sie in zahlreichen Exemplaren in das Oberfläohennctz. Das grosso Tiefennctz enthielt bis zu Tiefen von
700 M. eonstant einige Individuen; in dem Schliessnctz fand sich je ein Exemplar aus zwei Zttgen von
600 M. und ein Exemplar aus 800 M. In den grösseren Tiefen wird Euphausia pellucida durch zwei
Genera vertreten, deren Ivcnntniss wir der trefflichen Bearbeitung der Challenger - Schizopoden von
G. O. S a r s 1) verdanken. Stylocheiron und Nematoscelis, wie S a r s jene Schizopodengenera benannte,
die sich durch eine ungewöhnliche Verlängerung des zweiten (Nematoscelis) resp. dritten (Stylocheiron)
Beinpaaress) auszeichnen, fehlen durchaus in den oberflächlichen Schichten und treten erst von 500 M.
an auf, um dann bis zu den grössten untersuchten Tiefen einen sehr charakteristischen Bestandtheil der
Tiefenfauna abzugeben.
Am häuflgsten kommt in der Tiefe von Ponza an bis zu den Sireneninseln eine Stylocheiron-Art
vor, die an ungewöhnlicher Ausbildung ihrer Antennen Alles tiberbietet, was S a rs uns über das interessante
Euphausien-Material des Challenger berichtet. Bei keiner der von ihm untersuchten Stylocheiren scheinen
die Antennen vollständig erhalten gewesen zu sein und wenn er bei Schilderung des Stylocheiron longicorne
„tho prodigious length of the antennal flagellum“ hervorhebt, so wird es wohl nicht unerwünscht sein,
wenn ich in Fig. 1 zum ersten Mal ein Stylocheiron abbilde, an dem, Dank der schonenden Fangmethode,
die Antennen mit ihren merkwürdigen langen Wimpern in ganzer Ausdehnung erhalten sind. Was nun
die in Rede stehende Art anbelangt, so war ich um so mehr geneigt, sie zu Stylocheiron longicorne zu
rechnen, als S a rs selbst angiebt (p. 145), dasselbe in Messina beobachtet zu haben. Allein in mehrfacher
Hinsicht weicht doch Stylocheiron mastigophorum, wie ich die neue Art benenne, von St. longicorne ab.
Die Bewimperung der Antennen ist zwar von Sars bei St. longicorne nicht erwähnt und abgebildet,
dürfte jedoch an intakten Exemplaren nachweisbar sein. Dagegen sind die Endopoditen der beiden
ersten Brustfüsse lang und schlank bei St. mastigophorum, nur halb so lang bei St. longicorne. Ersteres
ist weiterhin durch einen langen Endopodit des sechsten Fusspaares, der sogar etwas grösser als der vorhergehende
erscheint, ausgezeichnet, während letzteres einen kleinen und bedeutend kürzeren als den
vorhergehenden aufweist. Endlich ist als charakteristisch für St. mastigophorum die ansehnliche Länge
der oberen Corneafacetten hervorzuheben.
Den Artunterschieden füge ich noch einige Bemerkungen über die äussere Körperform hinzu.
Das Rückenschild ist sehr schwach gekielt und läuft in ein Rostrum aus, dessen Form Fig. 1 veranschaulicht.
Die Augen sind gross, unregelmässig bimförmig, rothbraun pigmentirt mit deutlich abgesetztem
gelbem Ganglion opticum. Die inneren Antennen (antennulae) sind beinahe so lang wie der Körper.
Ihre Basaltheile, an Stärke und Länge abnehmend, sind verlängert und durch eine charakteristische
Bewimperung ausgezeichnet. Am ersten Glied zähle ich neun lange wimperähnliche mit seitlichen Fiederästen
besetzte Borsten, von denen die mittleren fast doppelt so lang als die Augen sind. Am Ende des
zweiten Gliedes sitzen zwei Wimpern. Die langen Flagelia enden ebenfalls mit je zwei langen Wimpern,
die ihrerseits wiederum mit Fiederästen besetzt sind. Charakteristisch für die Weibchen sind an dem
unteren Flagellum 4 kräftige, an der Spitze gebogene Borsten, während bei den Männchen ein dichter
Wald feiner Haare dem verdickten Basalthcile des FI.ageJI.uins aufsitzt. Die äusseren Antennen sind
doppelt so lang wie der Körper und verdanken ihre Grösse einer auffälligen Verlängerung der beiden
vorderen Basalgliedor und der Glieder des Flageilums. Letzteres ist scharf gegen den etwas angeschwollenen
Basalthöil abgesetzt. Fast möchte man glauben, dass das Flagellum gegen die Antennenbasis eingeschlagen
werden könnte. Fünf Wimpern sitzen den 5 Gliedern der Geissel auf, während das sechste wiederum
mit 2 Wimpern endet. Die Schuppe ist lang, schlank und am Ende mit langen Borsten besetzt.
