(oe), dessen dicke Wandung (oe. w.) aus dichterem Protoplasma besteht. In der Schlundachse bemerkt
man ein schmales kegelförmiges Lumen, welches bei der Nahrungsaufnahme (Mg. 11) zu einem breiten
Rohre' erweitert wird. Der Schlund wird von einem besonderen, ebenfalls kegelförmigen Gebilde umgeben,
welches schon von Ehrenberg als reusenartiger Schlundapparat beschrieben wurde. Dieser Apparat besteht
aus dünnen, dicht beisammen liegenden, etwas schraubig verlaufenden Stäbchen (st), welche unter
einander verbunden sein müssen, da der ganze Apparat vorstreckbar ist, und beim Zerfliessen des Thieres als
ein zusammenhängendes Gebilde zu isoliren ist. Der ganze Stäbchenapparat kann sich frei an der äusseren
Schlundwandung bewegen und demnach entweder in den Körper eingezogen oder stark nach vorne vorgestreckt
werden, wobei dann die Mundöffhung wie von einem lippenartigen Wulst umgeben erscheint.
Der After (a) liegt am Hinterende des Körpers terminal oder subterminal. Unweit desselben befindet
sich auch die c o n tra c tile Vacuole (c. v.), welche in einem der Bippenstreifen durch einen besonderen
Porus (p. e.) nach aussen mündet. Von dieser grossen Vacuole gehen radiär 4 Reihen von Vacuolen aus,
die unterhalb der Alveolarschicht gelegen sind und an Grösse allmählich nach vorn abnehmen. Unmittelbar
nach der erfolgten Systole fliessen die vier grösseren Vacuolen zu einer neuen zusammen; die anderen treten
an die Stelle der vorhergehenden und schwellen während der Diastole allmählich an.
Der Makronucleus (N) ist ellipsoidal und liegt in der Mitte des Körpers oder etwas mehr dem
Hinterende zu. Er wird immer von einem kleinen Mikronucleus (ncl) begleitet. Im lebenden Zustande
erscheint der Kern homogen, mit einem dunkleren Binnenkörper, welcher mit der Kernwandung durch
dunkle Verbindungsbrücken in Zusammenhänge zu stehen scheint. Bei Behandlung mit Reagentien" (Fig. 13)
kommt seine Netzstructur zum Vorschein. Dieselbe lässt sich an der Kernwandung, um den Binnenkörper
und in dén Verbindungsbalken wahrnehmen, wogegen die dazwischenliegenden Partieen fast homogen erscheinen
und demnach als Vacuolen aufzufassen wären. Der Binnenkörper zeigt eine sehr feinnetzige Structur. Bei
der Eixirung kommt auch die Kemmembran mit Deutlichkeit zum Vorschein. Der Mikronucleus besitzt ebenfalls
eine Hülle und besteht aus einer grösseren, streifigen, chromatischen und einer kleineren, homogenen
(achromatischen) Hälfte.
Prorodon tereS wird ziemlich häufig angetroffen, gehört aber nicht zu den gemeinsten Infusorien.
Er schwimmt immer mit dem Vorderende voran unter fortwährender Rotationsbewegung. Der Körper ist
ziemlich contráctil und verändert daher seine Form. Die Farbe ist ebenfalls sehr wechselnd find scheint mit
der Art der Nahrung in Beziehung zu stehen; in den meisten Fällen ist sie bräunlich grau. Die Nahrung
besteht aus Algen oder thierischen Fetttropfen.
Obgleich P. te re s von vielen Forschem beschrieben wurde, besitzen wir in der Literatur nur die
eine Abbildung, welche von Eh ren b e rg (27; Taf. XXXH, Fig. 9) gegeben wurde. Die Alveolarschicht,
sowie der Bau des Schlundapparates und sein Verhältniss zum Schlunde ist schon von B ü tsc h li (1874)
erkannt worden.
Die Arten der Gattung Prorodon sind bis jetzt in Bezug auf ihre Verschiedenheit sehr mangelhaft
eharakterisirt. Es scheint mir daher sehr wahrscheinlich, dass eine Neuuntersuchung die grosse Zahl der
beschriebenen Arten auf wenige reduciren würde. Vorläufig möchte ich nur die Identität von P. griseus
CI. und L. mit der eben beschriebenen Art behaupten.
5. Didinium Balbianii. Bütschli.
B ü t s c h li 10; pag. 1286, 1338, 1364, 1369, 1395, Taf. LVIII, Fig. 4a—b.
