lernten. Die Fasern der Ha Isgegend sind oval oder vierkantig, gleichen aber sonst denen des Mittelkörpers.
In der mächtigen Körperanschwellung scheinen auf den ersten Blick die Längsmuskelfasern
zu fehlen. Durchmustert man aber lückenlose Serien von Querschnitten, so wird man finden, dass unweit
der vorderen und hinteren Uebergangsstelle des cylindrischen Leibes in die ovoide Körperauftreibung
die beiden ventral und dorsal von den Retractores receptaculi gelegenen breiten Muskelbänder sich mehr
und mehr der Leibeswand nähern und schliesslich der Ringmuskelschicht eng sich anschmiegen. Diese
letzteren Fasern sind es, welche man gewöhnlich als Längsfaserschicht der Leibeswand bezeichnet.
Soweit die Längsmuskeln frei durch die Leibeshöhle hinziehen, gleichen sie in ihrem feineren Baue vollkommen
dem Retractor colli. Die einzelnen, sich vielfach verzweigenden Röhren haben einen vollkommen
cylindrischen Bau; die kontraktilen Fibrillen bilden einen allseitig geschlossenen, gleichmässig dicken
Hohlcylinder.
Hinsichtlich der Wirkungsweise bilden sie die Antagonisten der die Körperanschwellung auskleidenden
Ringfaserlage (worüber später). Durch ihre Verkürzung wird das ovoide Körpersegment zwar
kürzer werden, zugleich aber um ein Beträchtliches sich aufwulsten, während in Folge der Kontraktion
des Ringfaserbelags das Ovoid sich mehr und mehr abflachen und schliesslich in einen Cylinder, der die
direkte Fortsetzung des walzenrunden Leibes bildet, übergehen muss.
Auftreibungen der verschiedenartigsten Körpertheile finden wir bei einer ganzen Reihe von
Echinorhynchusspezies. Bei allen derartigen Bildungen, soweit sie zur Fixation des Wurmes an der
Darmwand des Wirthes beitragen, müssen wir zwei Arten unterscheiden, erstens solche, die frühzeitig,
vielleicht noch im Larvenleben angelegt werden, und dann solche, die erst im späteren Leben
auftreten. Zu den letztgenannten Bildungen gehört unter anderen die Halskugel des Echinorhynehus
proteus. Dieses fast kugelige Organ fehlt den jungen Individuen gänzlich. Es bildet sich erst
später, wenn der Wurm seine Wanderungen eingestellt und seinen definitiven Bestimmungsort erreicht
hat, und zwar in Folge des massenhaften Auftretens einer körnigen Exsudatmasse, die zwischen Hals-
hypodermis und Receptaculum sich anhäuft. Natürlicherweise kann nach Bildung seiner Halskugel der
Echinorhynehus proteus seinen Ort nicht verändern.
Mit ganz anderen Faktoren haben wir bei denjenigen Spezies zu rechnen, bei denen Körperauftreibungen
schon von der frühesten Jugend an vorhanden sind. Sollen diese Bildungen denselben
Zweck erfüllen, wie die Halskugel des Ecliinorhynchus proteus, so ist es un bedingt erf orderlich, dass sie
gleich der letzteren tief in das Gewebe des Wirthsdarmes eingegraben werden. Es liegt nun klar auf der
Hand, dass die aufgesclwollenen Leibespartien dieselben Gestaltsveränderuugen selbstständig auszuführen
fähig sein müssen, welche der Hals des Eckinorkynchzis proteus im Laufe der Zeit ohne sein Zuthun erleidet.
Solche Veränderungen setzen aber einen eigens dafür konstruirten Mechanismus voraus. Zunächst
müssen kräftige Ringmuskcln vorhanden sein, welche den aufgetriebenen Leibesabschnitt zusammenschnüren
und ihm eine entsprechend dünne, cylindrische Gestalt ertheilen. Sind nun der Hals und der
walzenrunde Vorderleib (die ursprünglich ovoide oder kugelförmige Auftreibung eingeschlossen) in Folge
der fortdauernden Bohrbewegungen des Hakenrüssels vollständig in der Darmwand des Wirthes vergraben,
so müssen Muskeln in Thätigkeit treten, welche dem zu einem dünnen Cylinder eingeengten
Leibessegmente seine ursprüngliche kolbige Form wiedergeben. Einen solchen Mechanismus haben wir
in der Muskulatur der ovoiden Leibesanschwellung des Echinorhynehus trichocephcilus kennen gelernt ■
einen nur wenig modifizirten werden wir in dem sogenannten Halskegel des Echinorhynehus porri-
gens finden.
