den Lippenrändern der ventralen Gloekenöffnung. Auch die von Bojanus entdeckten seitlichen scheibenförmigen
Polster hat L e u c k a rt gesehen und glaubt, dass sie dazu dienen aus der Leibeshöhle gewisse
Stoffe zu absorbiren und diese dem Leitungsapparate zuzuführen.
Der Uterus stellt ein einfaches Rohr mit dicken und kräftigen Muskelwandungen dar, die
wesentlich wiederum aus netzförmig zusammenhängenden Ringfasern gebildet werden.
Die Scheide, der Endabschnitt des weiblichen Leitungsapparates, besteht aus zwei in einander
gelagerten Sphinkteren. Der äussere der beiden Ringwülste besteht durch seine ganze Dicke hindurch
aus quer verlaufenden Fibrillen und enthält vier grosse blasenartige Kerne. Der innere, weit heller
gefärbte Sphinkter ist viel kleiner und nur mit einer dünnen Lage sich kreuzender Fibrillen bedeckt.
Die innere Auskleidung des erweiterten oberen und unteren Theiles der Scheide bilden je vier neben
einander liegende Zellenwülste, die ganz wie die inneren Zellen des Glockenschlundes vorspringen und
das Lumen auf einen engen Zentralkanal beschränken.
Die Zellscheiben, denen man seit v. Sieb old gewöhnlich den Namen „lose Ovarien“ beizulegen
pflegte, dürfen nach L e u c k a r t1) keineswegs den Ovarien der übrigen Thiere gleichgestellt werden; sie
repräsentiren vielmehr die früheren Entwickelungstufen der Eier selbst, d. h. Bildungen, wie sie sonst
gewöhnlich im Inneren der Ovarien gefunden werden. Diese rundlichen oder nierenförmigen Keimballen
sind von einer dünnen, aber scharf gezeichneten Hülle bekleidet, welche die Zellen, die nichts anderes
als junge Eier sind, zusammenhält. Der kernhaltige Protoplasmaballen, der diese letzteren bildet, hat einte
helle Beschaffenheit, die erst bei zunehmender Grösse einem mehr trüben Aussehen Platz macht. Gleichzeitig
verändert die Zelle ihre Form, indem der eine Durchmesser immer mehr sich streckt, bis nahezu
die Gestalt des späteren Eies erreicht ist. Auf diesem Entwickelungsstadium verlässt das Ei den Keimballen,
indem es durch die Umhüllungshaut desselben hindurch bricht.
Eine ausführliche und sehr sorgfältige Beschreibung der weiblichen Genitalien des Riesenkratzers
verdanken wir A. A n d r e s 2), der übrigens seine Untersuchungen auf Anregung Leuckarts und unter
dessen Leitung ausführte. Das ' Ligamentum Suspensorium wird von einer dünnen vollständig
strukturlosen Membran gebildet und besteht aus einem mittleren Blatte, dessen Ränder sich mit den
seitlichen Rändern zweier röhrenartig zusammengebogener Blätter verbinden, wodurch zwei übereinander
liegende mit einer gemeinschaftlichen Wand ausgestattete Säcke entstehen. Am Aufbaue der Glockenwand
betheiligen sich nicht weniger als vier Häute: eine äussere sehr dünne Hülle, eine zweite, wohl
entwickelte, ringfaserige, eine bindegewebig schwammige dritte, die nach innen zu dichter wird,' und
endlich eine vierte mit wenigen Längsfasern ausgestattete Membran.
In der Dorsalwand der Glocke verläuft ein T-förmiger Kanal, dessen Hohlraum mit dem der
beiden scheibenförmigen Polster kommunizirt und wahrscheinlich den Ausführungsgang dieser Flockenbüschel
bildet. Diese letzteren bestehen aus einer gestielten, dreikernigen, verästelten Blasse. Die letzten
Verästelungen sind kurze dicke Cylinder, die von einem aus äusserst dünnen, bald kontinuirlichen, bald
unterbrochenen Kanälchen zusammengesetzten Bündel erfüllt sind.
*) Jahresbericht, über die wissenschaftlichen
pg. 17, 1861, pg. 29.
2) Ueber den weiblichen Geschlechtsapparat
pg. 584—591. Tafel 31.
