ist bei einigem Nachdenken offenbar. Namentlich scheint die
Anpassung an die Winterkälte eine nothwendige Bedingung für die Erhaltung der Art zu sein, da
andernfalls das im Sommer und Herbst erzeugte Fortpflanzungsmaterial durch alsbaldige Weiterentwickelung
verbraucht und mit Eintritt des ersten Frostes die gesamte Nachkommenschaft vernichtet werden würde.
Nachdem die Statoblasten den Winter überdauert haben, entwickeln sie sich im folgenden Frühjahr, sobald
die Temperatur des Wassers das ungefähre Minimum von 9—10° C. überschritten „hat, an der Oberfläche
der Gewässer zu jungen Kolonien, um so rascher, je beträchtlicher die Erwärmung. Durch eine unterdessen
eintretende Abkühlung des umgebenden Mediums wird zwar die Bildung der Embryonen zeitweilig
gehemmt, das Leben derselben aber nicht gefährdet. Das Primärindividuum heftet sich, durch die
Bewegung des Wassers, z. Th. auch wohl durch die Action der Tentakeln fortgetrieben, an einer
geeigneten Unterlage fest, ehe sein specifisches Gewicht durch weit vorgeschrittenes Wachsthum dem des
Wassers vorangeeilt ist. Dies ist insofern wichtig, als das in die Tiefe hinabsinkende Thier dort nur
selten diejenigen Bedingungen vorfinden würde, welche für seine Existenz nothwendig sind, klares, reichlich
gelüftetes Wasser und hin sicheres Podium. Wasserpflanzen aller Art bieten daher meist die günstigste
Gelegenheit zur dauernden Ansiedelung. Man findet an den Blättern und Stengeln von Nuphar, Nvmphaea,
Limnanthemnm und Sagittaria, an Binsen, Schachtelhalmen und Schilf bereits im Juni eine ausgebreitete
Bryozoenfauna, die sich vermöge der geschlechtlichen Fortpflanzung bis tief in den Herbst erhält und
auf weite Strecken die Vegetation überkleidet. Vor Allem erweisen sich die schwimmenden Pflanzen als
zur Anheftung geeignet, und zwar deshalb, weil sie der überaus starken Senkung des Wasserspiegels
unserer Teiche im Hochsommer zu folgen und somit die auf ihnen befindlichen Kolonien der Gefahr einer
Anstrocknnng zu entziehen vermögen. Dieser Gefahr sind beispielsweise die an den starren Halmen der
Binsen befestigten Individuen in hohem Grade ausgesetzt. Anfang August 1887 stand der durch seinen
Reichthum an Bryozoen ausgezeichnete Preiler Teich bei Königsberg wohl 5 Fuss unter seinem sonstigen
Niveau und das in der Nähe des Ufers befindliche Reisig, die Blätter von Seirpus, Acorus Calamus, der
Typhaceen, sowie die Schafte von Equisetnm, ragten nun mit den abgestorbenen Stöcken der Plumatellen
weit über die Oberfläche empor. Da die Moosthierchen des süssen Wassers mit Ausnahme von Fredericetta
und Paludicella in einer Tiefe bis zu 2 Fuss ihre reichste Entfaltung zeigen, so ist klar, dass die Reduction,
welche ihr Bestand auf diese Weise erfährt, eine ganz ausserordentliche sein würde, wenn sie nicht eben
dadurch, dass die überwiegende Mehrzahl der Kolonien an schwimmend en Blättern, namentlich denen
von Nuphar, ihren Aufenthalt hat, beschränkt wäre.
Uebrigens ist auch Cristatella keineswegs, wie man vermuthen könnte, durch ihre Beweglichkeit
vor den im Gefolge einer Senkung des Wasserspiegels auf tretenden Gefahren geschützt. Im September
1887 fand ich im Alle-Fluss an den frei emporragenden Blättern von Sagittaria sehr häufig Statoblasten
nebst Spuren angetrockneter Kolonien, welche offenbar nicht im Stande gewesen waren, sich bei Zeiten