lymphatischen Flüssigkeiten, eine fein granulierte, trübe Masse darstellt, beginnt nun die Binnenmembran von den
darunter gelegenen Zellen abzuheben und blasenartig vor sich herzutreiben. Da dieselbe aber an allen den
oben erwähnten Stellen, wo die darunter liegenden Zellen sich unverändert erhalten, auch fest an denselben
haften bleibt, so erhalten wir jetzt im Inneren des Schlauches einen unregelmässigen blasigen Belag, der
ungefähr dasselbe Bild darbietet, wie es dicht an einanderstossende Luftblasen auf der Oberfläche einer
dünnen Gummi- oder Eiweisslösung geben.
Schliesslich ist auch die aufgetriebene Binnenmembran nicht mehr im Stande, dem Drucke der
immer mehr zunehmenden Flüssigkeit unter ihr zu ¿widerstehen; sie platzt und das Umwandlungs-
product der früheren Wandzellen tritt jetzt, wahrscheinlich als Nährflüssigkeit für die junge Brut, in das
Innere des Schlauches über. Die so ihrer Stütze beraubte Blasenhaut fallt nunmehr zusammen und legt
sich dicht auf die ebenfalls mehr oder minder veränderten untersten Wandzellen, die nun in einfacher Lage
den Innenraum des Sporocystenschlauches auskleiden; da inzwischen auch die Zellen, welche das oben beschriebene
Netzwerk zusammensetzten, in das Niveau der übrigen Wandzellen herabgesunken sind, so erhalten
wir jetzt als innere Auskleidung der Schlauchwand eine von einer Membran überzogene einfache Schicht
von Zellen, in der nur von Zeit zu Zeit die ebenfalls oben erwähnten Inseln und Nester embryonal gebliebener
Zellen auffcreten, deren Bedeutung wir später kennen • lernen werden. Die Elemente dieser am
Ende der Umwandlung auftretenden einfachen Zellenlage zeigen unter sich nicht allenthalben die gleiche
Beschaffenheit. Überragt schon in der Regel ihre Höhe um nichts oder doch nur um ein weniges den
Durchmesser des Kernes, so kommen auch zahlreiche Stellen vor, wo die ganze Schicht fast vollkommen
geschwunden erscheint, so stark haben sich die Elemente wahrscheinlich in Folge der Dehnung der Schlauchwand
abgeplattet. Auch ihr Inhalt zeigt nicht überall gleiche Beschaffenheit; während das Protoplasma
einzelner Zellen sich noch völlig normal zeigt, scheinen andere von dem früher besprochenen Degenerationsprozesse
befallen worden zu sein, ohne dass dieser jedoch zur Perfection gelangt ist; kurz, das ganze Gewebe
macht einen mehr oder minder weit zerstörten, trümmerhaften Eindruck. Überhaupt geht auch der ganze
Umbildungsprozess niemals in der Regelmässigkeit vor sich, wie wir ihn eben beschrieben haben; selbst an
gleichalterigen Stellen finden wir ihn bald schneller, bald langsamer fortschreiten, so dass die Erkenntnis
des ganzen Vorganges mit mannigfachen Schwierigkeiten verbunden war.
Dass während dieser Umwandlungsvorgänge der inneren Zellenlage auch die die Muskeln enthaltende
äussere Substanzlage nahezu ganz geschwunden ist, wurde bereits früher hervorgehoben.
Was nun die vorhin erwähnten Nester und Inseln embryonal gebliebener Zellen anbelangt, so haben
wir in ihnen die Ursprungstätte der sogenannten Keimballen vor uns, die auf den verschiedensten Entwicklungsstufen
die Innenräume des gesammten Schlauchwerkes erfüllen, jener Gebilde, die, auf ungeschlechtlichem
Wege entstanden, sich allmählich zu den Distomenlarven umbilden und so den Ausgangspunkt einer neuen
Descendenz darstellen. Es sind die wandständigen K e imlager unserer Sporocyste, meistens nicht sehr gross,
auch nur selten scharf und bestimmt gegen den übrigen Wandbelag sowohl, wie gegen die unter ihnen
liegende Substanzlage abgegrenzt. Nur in jüngeren Schläuchen, in denen die Differenzierung des Wandbelages
noch nicht in dem Maasse vorgeschritten ist, wie bei den älteren, heben sie sich durch ihr homogenes
Aussehen und ihre etwas dunklere Färbung mehr von der Umgebung ab. In älteren Schläuchen dagegen
sind sie nur daran erkennbar, dass das Protoplasma ihrer Zellen stark mit feinen Körnchen (wahrscheinlich
Reservestoffen) erfüllt ist, ein Umstand, der aber andererseits einen genaueren Einblick in ihre Structur
nicht zulässt. In der Peripherie dieser Keimlager nun liegen die jungen Keimballen, welche sich meist erst
durch eine besondere Membran, von der sie umgrenzt sind, als gesonderte Elemente zu erkennen geben.
