mit einem Tropfen Wasser und Hess die Flüssigkeit nun langsam so weit verdunsten, bis auch mit dem
Mikroskope schliesslich keine Spur davon mehr nachzuweisen war. Würmchen, denen solcherart die Feuchtigkeit
auf längere Dauer entzogen wurde, gelangten nie mehr zum Leben zurück. Bald stark gekrümmt,
bald lang gestreckt lagen sie regungslos da; die Haut war gefaltet, an Stelle der Darmzellen war eine
stark Hchtbrechende, fettähnhche Substanz getreten. Dabei zeigten die Thiere infolge der allgemeinen
Schrumpfung eine solche Brüchigkeit, dass es nur eines gelinden Druckes bedurfte, um sie in eine Anzahl
Fragmente zerfallen zu sehen. Um den etwaigen Einfluss der Zeitdauer zu kontrollieren, bewahrte ich
solche Präparate drei Wochen, selbst einen Monat auf; ich untersuchte sie nach 6, 4, 2 und 1 Stünde; immer
konnte ich nichts, als den Tod der betreffenden Würmer konstatieren. Nur wenn ich nach kürzerer Frist
das verdampfte Wasser durch neues ersetzte, kehrte Beweglichkeit und Leben allmählich wieder zurück.
Einige weitere Experimente, in deren Verlauf .ich die Larven theils in Uhrschälchen mit Erde setzte,
theils in kleine Cylindergläser brachte, die eine Erdschicht von verschiedener Höhe enthielten, ergaben,
sobald die Erde nach Wochen oder Tagen eine solche Trockenheit erlangt hatte, dass sie in pulverigen
Staub zerfiel, dasselbe negative Resultat.
Ich vermag demnach, diesen Beobachtungen zufolge, für Hetero der a die Fähigkeit, nach einem
längeren Austrocknen wieder aufzuleben, nicht zu bestätigen; vielmehr erbheke ich in unseren Würmern
Anguilluliden, für die nicht nur ein bestimmter Wassergehalt der Umgebung nothwendig ist, sondern bei
denen das Minimum des Feuchtigkeitsbedürfnisses sogar ziemlich hoch gelegen ist.*)
Ebensowenig wie der Feuchtigkeit, können die Larven der Wärme entbehren; natürlich darf dabei
eine gewisse Grenze nach oben und unten nicht überschritten werden.
In meinen Zuchttöpfen fanden sich immer junge, lebenskräftige Würmer in Menge, obwohl dieselben
meist einer ziemlich beträchtlichen Insolation ausgesetzt waren. Auch directe Versuche bewiesen mir,
dass die Würmchen ohne irgendwelchen Schaden unter der Einwirkung einer Temperatur von 15—20° Cels.
fortzuleben vermögen, während eine Wärme von 35° Cels., ganz wie jeder Kältegrad, dieselben tödtet.
Gegen verschiedene Reagentien, deren Einfluss auf sie ich zu ermitteln suchte, verhielten sie sich gleichfalls
sehr wenig resistent. Mineralsäuren, wie verdünnte Schwefel- und Salzsäure (1:100) brachten ihnen den Tod,
nicht minder schwache Pikrinsäure-, Essigsäure- und Chromsäurelösungen, Lösungen von Kalk und Alaun _
und Gemische von Glycerin. Am besten ertrugen sie reines Wasser. Ich hielt sie darin über 5 Wochen
lebendig, ohne dass sich ihre Zahl wesentlich vermindert hätte, wenn auch ihr Wachsthum aus Mangel einer
anderweitigen Nahrungsquelle als der früher angehäuften Reservestoffe, keinen Fortschritt machte. In
gleicher Weise gediehen sie in 1, 2 und selbst 3% Kochsalzlösung gut; in 5% dagegen starben sie bereits
nach 2 Tagen ab.
*) Es wäre gewiss eine ebenso dankbare, wie interessante Arbeit, die Untersuchungen über das Desiccationsvermögen
einzelner Thiere (Nematoden, Tardigraden und Rotatorien) von neuem und auf breiterer Basis, als es bisher geschehen ist,
zu wiederholen. Bei der grossen Rolle, welche, das Wasser im Haushalt der Organismen spielt, ist es wohl selbstverständlich,
dass ein absolutes Austrocknen ebenso tödtlich ist, wie ein totales Einfrieren. Es kann sich desshalb natürlich nur um eine
periodische Trockenstarre handeln, in Correspondenz mit den ähnlichen Erscheinungen des Winter- und Sommerschlafes. Bis jetzt
ist es noch nicht versucht worden, unter Berücksichtigung aller Nebenumstände, die Grenzen der unumgänglich nothwendigen
Feuchtigkeitsmenge sowohl für die verschiedenen Arten, wie für die verschiedenen Altersstufen der Individuen genau festzustellen
und etwa vermittelst eines Curvensystems anschaulich zu machen.
