Textes auf pg. 11 mit der Figur 9 der dritten Tafel ergibt ohne Weiteres, dass S ä f f tig e n unter „Muskelfasern“
jene Qebilde versteht, die ich seither Fibrillenbündel genannt habe. Die Markräume dieser
„Fasern“ stellen nichts anderes als die zwischen die Fibrillenplatten eingreifenden Markspalten vor. Die
Sarkolemmamembranen, welche das Mark einer jeden Faser abgrenzen, hat S ä f f t ig e n übersehen.
Die Kerne vertheilen sich regellos über den gesammten Ringfaserschlauch. Sie haben bei beiden
Spezies nahezu die gleichen Dimensionen (20—35 p), sind jedoch bei Echinorhynchus haeruca in weit
beträchtlicherer Anzahl vorhanden als beim Echinot'hynchus angustatus.
Die Entwickelung des Hautmuskelschlauches.
Greseliiclitlifher Ueberblick.
L e u c k a r t1) schildert die Entstehung des Hautmuskelschlauches folgendermaassen.
Die ersten Veränderungen des Embryonalkernes beginnen in einer Zeit, in welcher der Em-
bryonalkem etwa 0,06 mm misst, und bestehen darin, dass die Zellen desselben sich zu vier Haufen
zusammen gruppiren, die immer schärfer gegen einander sich absetzen und immer bestimmter sich als die
Anlagen der späteren Hauptorgane zu erkennen geben. Die vorletzte dieser Gruppen ist die bei weitem
grösste und insofern auch von den übrigen verschieden, als sie schon früher (vielleicht vom Anfang
an) eine peripherische Schicht und einen davon umschlossenen Kern erkennen lässt.
Die nächsten Veränderungen bestehen nun darin, dass die eben erwähnte peripherische Lage
nach vorn und hinten sich verlängert und in eine Hülle auswächst, welche die anderen Zellengruppen
mantelartig überzieht, und nur das vordere Segment des ersten Ballens unbedeckt lässt. Die sackartige
Hülle ergibt sich als die Anlage des Hautmuskelschlauches, der-auch in seiner definitiven Bildung vorn
offen ist und den Rüsselapparat in sich aufnimmt. Sobald sich nämlich der Embryonalkern um etwa
das Doppelte seines Querdurchmessers verlängert hat, beginnt die Aussenwand ihre frühere Beschaffenheit
zu verändern. Anfangs eine zusammenhängende Zellenlage, wird sie jetzt von einer engen Längsspalte
durchzogen, die zunächst auf der Höhe der Geschlechtsdrüsen, so ziemlich also in Mitte des
Keimes, ringförmig um die Achsenorgane herumgreift, dann aber ziemlich rasch nach vorn und hinten
über die ganze Umhüllung mit Ausschluss nur der letzten Enden sich ausdehnt und dieselben in zwei
aufeinander liegende Schichten auflöst. Die äussere dieser Schichten ist es nun, welche, immer mehr
sich verdickend, zu dem Hautmuskelschlauche wird, auch schon frühe sich mit einem dünnen Ueber-
zuge von Bindesubstanz bekleidet, während sich die innere Lage in die Rüsselscheide und das Ligament
verwandelt, die beide anfangs in Röhrenform Zusammenhängen und erst dadurch gegen einander sich
absetzen, dass die Röhrenwand zwischen Ganglion und Geschlechtsdrüsen diaphragmenartig sich einfaltet.
Der Spaltraltraum selbst ist natürlich nichts anderes als die Leibeshöhle, die freilich anfangs nur eng
ist, so dass die äusseren und inneren Organe dicht aufeinander gepackt sind.
*) Die menschlichen Parasiten, 2. Bd., pg. 826—828.
Eigene Beobachtungen.