Leistungen in der Naturgeschichte der niederen Thiere. 1857,
des J'Jchinorhynchu$ gigas. Morphologisches Jahrbuch, 4. Bd. 1878
Die beiden seitlichen Taschen, welche offenbar eine besondere Einrichtung sind, um die reifen
Eier in den Uterusmund zu treiben, besitzen eine beträchtliche Grösse und bestehen je aus einer Zelle,
deren Kern immer deutlich sichtbar ist. Hinter den Taschen schnürt sich die Glocke zu einer Art
Hals ein. Hier ist die ventrale Oeffnung zu sehen, welche in den ventralen Sack führt; sie ist kahn-
förmig, quefgestellt und von dicken Rändern begrenzt, die an ihren Winkeln zwei deutliche Kerne zeigen.
Im Inneren der Glocke erhebt sich auf dem Grunde eine rundliche Blasse, welche aus vier
grossen, dicht aneinander stossenden, um die Längsachse gruppirten, zelligen Wülsten besteht. Auf sie
folgen zwei andere, birnförmige Zellen, die sich auf die hinteren Lippen der ventralen Glockenöffinung
stützen. Von diesen sechs Zellen geht ein doppelter, aus zwei Zellen gebildeter und dunkle Substanz
enthaltender Strang ab, welcher in der Glocke frei nach vom verläuft un d sich bald mit dem mittleren
Ligamentblatte vereinigt. Am Halse der Glocke findet man noch vier zellige Wülste, und zwar zwei
an der Basis der bimförmigen Zellen und zwei frei an den Seiten, unterhalb der Taschen. Der Uterusmund
bildet einen Y-förmigen Gang, welcher sich in der Glocke mit zwei, in den-Uterus mit einem
einzigen Loche öffnet. Von den zehn Zellwülsten umgeben fünf die eine, fünf die andere der oberen
Oeffnungen. Der untere Arm der Kommunikationsöffnung zwischen Glocke und Uterus setzt sich frei
in der dorsalen Uteruswand fort und mündet nach kurzem Verlaufe. Jede der beiden oberen Oeffnungen
ist einer übergestellt. Die Wand das Uterusrohres- besteht aus drei Häuten, einer äusseren,
strukturlosen Membran, einer mittleren ringfasengen, die sich leicht in zwei Schichten zerlegen lässt und
das eigenthümlich gewulstete Aussehen des Uterus verursacht, und einer dritten bindegewebigen Schicht,
in der konstant drei Nuclei sich finden. Die Vagina setzt sich aus drei deutlichen Segmenten zusammen.
Das vordere un d das mittlere Segment sind muskulös, sphinkterartig; jedes besteht aus einer Zelle.
Das hintere Segment aber ist eine ringförmige, fein granulirte mit einem Kerne versehene Blasse, die
derjenigen des Körperintegumentes ähnlich ist. Nach vorn schiebt sie sich zwischen die beiden Sphineteren
und das röhrenartige, stark eingeengte Endstück des Uterus ein.
B a l t z e r 1) untersuchte die Uterusglocken von Echinorhynchus proteus und JEchinorhynchus
angustatus und gelangte zu Resultaten, die sich eher mit den Abbildungen G r e e f f ’s als mit der Darstellung
Leuckart's in Einklang bringen lassen. In die Bildung des gesammten dem Uterus aufsitzenden
Apparates gehen 15 Zellen, ein, die sich folgen dermaassen vertheilen: Aus zwei Zellen geht die Uterusglocke
hervor, die Kerne liegen dicht neben der Dorsallinie. Zwei Kernzellen bilden den breiten
Biuskelring, der sich zwischen die Glocke und den Glockenmund einschiebt. Ventralwärts von dem
Glockengrunde liegen zwei lange Zellen, an denen sich das ventrale Theilstück des Ligamentum Suspensorium
befestigt. Den beiden hinter der Glocke befindlichen Zellen legen sich auf der unteren Innenseite,
gerade der hinteren Oeffnung der Glocke gegenüber, zwei stark gewölbte Zellen an. Mit diesen
beiden Zellen verbindet sich auf jeder Seite eine grosse, im oberen Theile nach aussen stark aufgewulstete,
im unteren verschmälerte und lang ausgezogene Muskelzelle (Seitenzelle). Selbige fügen sich vorn
einem maschenreichen, von Biuskelfibrillen gebildeten Gewebe an, dem zwei Kerne eingebettet sind. Auf
der Vorderseite schliesst dieses Maschenwerk eine langgestreckte Zelle ab, welche gleich den beiden im
Ligamentstrange gelegenen Zellen drüsiger Natur zu sein scheint. Die beiden Seitenzellen krümmen
’) Zur Kenntniss der Eehinorhynchcn. Archiv für Naturgeschichte. 1880, pg. 2(5—36. Tafel 1. 2.