Synon: Mon o d in ium B a lb ia n ii. F a b r e -D om e rg u e 32; pag. 35—39, Taf. IV, Fig. 43—50.
Taf. H, Fig. 1 4 - 21.
Kleine Thiere von 0,05—0,08 mm Länge und 0,03—0,05 mm Breite. Körper mehr öder weniger
fingerhut- oder glockenförmig, hinten abgerundet, vorne gerade abgestutzt und in einen kegelförmigen, veränderlichen
Mundzapfen ausgezogen. Der ganze Körper ist contráctil, sodass das Hinterende spitzer oder
flacher erscheinen kann; auch kann der Zapfen im verschiedenen Grade vorgestreckt und eingezogen werden,
sodass er zuweilen die Gestalt eines kleinen Hügels annimmt (Fig. 14 und 21). An der Spitze des Zapfens
befindet sich die Mundöffnung (o).
Am Rande des abgestutzten Vorderendes befindet sich ein Kranz ziemlich langer Cilien (W),
welche in kleinen. Reihen sehr dicht angeordnet sind. Dieselben erscheinen auf den ersten Blick
membranellenartig und an der Spitze zerfasert; es fällt aber nicht schwer sich zu überzeugen, dass es
einzelne Cilien sind, gewöhnlich 6 an der Zahl (Fig. 17), welche sehr nahe aneinander stehen und an
der Basis wie verklebt erscheinen. Von jeder solcher Cilienreihe lässt sich ein Längsstreifen nach dem
Vorder- und Hinterende verfolgen, wobei er nach hinten einen etwas schraubigen Verlauf annimmt. Diese
Längsstreifen sind seichte Vertiefungen oder Furchen und tragen in ihrer ganzen Ausdehnung kleine punktartige
Erhebungen, die mit Cilienpapillen zu vergleichen sind. Es liegt die Vermuthung sehr nahe, dass
diese Längsstreifen von den ursprünglich vorhanden gewesenen Wimperreihen abzuleiten sind, indem bei
der stattgefundenen Reduktion der Cilien die letzteren sich auf einen Kranz beschränkten und nur die
Papillen zurückblieben.
Das E k to p lasm a (ek), umgeben von einer zarten P e llicu la erscheint homogen. Das En to p lasm a
(en) ist deutlich netzartig und enthält viele kleine stark lichtbrechende Körperchen. Es ist in einer fortwährenden,
ziemlich starken Circulation begriffen; dieselbe geht so energisch .vor sich, dass nicht nur die
Nahrungsköxper (nk), oder die eventuell vorhandenen Zoochlorellen (z) mitgeführt werden, sondern auch
der Kern (N) fortwährend seine Lage verändert.
Der Mund (p) liegt an der Spitze des zapfenartigen Vorderendes und bildet eine kleine rundliche
Oeffnung, die sehr erweiterungsfähig ist. Es ist kein eigentlicher Schlund vorhanden, da ich nichts von
einer besonders differenzirten Schlundwandung sehen konnte. Um die Mundöffhung steht ein Bündel sehr
langer, dünner Stäbchen (st), welche unter einander nicht verbunden sind (Fig. 16). Sie besitzen einen
schraubigen Verlauf und können ziemlich weit nach hinten ziehen. J a bei einigen Exemplaren waren diese
Stäbchen so lang, dass sie am Hinterende des Körpers (Fig. 15 st) umbogän und noch eine Strecke nach
vorne zogen. Die Stäbchen- stehen nicht in einem Kreise um den Mund (wie bei Urotricha oder Holophrya),
sondern ziemlich unregelmässig und divergiren dem Hinterende zu, so dass das ganze Stäbchenbündel eine
kegelförmige Gestalt besitzt. Bei der Nahrungsaufnahme erweitert sich die Mundöffnung ganz bedeutend,
das Stäbchenbündel geht weit auseinander, was eine Aufnahme von relativ grossen Nahrungskörpem
ermöglicht. Ich konnte nichts von einem Nahrungskanal oder einer Nahrungshöhle, welche kontinuirlich vom
Munde zu After ziehen soll, wie es Balbiani bei Didinium nasutum (4; pag. 379—381) beobachtet hatte,