III. D ie pelagische Tiefeufauna und ihre Existenzbedingungen
Pelagische Tiefseethiere . . . .
Existenzbedingungen derselben . . . .
Ernährung d e r s e l b e n .............................................
Experimente über das Vordringen des Lichtes in die Meerestiefen
IV. D ie constante pelagische O b e r f l ä c h e n f a u n a ............................................
P elagisch e Oberflächenthiere ........................................................
V. Dissogonie der gelappten Ctenophoren
D issogon ie von Bolina h y d a t i n a ............................................
Einfluss der Temperatur auf Dissogonie
Die Entdeckungen jener Forscher, welche es sich zur Aufgabe stellten,- die Tiefen der Oceane
zu ergründen, haben unseren Gesichtskreis in grossartiger Weise erweitert. Die alte Lehre von F o rb e s ,
dass in grösseren Tiefen organisches Leben nicht zu existiren vermöge, ist zu Grabe getragen und eine
stattliche Reihe von Forschern giebt uns neuerdings über die staunenswerthe Fonnenfülle von Tiefsee-
thieren Aufschluss. Es liegt in der Natur der Sache, dass einstweilen noch das systematische und
anatomische Interesse bei Erforschung der Tiefseeformen im Vordergrund stehen und dass eine Reihe
von biologischen Fragen der Aufklärung in späterer Zeit harren. Wie fand die Besiedelung des Meeresgrundes
statt, wie vermochten sich die Thiere den monotonen Existenzbedingungen anzupassen, wie
ernähren sie sich, wie pflanzen sie sich fo r t? ^ - Auf alle diese Fragen vermögen wir einstweilen nur
mit Reserve zu antworten oder noch gar keine Auskunft zu geben.
Es ist klar, dass solche Fragen erst dann der Lösung näher gebracht werden können, wenn wir
sicheren Aufschluss über das Vordringen von marinen pflanzlichen Organismen und pelagischen Thieren
in vertikaler Richtung bis zu tieferen Wasserschichten erlangen. Hier macht sich bis jetzt eine recht
fühlbare Lücke in unseren Kenntnissen bemerkbar. Während einige Beobachter, gestützt auf das vom
„C h a lle n g e r“ gesammelte Material, der Anschauung zuneigen, dass alle Wasserschichten in vertikaler
Richtung von der Oberfläche an bis zum Meeresboden Organismen, wenn auch nur in spärlicher Zahl,
enthalten, so stellt A g a s s iz , der einzige Beobachter, welcher exakte Experimente ausführte, die Möglichkeit
einer Existenz von pelagischen Thieren in grösseren Tiefen in Abrede. Nach ihm sollen die Wasserschichten
zwischen der Oberfläche und dem Grunde azoisch sein und jene Siphonophoren und Radiolarien,
die angeblich in der Tiefe schwebend gefunden wurden, sollen erst oberflächlich in den Netzen erbeutet
resp. von der Lothleine erfasst sein.
Als ich im Sommer 1886 ein interessantes Material von solchen an der Lothleine haften gebliebenen
Siphonophoren zur Untersuchung überlassen bekam, da schienen mir doch die Angaben des Finders, des
italienischen Marineoffizieres C h ie r c h ia , so präcis für ihr Vorkommen unterhalb 1000 Metern zu sprechen,
dass ich die auf dem „Vettor Pisani“ während seiner Erdumsegelung unter dem Commando von P a lum b o
gemachten Wahrnehmungen einer exakten Prüfung zu unterwerfen beschloss. Da ich gleichzeitig mit
einer monographischen - Bearbeitung der mittelmeerischen Siphonophoren beschäftigt war und nach den
Funden von S tu d e r und C h ie r c h ia zur Auffassung gelangte, dass eigenartige Siphonophoren den
Hauptbestandtheil einer postulirten pelagischen Tiefenfauna ausmachen möchten, so lag es in der Natur
der Sache, dass ich zu Untersuchungen, welche einem einzelnen Beobachter kaum ermöglicht sind, die
zoologische Station zu Neapel während der Monate August bis Oktober 1886 aufsuchte.
0. C h u n , Die pelagische Thierwelt. I