Die ersten Veränderungen, die mit dem embryonalen Kernhaufen vor sich gehen, bestehen, wie
ich dies in dem vorigen Kapitel dargethan habe, darin, dass sich eine Anzahl chromatinerfüllter Kerne,
die späterhin das komplizirte Fasergewebe der Hypodermis und den ectodermalen Theil des Hakenapparates
liefern, ablösen. Nachdem nun die Umwandlung der eckigen Kerne in jene grossen Kernblasen
ihren Abschluss gefunden bat, grenzt sich der restirende Theil des embryonalen Kernballen wiederum
scharf gegen das ihn allseitig umhüllende Subcuticularsyncytium ab. Gleichzeitig hat aber eine Auflockerung
des zentralen Kernhaufens stattgefunden, in Folge deren er nicht nur um die Hälfte seines
ursprünglichen Volumens sich vergrössert hat, sondern auch in zwei aufeinander folgende, grosse Ballen
zerfallen ist (s. Tafel 1, Fig. 20).
Die weiteren Schicksale der vorderen Kernhaufenhälfte, welche die Rüsselanlage berührt und das
Ganglion cephalicum zu liefern bestimmt ist, will ich vorläufig ausser Augen lassen und mich nur mit
den Umwandlungen, welche der hintere Theil erleidet, eingehender befassen.
Schon zu der Zeit, wo wir die Auflockerung des Kernhaufens beginnen sehen, tritt im Umkreise
des hinteren Ballens eine dunkler, sich färbende Hüllschicht auf. Sie besteht aus einer feinkörnigen, fetttröpfchenreichen,
protoplasmatischen Substanz, die, wie man sich leicht überzeugen kann, eine weit konsistentere
Beschaffenheit als das Hypodermissyncytium aufweist. Zersprengt man nämlich durch Auflegen
eines grösseren Deckgläschens die Haut der jungen Larve, so quillt aus der Rissstelle das Hypodermissyncytium
sammt seinen grossen Kernkugeln als zähflüssige, allmählich aber breitauslaufende Masse hervor.
Der Verband des zentralen Kernhaufens, sowie der des Rüsselsyncytium wird durch die Procedur nicht
gelockert. Vielmehr bemerkt man, dass bei schwachem Drucke auf das Deckglas der Kernhaufen sich
abflacht, beim Nachlassen des Druckes aber wieder in seine ehemalige Gestalt zurückkehrt.
Anfangs ist diese Plasmahülle gering entwickelt und nur an zwei diametral gegenüber liegenden
Orten, die ich fortan als Seiten bezeichnen will, deutlich als solche zu erkennen. Späterhin aber nimmt
sie nicht nur ziemlich rasch an Dicke zu, sondern beginnt auch nach vorn sich zu verlängern, wodurch
jener Kernkomplex, der das Nervenzentrum aus sich hervorgehen lässt, eine mantelartige Umhüllung erhält
(s. Tafel 1, Fig. 20 Ms).
Bevor jedoch die röhrenförmige Plasmascheide über das Ganglion sich hinwegschiebt, sehen wir
in sie von der Peripherie des hinteren Kernballens aus eine grössere Anzahl von Kernen einwandern
(s. Tafel 1, Fig. 20 Mk, Mk'). Diese von Chromatin völlig erfüllten eckigen Gebilde durchlaufen eine
ganz ähnliche Metamorphose, wie die Nuclei der Hypodermis. Zunächst hebt sich in Folge von Wasseraufnahme
vom fettartig glänzenden Kerninneren eine zwar sehr dünne, aber sehr scharf konturirte
Membran ab. Aus dem hierdurch deutlich sichtbar werdenden, zu einem dichten Knäuel zusammengeschlungenen
Chromosom geht allmählich ein dünner, zu einer mehr oder minder regelmässigen Spirale
aufgewundener Faden hervor (s. Tafel 9, Fig. 63, 64). Hat der Kern sein Volumen verdoppelt, so beginnen
die Chromatinkörner, welche in die Substanz der Fäden eingebettet waren, sich zu grösseren
Klumpen zu vereinigen. Der Nucleolus lässt sich schon längere Zeit deutlich erkennen; er besitzt eine
länglich ovale Form und liegt gewöhnlich in der Nähe des Kernrandes.