indifferenten Flüssigkeit, oder man härtet das ganze, die Embryonen beherbergende Darmstüok und
verfertigt sieh daraus Längs- und Flächenschnitte. Die letztere Methode verdient unbedingt den Vorzug. *)
In Folge der rasch fortschreitenden Auflockerung des centralen Kernhaufens und der Umwandlung
der kleinen ehromatinerfüllten, randständigen Nuolei in die grossen bläschenförmigen Hypodermiskerne
geht die schlanke konische Form unserer Kratzerembryonen bald verloren.
Die mittlere Region des Leibes schwillt mächtig auf und bildet einen ansehnlichen, nach dem
Rücken, dem Bauche oder einer der Seitenflächen hervfeagenden Buckel, der sjch schliesslich in einen
schlanken,, vorn abgerundeten Cylinder auszieht *). Die Enden des früheren Embryonalleibes sind noch
immer als kleine Zäpfchen an der einen Fläche sichtbar und an den Stachelüberresten kenntlich. Die
Längsachse der Larve kreuzt jetzt den Embryo unter einem rechten Winkel.
Sind die Larven auf 0,1 mm herangewachsen, so erhalten sie: vom Zwisclicmvirtlie einen bindegewebigen
Ueberzug- und gelangen in Folge gewisser pathologischer Veränderungen in der gereizten
Darmwaild in die Leibeshöhle ihrer Träger. Eine Häutung nach dem Uebertiitte habe ich niemals
beobachtet Vielmehr sah ich die einzelnen Fetzen der ursprünglichen Embryonalhaut und der die
letztere umhüllenden, bindegewebigen Cyste bis zum Ablaufe der Metamorphose der definitiven Cuticula
anhaften.
Der gesammte Entwiokelungsproeess nimmt je nach der mehr- oder minder wärmest: Jahreszeit
bei EchiiwrbyncTius angustatus und Eclmorhynchus haeruca neun bis fünfzehn Wochen in Anspruch. Die
vollkommen ausgewachsenen Larven erreichen eine Länge von vier bis fünf Millimeter. Man findet sie.
mit eingestüjfiem Rüssel, aber sonst völlig aasgestreckt, neben oder unter dem Darmkanalc und sieht
sie als weisslichgelbo Streifen durch die halb durchsichtigen Körperhüllen des Asellus deutlich hindurch-
schimmern.
Ueberclies kann lei» hier nicht unerwähnt lassen, dass die Infection vielen Asseln den Tod bringt.
Während von den nicht inficirten Versuchsthieren wöchentlich durchschnittlich nur 8 °/0 zu Grunde
gingen, steigerte sich die Sterblichkeit in Folge der Einbohrung der Parasiten in den ersten drei
Wochen auf 30—40°/0, nahm in den vier darauf folgenden Wochen aber dann allmählich wieder
auf 10°/o ab. Bis zum Abschluss der Metamorphose ihrer Parasiten konnte ich jedoch höchstens 1 °/0
der verwandten Vcrsuchsthiere am Leben erhalten.
Umgekehrt gehen aber auch viele der Embryonen, welche in die Darmwände des Zwischen-
wirthes eingewandert sind, zu Grunde. Die Umwandlungen, die hierbei der Embryonalleib erleidet,
sind sehr eigenthümlicher Art und können leicht zu allerlei Irrthümern Veranlassung geben. Durchmustern
wir ein Stück des stark inficirten Asseldarmes, so werden wir bald einzelne Individuen entdecken,
deren Körperparenchym v6n einer grossen Menge kleiner und auffallend ehromatinarmer Kerne
Wenn L e u o k a r t clio Einzelheiten der organologischen Entwickelung bei seinen Untersuchungen nicht
erkannte, auch hin und wieder ü b e r die N a tu r d er dabei in B etra ch t kommenden Vorgänge sich irrte , so ist das
vorzugsweise wohl die Folge des Umstandes, dass e r die damals e rst wenig ausgebildete Schnittmethode nur in sehr
beschränktem Masse z u r Anwendung zu bringen im Stande war. W a r doch eben e rst das e rs te einigermassen brauchb
are Schienenmikrotom, das sogenannte L e y s e r ’sche, aus dem L e u c k a r t ’schen Laboratorium hervorgegangen.
Vergl. Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. VII, pg. 175.