Etwas deutlicher treten sie hervor auf Präparaten, die mit Fette extrahierenden Flüssigkeiten behandelt
sind; es zeigen sich dann neben diesen fertigen Ballen noch anderweitige mehr oder minder gesonderte
Zellcomplexe, welche jüngere Zustände der fertigen, durch eine Membran allseitig abgeschlossenen Ballen
darstellen, (cf. Fig. 13.)
Diese letzteren liegen alle peripherisch und treten bei ihrer ferneren Entwicklung immer mehr und
mehr aus dem übrigen Keimlager heraus gegen die Binnenmembran vor, so dass sie zuletzt nur noch von
dieser in der Nähe ihrer Ursprungsstelle festgehalten werden.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass auch Biehringer1) diese Keimlager bei den von ihm beobachteten
Sporocysten der Cercaría armata und macrocerca gesehen hat, wenn sie auch von ihm nicht als
spezifisch ausgebildete Teile der Schlauchwand erkannt wurden; denn er fand bei Sporocysten von Cercaría
macrocerca „die Keimkörner an der Peripherie eines körnigen einige Kerne enthaltenden Gerinnsels, welches
dem innerhalb der Epithelzellen befindlichen vollständig glich. In einem anderen Falle schien von einer
Stelle der seitlichen Wandung aus eine starke Zellwucherung stattzufinden, welche ebenfalls an ihrer Peripherie
kleine Keimkörper aufwies“. Dass diese Wucherungen den schon beschriebenen, mit Nahrungsmaterial
stark erfüllten Keimlagern unserer Sporocyste vollkommen analoge Gebilde sind, glaube ich ohne weiteres
annehmen zu können. Da nun Biehringer aber vorher bei jungen Sporocysten von den Kiemen von Cyclas
beobachtet hatte, dass „eine Zelle an einer beliebigen Stelle des Epithels“ sich teilt und einen Keimballen
bilden kann, da er auch Zwischenstadien nicht untersuchte und „das Theoretisieren“2) hasst, so vermochte
er natürlich nicht, beide Bildungsweisen mit einander in Einklang zu bringen.
Die undeutliche und wenig scharf markierte Abgrenzung der Keimlager gegen den angrenzenden
inneren Wandbelag der Sporocyste, in Verbindung mit der bei zunehmendem Wachstum des Schlauches
immer grösser werdenden Zerstreuung derselben macht es begreiflich, dass namentlich bei älteren Sporocysten
ihre Auffindung und Erkennung lange Zeit nicht gelingen wollte; erst das Studium der Entwicklungsgeschichte
konnte hierüber definitiven Aufschluss geben. Da ich nun erst gegen das Ende meiner Untersuchungen
hin in der Lage war, auch die jungen Sporocysten des Distomum macrostomum untersuchen zu
können, würde es mir wahrscheinlich sehr schwer gefallen sein, die Entstehung der Keimballen aus diesen
wandständigen Keimlagern ausser Zweifel zu stellen, hätte ich nicht zufällig Gelegenheit gefunden, an einer
noch nicht näher untersuchten, wahrscheinlich noch unbekannten Sporocyste aus der Leber von Limax
agrestis die gleichen Verhältnisse klar und deutlich erweisen zu können. Weiter wurden diese Beobachtungen
in überzeugender Weise bestätigt gefunden in Präparaten von den Sporocysten des Distomum hepaticum,
i) 1. c. pag. 20 u. 22. Fig. 25-28. . , OOA _T... .. .
a) Bem. „Denn mit b lo ssem T h e o r e tis ie re n ist man noch selten besonders weit gekommen, (pag.¿ó.) JNaturiicn,
denn es müssen für’jede Speculation ja immer bestimmte, durch Beobachtungen festgestellte Grundlagen vorerst vorhanden sein,
auf Grund deren theoretisirt werden kann; was ist demnach „blosses Theoretisieren?“ — Oder meint Biehringer vielleicht, dass
man durch blosses B eo b a ch ten und recht peinliches und ausführliches B esch reib en des Beobachteten „weiter“ kommen
wird? — „Lasst uns auch diesmal doch nur die Mittelstrasse betreten.“