Wie sich hieraus ergiebt, besitzt also die Larve von Heterodera eine weit geringere Widerstandskraft,
als z. B. das Weizenälchen, welches Davaine in dieser Hinsicht sehr eingehend Untersuchte. Dieser Umstand
hat jedoch nichts auffallendes, wenn man die verschiedene Lebensweise beider Würmer vergleicht. Anguillula
tritici schmarotzt nicht wie Heterodera unterirdisch, sondern bewohnt bekanntlich die Aehren des Weizens.
Zwar bieten die Aehrehhülsen ihm sicherlich einen wesentlichen Schutz vor mancherlei Unbilden, aber
gerade dieser Aufenthaltsort bedingt eben auch wieder ;fm;e grössere, Abhängigkeit, von der Nährpflanze.
Er setzt eine höhere: Aceomodationsfähigkeit an die Periodicität des Pflanzenlebens voraus, und diese besitzt
das Aelehen in seinem beträchtlichen Desiccationsvermögen.
Ich selbst habe bei meinen Versuchen hinsichtlich des Rübennemätoden vor allem den direkten
Einfluss der oben erwähnten Reagentien vor Augen gehabt, und ich betone das, um einer etwa irrigen
Meinung diesbezüglich vorzubeugen. Wenn ich mich gegen die Fähigkeit eines längeren Austrocknens
aussprach, so habe ich nicht damit gesagt, dass jedwede Verminderung des Feuchtigkeitsgrades den Tod
der Würmer 'herbeiführen müsse, In der Natur Fliegen ja auch die Verhältnisse anders, als bei unserem
Experiment Hier kommt es nie zu einer m hochgradigen Wasscrcntziehung, wie wir sie künstlich erzeugten.
Stets von einer: beträchtlich hohen Erdschicht bedeckt, sind die jungen Larven dem Wechsel von Feuchtigkeit
und Wärme weniger äusgesetzt Sie finden dort ein doppeltes .Schutzmittel in der mütterlichen Chitinkapsel,
die sie bis zum günstigsten Zeitpunkt für die Wanderung l.irgl, und in der sie umhüllenden Erde
selbst. Beide sind im Stande die unmittelbaren Einwirkungen mancher Schädlichkeiten zu verhindern , so
dass- es uns-auch nicht Wunder zu nehmen braucht, wenn s-selbst starker Frost .und grosse Hitze die
Thiere wenig- oder gar nicht berühren.
Doch verfolgen wir noch diesem Exkurs, den wir zur Eruirung der allgemeinen Lehenseigenschaften
unternahmen, das fernere’.Schicksal unserer Larve!; :..
Wenn dieselbe kürzere oder, längere Zeit ip der Erde sieh aufgehalten hat, wobei sie ihre, h'ahrungs-
bediirihisse theils von dem aus dem .Eie, mitggbraehten Dottermaterial, theils vorSs, ¡der aufgenommenen
körnigen, zähen Innenmasse. des Mutterthieres'bestritt, wandert sie endlich in die Nährpflanze ein. Meist
ist es: die Zuckerrübe, die unser Wurm wählt, wie aber. Kühnj*,) nachgewiesen hat, giebt es noch
eihi sehr grosse: Menge anderer, Pflanzen, die mit mehr oder minder grösser Vorliebe gleichfalls heimgesucht
werden, -t^obald eine geeignete Seitenwurzel gefunden ist! -Bgewöhnlich werden Wurzeln von
1 mm. -.Durchmesser, seltener solche vom geringerer Dimension dazu benutzt — bringt die Larve durch die
unausgesetzten Stossbewegungen des Stachels die derbe Epidermis der Pflanze zum Reissen, und nimmt
dann ihren Weg fast Stets in tangentialer Richtung durch das saftige, grosszeilige Parenchym. Das, centrale
Leitbündel, das die Rübenwnrzel der Länge nach durchzieht, bleibt dabei immer intakt, nur mit der Gtrössen-
zunahme des Thieres wird es aus seiner normalen Lage etwas auf die Seite gedrängt. Meist geschieht
der Angriff in Masse,:» dass die Wurzelfasem oft wie gespickt mit eindringenden Larven erscheinen.“)
Sind letztere nach kurzem Wandern dicht unter der Rinde zur Ruhe gelangt, so machen sich schon nach
kurzer Zeit sehr wesentliche Veränderungen geltend, die mit einer zweiten Häutung ¡¡¡pätehen. Die alte Chitin