Die Längsmuskulatur befestigt sich an der Ringfaserschieht vermittelst zahlloser Sarkolemmafäden.
Ausserdem aber scheinen einige Fibrillenbündel sieh abzuspleissen, die Ringmuskulatur zu durchsetzen
und in das über letzterer gelegene Sarkolemma einzudringen. .
Die Längsmuskelfaser des Echinorhynchus moniliformis bildet, indem die äussere Wand derselben
sich auf Kosten der inneren verdickt, eine Uebergangsform zwischen der gleichmässig umwandeten Längsmuskelfaser
der beschriebenen Arten und der nur auf der äusseren Fläche mit kontraktiler Substanz ausgestatteten
Ringmuskelfaser.
Wir wollen zunächst den Bau der Längsmuskulatur des Riesenkratzers näher in das Auge fassen.
An der Längsmuskulatur des Halses ist die einseitige Anhäufung von kontraktiler Substanz noch
nicht deutlich ausgeprägt. Unmittelbar hinter der Cuticularfalte finden wir noch vollkommen eylindrische
Fibern, die genau dieselbe Vertheilung der fibrillären Rindensubstanz wie in den Längsfasern des
Echinorhynchus haeruca oder Echinorhynchus angustatus erkennen lassen. Fassen wir jedoch einen Querschnitt,
der hinter der Halsbasis geführt wurde, in das Auge, so werden wir ein ganz anderes Bild erhalten.
Die kontraktile Substanz, welche zwar immer noch die Faser allseitig umgibt, setzt sich hier aus
zwei gleich dicken Seitenplatten zusammen, die durch eine äussere dicke und eine innere dünnere
Kommissur mit einander verbunden werden. Der Markraum ist nur wenig entwickelt und greift in Form
spalt- oder schlitzförmiger Lückenräume in die Fibrillenrinde ein. Die Hauptmasse der Faser macht also
die kontraktile Substanz aus. Die Primitivfibern gruppiren sich zu unregelmässigen, meist hohen Prismen
von gewöhnlich trapezoidem Querschnitte und werden durch verhältnissmässig dicke Sarkolemmasepten
von einander geschieden. Oftmals gewahrt man, dass die Septen, nachdem sie ungefähr die Hälfte der
kontraktilen Rinde durchsetzt haben, sich in mehrere Blätter spalten und Bündel von trigonalem Querschnitte
zwischen sich nehmen.
Uebrigens muss ich hier hervorheben, dass ich in der inneren Kommissur eine Anordnung der
Primitivsäulchen zu Bündeln nur in Muskelfasern des Vorderkörpers deutlich wahrnehmen konnte; sonst
stehen die einzelnen Fäserchen ohne jede Ordnung dicht nebeneinander.
Je weiter man sich nun von der Cuticularfalte entfernt, um so auffälliger werden die Unterschiede,
die in der Dicke der beiden Kommissuren obwalten. Die fibrilläre Substanz konzentrirt sich mehr und mehr
auf der Aussenfiäche der Faser, während sie auf der gegenüberliegenden Seite so beträchtlich abnimmt,
dass oftmals nur noch ein dünnes Faserhäutchen die Grenze zwischen Markraum und Leibeshöhle abgibt.
Zu gleicher Zeit geht die eylindrische Gestalt der Fibern verloren. Durch den gegenseitigen
Druck platten sie sich zu schmalen Prismen von rechteckigem oder auch trapezförmigem Querschnitte
ab (s. Tafel 2. Fig. 9 LM).
Ausserdem trifft man nicht selten Fasern an, deren peritoneales Segment sich beträchtlich ausweitet
und in der Gestalt eines geräumigen Schlauches frei in die Leibeshöhle hineinragt. An allen derartigen
Bildungen lassen sich zwei Theile unterscheiden: die eigentliche Faser und der häutige Beutelanhang.