2) Vergleiche F ig . 11, F ig . 1 3 , F ig. 14, F ig . 11! der von mir ausge führten 1 0 0 . L e u c k a r t ’schen
Zoologischen W an d tafe l.
weit selbige die morphologischen Verhältnisse betreffen, in vollem Umfange bestätigen. Gleichzeitig ist
es mir durch die Infection mit den Eiern von Ecliinorhynchus haeruca, von dem wir wiederum durch-
die Untersuchungen L e u c k a r tV ) wissen, dass er seinen Jugendzustand gleichfalls in der gemeinen
Wasserassel (Asellus aquatiens) durchlebt, gelungen, eine Reihe von Entwickelungsstadien zu züchten und
dadurch den Nachweis zu liefern, dass nicht nur die Vorgänge der eigentlichen Echinorhynchus-
entwickelung — die wohl in allen wesentlichen Punkten bei den verschiedenen Species die gleichen sind —,
sondern auch die der Gestaltsmetamorphose bei Echinorliynclius angustatus und Ecliinorhynchus haeruca
bis in die Details übereinstimmen.
Um die Wasserasseln mit den Eiern des Ecliinorhynchus haeruca zu inficiren, vermischte ich den-
gesammten Eiinhalt von fünfzehn erwachsenen Weibchen mit den Kothmassen, die ich in dem Endabschnitte
des Froschdarmes und der Kloake vorfand. Dieses Gemengsel verfütterte ich in der Weise,.,
dass ich es in hirsekorngrosse Stücke zertheilte und auf dem Boden der Zuchtaquarien verstreute.
Schon nach Verlauf zweier'Tage fand ich zu meiner Freude im Darme der Asseln zahlreiche frei bewegliche
Embryonen. Mehrmals ist es mir auch geglückt, Embryonen aus den Eihüllen herausschlüpfen zu
sehen. Von den Schalenübcrresten uncl den Spiralfäden waren keine Spuren mehr zu sehen. Die mittlere-
Hülle, die ich früher als äussere Erabryonalhaut bezeichnet habe, war stark aufgequollen und hatte die
ihr eigenthümliche schlanke Form mit der einer geräumigen Spindel, in der sich der Embryo ganz frei
bewegen konnte, vertauscht. Die muskulöse Leibeswand war in reger Thätigkeii : die Stachelscheibe-
wurde hervorgeschleudert und wiederum zurückgezogen, kurz der Embryo gab sich die grösste Mühe,,
die Eischale mit seinen Dornen zu zerreissen. Gewöhnlich war es jene Stelle, die ehedem sich durch
eine tiefe ringförmige Einschnürung auszeichnete, an der dieser Durchbruch geschah. Durch die peristaltischen,
von vorn nach hinten fortschreitenden Stricturen schiebt der Embryo eine Stachelreihe nach
der anderen durch die immerhin ziemlich enge Rissspalte hindurch und wandert dann kriechend an der
Darmwand auf uncl ab, bis er für seine Bohrbewegung hinreichende Fixationspunkte findet. In cler
unmittelbaren Nähe des hinteren Magenendes durchbrieht er die Cliitinauskleiclung uncl die darunter
befindliche Drüsenschicht uncl gelangt in der äusseren Darmmuskelhaut zur Ruhe.
Die ersten Veränderungen nach der Einwanderung betreffen weniger seine äussere Form als-
seine Grösse; er wächst so rasch, class schon am vierten Tage nach cler Infection sein Volumen sich
verdoppelt hat. Zur gleichen Zeit hat aber auch in seinem Innern die Metamorphose des embryonalen
Kernhaufens ihren Anfang genommen. Leider entziehen sich bei Echinorhynchus haeruca diese Vorgänge
der directen Beobachtung, weil in dem gleichförmigen Körperparenchyme grosse Mengen fettähnlicher
Körnchen oder Tröpfchen abgeschieden werden.
Zum Zwecke des eingehenderen Studiums der Orgaliogenie kann man zwei verschiedene Wege-
einschlagen. Entweder zersprengt man durch Auflegen eines Deckgläschens auf den sorgfältig isolirten
Embryo die ihn umhüllende, zarte Membran und untersucht den zwischen der rasch auseinander fliessen-
den Körnersubstanz und clen grossen Hypodermiskernen sichtbar werdenden Embryonalkern in einer-
*) De statu
1 S 7 3 , pg. 2 8 , Anm.
larvali