Die entodermale Blastomei'e liat noch immer keine Veränderung erfahren l Ä übertrifft jetzt an
Grösse die übrigen um mehr als das Dreifache. L e u c k a r t hat also vollkomiieu Kocht, wenn er sagt:
„Dass die Dotterballenvermehrung an dem einen Ende des Eies früher beginpSSäls au dem anderen, so dass
vielleicht die eine Hälfte die Zahl jpßp. Ballen bereits verdoppelt hat, während die gegenüberliegende
noch die frühere Bildung aufweist.£l
Uebrigens möchte ich gleich hier hervorheben, dass die Klüftung von nun an nicht niehr in der
gewohnt regelmässigen Weise fortschreitet. Bei der Eünftheilung tritt dies sehof .-recht deutlic%j|ervor.
Für gewöhnlich ist-es der grosse Hypoblastballcn, der durch eine Querebene sich in zwei in der Längsachse
aufeinander stossende.1 Furcliungskügeln zerlegt. Manchmal ^geschieht es. aber, dass . dieser Zerklüftung
die Theilungübines oder mehrerer der EktodermbaM in der Längs- oder Quei|$<p&ng vorausgeht.
Bei der Sechs- und Siebentheilung treten schon so -^ ^V a ria tio n e n auf, dass .es. mir upiiqlpieh
ist, auf sie hier näher einzugehen.
Eine nothwendige Folge der hier sehr typisch ausgeprägten inäqualen Furchung ist es, dass die
sehr raseh sich .Vermehrende:: und dabei beträchtlich an Grösse abnehmenden Ektodermzellen über die
weit umfangreicheren Entodermzellen hinwcgwa.cliscn und sieh als einfache, epithelartige Zellenschicht auf
ihnen ausbreiten. Zunächst ist es zwar nur die eine F l ä B ^M o b Rücken- BauchflächS lässt sich
bei dem vollkommen radiären Baue des Acanthocephaleneies nicht angeben^H|diii:;iine solche Deckschicht
erhält. Bald, aber sehen wir d 9 Ränder der Ektodermkappe nach der gegenüberliegenden
Fläche sich Umschlägen, sodass schliesslich nur noch ein schmaler, medianer Spult, der Blastoporus oder
Gastrulamund. zurückbleibt. An der so entstandenen epibolischen Gastrula lassen sieh die beiden Keimblätter
sehr leicht unterscheiden. Die Zellen des Epiblastes sind ziemlich klein und Hach, aber sehr
regelmässig polyedrisch begrenzt. Die Dotterpartikel, 1 die früheir- in grösser Menge ; vorhanden waren
und den Einblick erschwerten, sind infolge des eminenten Stoffverbrauches währe: ul des Furchungs-
processes gänzlich aufgezehrt worden. Die Hypoblastzellen dagegen sindSihdestens doppelt s o i j g r a s s ,
von mehr rundlicher Form und zeigen noch das ursprüngliche, milchig trübe Aussehen.
Das Prostomä, das anfangs mehr als zwei Dritteile der Medianlinie mnnabm, -schlierst durch
Entgegenwachsen seiner Ränder zu der Zeit, wo die Zellen des Hypoblastes sich in rascherem Tempo
zu vermehren beginnen. Zunächst sind es die hinteren Hypoblastzellen, welche sich wiederholt teilen
und allmählich einen ansehnlichen Haufen kleiner Kernzellen hervorgehen lassen. Wollen wir bei dem
Echinorhynehusembryonen von einem Mesoderme sprechen, so können es meines Erachtens nur die neugebildeten
Zellen sein, die. hierbei in ®*tfacht kommen.
Auf dieser Entwickelungsstufe lassen sich die drei Keimblätter des Embryonalleibes sehr, leicht
unterscheiden. Das äusserste derselben bildet den aus kleinen abgeflachten und. polyedrisch begrenzten
Zellen bestehenden Epiblast. Es umschreibt einen iiäförinigen Hohlraum, dessen vordere Hälfte bis auf
eine enge gürfel- oder ringförmige Spalte von den grossen Hypoblastzellen ausgefnllt wird. Die hintere
Hälfte nehmen die um vieles kleineren Mesoblastep ein. Der gürtelförmige Spaltraum, der besonders
deutlich am vorderen Leibesende hervortritt, bildet die primäre Leibeshöble. Mit fortschreitender Vermehrung
der Blastomeren ändert sieh wiederum das Aussehen des ganzen Embryonalleibes. Die Veranlassung
hierzu bieten die grossen Hypoblastzellen. Sie vermehren sich in derselben Weise, wie die
ursprünglich am hinteren Ende • des Hypoblastzapfens gelegenen Zellen und lassen schliesslich kleine
Kernzellen hervorgehen, welche in jeder Hinsicht den Mesoblasten gleichen und zweifelsohne auch ihnen
zugerechnet werden müssen. Da nun der ganze Hypoblast in der Bildung der Mesoblasten aufgeht, so
resultirt schliesslich wiederum ein zweischichtiger Embryo, bestehend aus der einfachen Lage kleiner,
epithelartiger Ektodermzellen und den etwas grösseren, mehr rundlichen Zellen des Mesodermes.
