Änderungen, die gewöhnlich heim Uebertragen der Präparate aus absolutem Alkohol in Benzol einzu—
treten pflegen, haben ihren Grund in dem rapiden Austausche beider Flüssigkeiten und können sehr
leicht vermieden werden, wenn das eine Medium sehr allmählich durch das andere verdrängt wird. Um
dies zu erreichen, behandle ich die mit absolutem Alkohol imprägnirten Objekte zunächst mit einer-
Mischung von zwei Raumtheilen Alkohol und einem Raumtheile Benzol und füge dieser in Zeitintervallen
von je einer Stunde einen Raumtheil Benzol hinzu. Dies wiederhole ich so oft, bis das Benzolalkoholgemisch
das fünffache Volumen der ursprünglich verwandten Flüssigkeit einnimmt. Jetzt können die Ge—
websstücke in reines Benzol übertragen werden, ohne dass auch nur ein Verwischen der feinsten histologischen
Details zu befürchten wäre.
Was oben in betreff der Imprägnation mit Benzol gesagt wurde, gilt im gleichem Masse der
Einbettung in Paraffin. Wollte man die mit dem Paraffinlösungsmittel durchtränkten Echinorhynchen sofort
der Einwirkung des flüssigen Paraffins aussetzen, so würde man sich wohl bald überzeugen, welch
bedeutende Schrumpfungen und Gestaltsveränderungen das Zusammentreffen zweier so heterogener Substanzen
zur Folge hat. Allen nachtheiligen Wirkungen kann man sehr wirksam begegnen, wenn man
das Paraffin nur sehr langsam in die Gewebe einführt, und zwar geschieht dies am vorteilhaftesten a u f
folgendem sehr einfachen Wege.
In einem kleinen Reagenzcylinder übergiesse ich die Objecte mit einem reichlichen Quantum
einer kaltgesättigten Lösung von hartem Paraffin in Benzol und setze sie in dem zur Einbettung gebräuchlichen
Ofen einer konstanten Temperatur von 50—52° C. aus. Von zehn zu zehn Minuten füge-
ich zwei bis drei Tropfen verflüssigten Paraffins hinzu, und zwar so lange, bis das Volumen der Flüssigkeit
sich um das Dreifache der anfänglich verwendeten Lösung vermehrt hat. Das Paraffinbenzol-
gemisch ersetze ich sodann durch reines, geschmolzenes Paraffin, in dem die Gewebsstücke je nach ihrer
Grösse Va bis IV2 Stunde verweilen.
Bei meinen Untersuchungen sah ich mich oftmals genöthigt, aus den einzelnen Schnittansichten
ein Gesammtbild von der Gestaltung und der Lagerung der Organe zu reconstruiren. Mir muste es
deshalb von grösster Wichtigkeit sein, lückenlose Serien möglichst gleich dicker Schnitte herzustellen.
Recht zu statten kam mir die seit einiger Zeit bekannt gewordene Methode, mit quergestelltem Messer
zusammenhängende, bandartige Schnittreihen zu erzeugen.
Die sogenannte Schnittbändermethode erfreute sich keines besonders guten Rufes. Noch F o l
zieht es vor, bei schiefer Stellung des Messers zu schneiden, da nach seiner Erfahrung jene wie Tänien
aussehenden Reihen nur unter besonders günstigen Umständen gelingen und bei einer Sehnittdicke, die
nicht unter Vs0 mm herabsinken darf. Wenngleich F o l in dieser Behauptung etwas weit gegangen ist,
so müssen wir ihm doch beistimmen, dass die seither mit quergestelltem Messer erzielten Serien den auf'
die gewöhnliche Art dargestellten Präparaten nicht an die Seite gestellt werden konnten. Die Misserfolgehaben
ihren Grund hauptsächlich in der fälschlichen Konstruktion der Schneideinstrumente. Die meisten
der gebräuchlichen, hohlgeschliffenen Messer taugen für jene harten Massen, wie Paraffin, gar nichts-
J u n g in Heidelberg gibt jetzt seinen Mikrotomen stärkere Messer bei, welche von diesem Fehler vollkommen
frei sind, und welche mit grösser Sicherheit gestatten, lückenlose Serien von V200 — 1Uoo mim
Schnittdicke herzustellen.