Am 1., 2. und 4. Fusspaar ist der Innenast von relativ beträchtlicher Länge, am 5. kürzer, am
6. etwas länger, am 7. bedeutend verkürzt und am 8. rudimentär. Die Strudel äste (Exopoditen) nehmen
von vorn nach hinten continuirlich an Grösse ab. In der Figur erscheinen sie etwas verkürzt, da sie
dem Beschauer zugewendet sind. Die Kiemen sind, wie bei allen Stylocheiren von massiger Entwicklung;
nur der achte Büschel mit seinen fingerförmigen Kiemenblättchen ist kräftiger ausgebildet. Von erstaunlicher
Länge ist der Innenast des dritten Fusspaares, insofern er bei der Streckung den Körper um das
anderthalbfache an Grösse übertrifft. Im übrigen zeigt er die gewohnte Gliederung: ein kurzes Basalglied,
ein kräftiges drittes Glied (ischial joint), die verlängerten und gegeneinander einschlagbaren 4. und
5. Glieder (meral and .carpal jo.ints) und das zur Greifhand umgebildete 6. Glied (propodal joint;, dessen
Dornen gegen die dorsalen Dornen des Terminalgliedes eingeschlagen werden können. Die Bildung der
Hand (Fig. lb) ähnelt derjenigen von St. Suhmii. Zwei starke an der Innenseite fein gezähnelte Dornen,
ein dorsaler und ein ventraler, bilden eine Pincette, deren Wirkung ergänzt wird durch vier dorsale und
drei ventrale Dornen von mittlerer und geringerer Grösse.
Die Abdominalfüsse zeigen die gewöhnliche Form; der Mangel von Begattungsanhängen an den
vorderen charakterisirt. das .abgebildete Individuum als Weibchen. Uehrigens fischte ich zwei weibliche
Exemplare, welche einen Haufen abgelegter Eier zwischen den Endopoditen der mittleren Brostfiisse
trugen. Das Telsön ist lang und schlank; seine beiden Enddomen sind sanft teierförmig gebogen. Die
Uropoden überragen die Spitze des Telsons; der innere schlanke und längere ist an beiden Seiten mit
langen Borsten besetzt, der äussere, kürzere und breite weist nur an der Innenseite und Spitze Borsten
auf. Durch S a rs ist man darauf aulmerksam geworden, dass die Zahl und Anordnung der Leuchtorgaoe
wichtige'»systematisch« Merkmale abgeben. Für Stylocheiron sind 3 Organe, ein paariges am 7. Abdominalsegment
.und ein unpaares zwischen den vorderen Abdominalfüssen, charakteristisch. Es würde
gewiss eine dankbare Aufgabe sein, den feineren Bau dieser Leuchtorgane zu eruiren. Dass sie trotz
der Bedenken P a t t e n ’s ') mit Augen nichts gemein haben, sondern intensiv leuchten, dürfte wohl nach
den eingehenden Mittheilungen von S a r s , die zu dem noch d u r c h G i e s b r e e h t und P. M ay e r bestätigt
wurden*), ausgemacht sein. Ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, dass das Leuchten der Euphausien
bei jedem Individuum,' das man während, der Nacht zu conserviren versucht, prächtig hervortritt.
Stylocheiron mastigophorum erreicht (exclusive der Antennen) eine Länge von 6 10 nun. Die
Männchen sind seltener als die Weibchen; nur ein weibliches Individuum, welches ich der Abbildung
ZU: Grunde legte, hatte vollständig die Flagelia der grossen Antennen erhalten. Wie schon oben hervor-
H W. P a t t e .n , Eyes o f Molluscs and Arthropods Mitth. Zool. Stat. Neapel. Bd. 6. p. 686.
2) ibidem p. 738 Anm.