S c h n e id e r 1) denkt darüber freilich anders, indem er bei den Larven von Echinorhynchus gigas
die Existenz einer Darmanlage annimmt. Das Gebilde, welches er als Darm bezeichnet, ist jener im
späteren Leben vollständig obliterifende, mit grossen Kernen ausgestattete Plasmastrang, der vom
hinteren Receptaculumende zu den Zellen der Genitalwege herab läuft. Ich kann mich nicht sonderlich
mit dieser Hypothese befreunden, weil alle meine Untersuchungen, die ich über die Entwickelungsgeschichte
der Echinorhynchen anstellte, nicht ein einziges Resultat lieferten, welche zu Gunsten einer
solete® Annahme spräche. Würden wir S c h n e id e r beistimmen, so müssten wir schliesslich auch zugeben,
dass das Ligementum Suspensorium — die Eiröhre der Acanthocephalen — die Keimdrüsen in beiden
Geschlechtern, die Nephridien aus, beziehentlich in der Darmanlage ihre Entstehung nehmen.
Gleichzeitig mit den Mesoblasten proliferiren auch die Ektodermzellen des oralen Leibespoles,
und es resultirt ein rundlicher, nach innen einspringender Wulst, der sich leicht von seiner Umgebung
unterscheiden lässt, als in ihm schon frühe die Zellenkonturen verloren gehen. Ein ähnliches, aber viel
kleineres Zäpfchen wird zur nämlichen Zeit am Schwanzende sichtbar.
Die Zellenkomplexe des zweischichtigen Embryos lassen sich, zumal unter Zuhilfenahme desjenigen
Larvenstadiums (s. Tafel 10, Fig. 4), welches ich stets zum Ausgangspunkte der organogenetischen
Besprechungen wählte, auf den Ban des späteren Wurmes ganz ungezwungen zurückführen. Die
epithelartige Ektodermzellenschicht liefert die Cuticula und das komplizirte Fasergeilecht der Hypodermis.
Der vordere ektodermale Syncytiumzapfen giebt dem Zentralnervensysteme, vielleicht auch dem cuticu-
laren Theile des Rüssels seine Entstehung. Der kleine, aborale Zapfen verwandelt sieh später in die
häutige Auskleidung der Kopulationswerkzeuge. Aus dem Mesoderme gehen das Ligamentum suspen-
sori um nebst den Keimdrüsen und die gesammte Muskulatur hervor, und zwar aus den seitlichen
Flügeln die Hautmuskulatur und der muskulöse Rüssel, aus den centralen Partien aber die Muskulatur
des Genitalapparates.
Während der voranstehend geschilderten Veränderungen hat auch die Entwickelung der Embryonalhäute
sehr wesentliche Fortschritte gemacht. Das dünne Häutchen, welches wir schon zur Zeit
der ersten Furchungen vom Dotter sich abheben sahen, hat, indem sich auf seiner Innenfläche eine farblose,
gelatinöse Masse ablagerte, seine Selbständigkeit eingebüsst. Bei Echinorhynchus gigas und Echinorhynchus
moniliformis vertheilt sich diese hyaline Substanz ziemlich gleichmässig auf die ganze Fläche.
Bei Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca dagegen häuft sie sich hauptsächlich an den
Eipolen an und bereitet so die für die äussere Embryonalhülle charakteristische Spindelform vor. Bei
Beginn der Epibolie der ektodermalen Furchungskugeln umgiebt der Embryo sich mit einer zweiten,
weit festeren und widerstandsfähigeren Hülle, die sicli in Folge ihres auffallend starken Lichtbrechungsvermögens
und der scharfen Konturen von der äusseren Haut leicht unterscheiden lässt. Beim Riesenkratzer
ahmt sie die eiförmige Gestalt des Embryonalleibes nach; bei Echinorhynchus angustatus und
i) Entwicklungsgeschichte des Echinorhynchus gigas. Sitzungsberichte der Oberhessischen Gesellschaft für Natur-
lind Heilkunde. Giessen, 8. März 1871, pg. 3—4.