Erstere gleicht in Form und Grösse vollständig den benachbarten Fibern. Die innere Kommissur
hingegen fehlt diesen Fasern. An ihrer Stelle befindet sich ein weit klaffender Spalt, welcher die
Kommunikation des Markraumes mit dem Beutelanhange ermöglicht. Der Muskelanhang besitzt gewöhnlich
die Form eines in radialer Richtung stark abgeflachten Cylinders und überdacht oftmals fünf
der benachbarten Fasern. Nicht minder häufig sind solche Längsmuskelfasem, deren äussere Kommissur
eich ein- oder mehrmals faltet, sodass alsdann der Markbeutel mit den Markräumen mehrerer
Fibrillenrinnen kommunizirt (s. Tafel 2, Fig. 9 LM). Von den Kernbeuteln unterscheiden sich alle
diese Muskelanhänge dadurch, dass sie allseitig von einer dünnen membranösen Fortsetzung der
kontraktilen Substanz ausgekleidet werden. Für das Auftreten dieser Bildungen lässt sich keine Norm
feststellen. Ich will nur erwähnen, dass sie beim Weibchen weit häufiger verkommen und zumal in der
hinteren Leibeshälfte viel ansehnlichere Dimensionen annehmen, als dies bei dem Männchen der Fall ist.
Im Allgemeinen besitzen die aufgetriebenen Muskelfasern keine beträchtliche Länge (im
Maximum 2 mm). Eine Ausnahme hiervon machen vier mächtige Längswülste, an denen sich die beiden
Ligamentsäcke (Tafel 2, Fig. 16 L) befestigen. Die Markbeutel dieser Muskelfasern, welche zu beiden
Seiten der Kernschnüre dahinziehen und schon beim Oeffnen des Hautmuskelschlauches als vier scharf
gezeichnete Längslinien in die Augen fallen, ragen vermöge ihrer immensen Grösse (250 bis 300 fi) weit
über die übrige Längsmuskulatur heraus. Trotz alledem stimmen sie hinsichtlich ihres feineren
Baues vollkommen mit den voranstehend beschriebenen Beutelfasern überein. Schon S c h n e id e r 1) hat diese
vier häutigen Röhren gesehen und sie als erweiterte Muskelcylinder mit sehr dünnen Wänden beschrieben2).
Die Beziehungen aber, welche zwischen ihnen und der darunter hinziehenden Längsfaserrinne obwalten,
blieben dem genannten Forscher unbekannt.
Im hinteren Leibesende (in der Höhe der Uterusglocke, beziehentlich der männlichen Ausleitungswege)
gewinnt die Längsfaserschicht allmählich ein anderes Aussehen. Die Fasern werden breiter und
mehr bandförmig. Sie sind von einer dünnen Fibrillenschicht, die bald aussen, bald innen, bald von
der einen oder anderen Seite sich verdicken kann, umgeben. Der Markraum ist aussergewohnlich gross
und mit einem wohlentwickelten, aber sehr feinen Fadennetzwerke erfüllt. Auch hinsichtlich der Dimensionen,
welche die einzelnen Röhren aufweisen, walten so enorme Unterschiede ob, wie sie sonst wohl
nirgends gefunden werden.
Die Längsfaserschicht des Echinorhynchus moniliformis gleicht in vielfacher Hinsicht der des
Echinorhynchus gigas. Die Querschnitte ^ der einzelnen Faser röhren sind kreisrund (so in der Halsgegend),
oder bilden stark (im Mittelleibe) oder minder stark (im unsegmentirten Hinterleibe) abgeflachte Ellipsen
(s. Tafel 8, Fig. 19, 20; Fig. 14 LM). Die kontraktile Substanz häuft sich hauptsächlich auf der
Aussenseite in grösserer Menge an, während sie an der gegenüberliegenden Fläche mehr und mehr abnimmt.
Muskelfasern, deren peritoneales Segment nur einen sehr dünnen, häutigen Fibrillenbelag aufweist,
sind bei Echinorhynchus mo niliformis weit häufiger als beim Riesenkratzer.'
Zu der letzt erwähnten Faserart gehören auch die vier an den Seiten der beiden lateralen Kernbeutelschnüre
herablaufenden ausgeweiteten Muskelröhren, welche den grossen Ligamentsäcken zur Insertion
dienen (s. Tafel 8, Fig. 9).' Sie beginnen in der Nähe der Ansatzpunkte der Retractores recep-
taculi und lassen sich ohne Schwierigkeit bis in die Nähe der Leitungswege verfolgen. Im unsegmentirten
Hinterleibe nähern sich die beiden dorsalen Längsröhren allmählich der dorsalen Medianlinie.
l) Archiv für Anatomie und Physiologie, 1868, pg. 588.
*) Vergl. L e u c k a r t , Die menschlichen Parasiten, 2. Bd. pg.
Bibliotheca zoologica. Heft VII.