Bei Echinorhynehus strmnosus ist die Längsmuskelschicht nur schwach ausgebildet. Ausser einigen
wenigen isolirt dahin laufenden Fasern findet man stets drei grössere Muskelbänder, von denen das eine, aus
3—4 Fasern bestehend, den Rücken, die beiden anderen cirka 5— 6 Fibern enthaltenden Bündel die
Seitentheile und die lateralen Partien der Bauchfläche des kontinuirlichen Ringmuskelschlauches bedecken.
Die Fasern sind sehr flach und mit einer verhältnissmässig sehr dicken Fibrillenrinde umgeben.
Das Mark reduzirt sich auf einen spaltförmigen, im Zentrum gelegenen Spaltraum. Im kolbenförmig verdickten
Vorderkörper bemerkt man ausser den drei Faserzügen, welche in Folge wiederholter Faserspaltung
sich wesentlich verbreitert haben, zwei kräftige, frei durch die Leibeshöhle hinziehende Faserbänder.
Sie befestigen sich vorn dicht hinter der Insertionsstelle der Retractores colli, durchsetzen dann
als zwei nur wenig gekrümmte Muskelplatten parallel der Medianebene den kugelförmig erweiterten
Leibesraum und heften sieh, nachdem eine jede sich in einen dorsalen und ventralen Zipfel gespalten
hat, an der hinteren Körperwand an. Diese beiden Längsfaserbänder, die in ihrem Baue mit den
ihnen auf eine längere Strecke parallel laufenden Retractores colli übereinstimmen, entsprechen hinsichtlich
ihrer Wirkungsweise vollkommen den frei verlaufenden Längsmuskeln der ovoiden Leibesanschwellung
des Echinorhynehus trichocephalus. Durch Kontraktion derselben wird der mit zahlreichen
nach hinten gerichteten Stacheln bedeckte Vorderleib zu einer ansehnlichen Kugel aufgetrieben. Ueber
die Vortheile, welche dem Wurme aus dieser Einrichtung erwachsen, wird man sich wohl ohne Weiteres
klar werden, wenn man berücksichtigt, dass Echinorhynehus strumosus ausschliesslich in der Tiefe der
zahlreichen Schleimhautfalten des Seehundsdarmes sich aufhält.
Im Hinterleibe des Echinorhynehus porrigens reduzirt sich die Längsmuskulatur auf zwei mediane
Muskelbänder, ein breiteres aus 8—12 Fibern bestehendes, das der Rückenfläche, und ein schmäleres
nur 3—5 Fasern umfassendes Band, das der Bauchfläche entlang läuft. Die einzelnen Fasern sind
ziemlich flach und erinnern in ihrem Baue an die Längsfasern des Echinorhynehus haeruca.
Im kegelförmigen Kopfabschnitte fehlt die wandständige Längsfaserschicht. Dafür aber finden
wfi- sehr zahlreiche frei verlaufende Längsmuskelröhren. Sie spannen sich zwischen der nach vorn gewandten,
etwas gewölbten Kegelbasis und der Mantelfläche aus und zwar so, dass sie stets die Richtunoder
Kegelachse einhalten. Die einzelnen Fibern, welche auf dem Querschnitte in ovaler oder auch
polygonal abgeplatteter Form entgegen treten, werden von einem allerorts gleich dicken Fibrillenmantel
umgeben (s. Tafel 1, Fig. 25 FM); sie unterscheiden sich also hinsichtlich ihrer Struktur in nichts
von den Fasern, welche die Längsmuskulatur des übrigen Leibes zusammensetzen. Die Fasereylinder
liegen in mehreren Reihen neben einander und bilden Blätter, die in radialer Richtung vom Kegelzentrum
zur Peripherie laufen. Je zwei dieser Muskelbänder vereinigen sich mit ihren Rändern zu Falten, deren
Umbiegekanten in die unmittelbare Nähe des Retractor colli zu liegen kommen. In ihren peripherischen
Partien spalten sich die Radialbänder in zwei, seltener in vier Blätter, die nach kurzem Verlaufe zwischen
den Ringmuskeln endigen (s. Tafel 1, Fig. 25 FM).