Ein eben so gewichtiger Umstand für das Gelingen tadelloser Schnittreihen ist die starre, unbewegliche
Verbindung der Objecte mit dem verticaleu Schlitten. Gänzlich Zu verwerfen ist das Auf-
Schmelzen der eingebetteten Gewebsstücke auf Kork oder andere elastische Substanzen, da schon der ge-
•ringste Druck ein Ausweichen des zu schneidenden Objectes zur Folge hat. Es genügt aber auch das
Einspannen eines Paraffinprismas in die Klemme des Objecthalters nicht vollständig den Ansprüchen einer
■unwandelbaren Befestigung. So wird man wohl oft wahrgenommen haben, dass der anfangs fest eingeschraubte
Block nach dem Schneiden nur noch lose in seinem Träger ruhte.
S c h a n z e und J u n g geben Objecthalter in Gestalt geringelter Scheiben oder metallener Hülsen
bei, auf welche das in Paraffin eingeschlossene Stück ohne weiteres aufgeschmolzen wird. Diese Art
-der Befestigung ist bei weitem die beste und solideste; Object und Halter bilden ein einheitliches,
--starres Ganzes.
Die so gewonnenen Schnitte wurden, wenn die Gewebsstücke vor dem Einschmelzen tingirt
waren, vermittelst einer Mischung von Kollodium und Nelkenöl nach der bekannten Schällibaum’schen
Methode auf den Objectträger aufgeklebt.
Obwohl man auch die vermittelst des Nelkenölkollodium befestigten Schnitte mit Benzol aus-
waschen und mit Alkohol, Wasser u. s. w. behandeln kann, ohne ein Ablösen einzelner Gewebspartien
befürchten zu müssen, so gebe ich doch dem von P. May e r eingeführten Albuminunterguss den Vorzug,
■vorausgesetzt, dass eine nachträgliche Schnittfärbung erwünscht ist. Dem Auftreten trübkörniger Stellen
in der Unterlage kann man durch sehr dünnes Aufträgen des Eiweissglycerins leicht wirksam ent-
•gegentreten. ■
Die Speciescharaktere.
Obwohl die meisten der neun oben namhaft gemachten Arten zu wiederholten Malen untersucht
und beschrieben worden sind , so möchte ich doch nochmals hier auf die Speziescharaktere etwas näher
Eingehen.
Wohl Jeder, der sich einmal mit der höchst merkwürdigen Gruppe der Acanthocephalen beschäftigt
hat, wird die Schwierigkeiten kennen, die zumal dann, wenn der definitive Wirth des Kratzers
nicht bekannt ist, der exakten Speziesbestimmung sich entgegenstellen. Man würde sich stark irren,
wollte man aus dem eben Gesagten folgern, dass die einzelnen Arten so wenig von einander sich unterscheiden
, dass sich nur äusserst schwierig typische Differenzen auffinden lassen. Nein, im. Gegentheile
'•herrschen in dieser scharf umgrenzten Helminthengruppe so zahlreiche und leicht in die Augen stechende
Gestalt- und Grössenunterschiede, wie sie wohl kaum auffälliger bei einer anderen Gruppe der Eingeweidewürmer
existiren können. Die Ursache aber, weshalb man noch heute, wo doch nahezu einundeinhalb
Hundert verschiedene Echinorhynchen bekannt sind, nur einige wenige durch ihren aberranten
Körperbau sich auszeichnende Formen endgültig bestimmen kann, ist darin zu suchen, dass man sein
Augenmerk hauptsächlich, ja fast ausschliesslich auf Merkmale lenkte, die selbst bei derselben Spezies
-.beträchtliche Differenzen aufweisen können.