aufsitzen sieht. Erst wenn die Eier in den Uterus gelangt sind, kondensiert sich die erwähnte Protoplasmaschicht
zu einer dünnen, glashellen Dotterhaut, wie dies u. A. auch Natanson 35) bei Oxyuris beobachtete.
Nicht lange nachher gesellt sich zu dieser noch die äussere bräunliche Schale als ein Produkt des
Uterusepithels. Jetzt, sobald das Ei befruchtet und von seinen beiden Hüllen umschlossen ist, beginnt
auch sogleich die Entwickelung, die Wir im nächsten Kapitel eingehender verfolgen wollen.
Bevor wir aber dazu übergehen, muss ich bei der Darstellung der Organisation des Weibchens
noch dreier accessorischer Bildungen gedenken, die bereits Schmidt beobachtete und als „Eiersack“, „Kopffutteral“
und „subkrystallinisehe Schicht“ beschrieb.
Die Bezeichnung „Eiersack“ a) ist für das erste dieser Gebilde nicht ganz richtig, da wir es hier
keineswegs mit einer einen Hohlraum umschliessenden Haut zu thun haben. Dasselbe präsentiert sich
vielmehr als eine solide, farblose, durchsichtige Masse, die in Gestalt eines unregelmässig geformten, rundlichen
Pfropfens der Yulva anhaftet und oft eine solche Ausdehnung erfährt, dass sein Volumen dem des
ganzen Thieres nahezu gleichkommt. Die Substanz, aus welcher dieser Pfropf besteht, hat eine gallertige
Beschaffenheit; sie ist elastisch und vermag jedem Drucke sich zu fügen. Gewöhnlich liegen im Innern des
Pfropfens Eier in mehr oder minder beträchtlicher Anzahl und in den verschiedensten Entwicklungsstadien
eingebettet; doch ist dies nicht immer der Fall. Bei wenig turgescierenden Weibchen vermisst man dies
Gebilde durchgehends, erst wenn die Samentasche mit Spermatozoen erfüllt ist, und die Produktion der
Eier nach der Befruchtung sehr lebhaft zu werden beginnt, sieht man an den Bändern der Vulva eine
anfangs dünne Gallertschicht auftreten, die sich nach und nach immer mehr und mehr zu jenem Pfropfe
vergrössert.
Ich vermag in dieser Gallertsubstanz nichts anderes als ein erhärtetes Sekret zu erblicken, das aus
der Geschlechtsöffnung für sich allein oder bei der Entleerung der Eier ausfliesst. Selbstständige Drüsen,
die etwa in die Vagina oder das Uterusende einmündeten, und als deren Produkt diese Absonderung angesehen
werden könnte, vermochte ich allerdings nicht nachzuweisen; indessen glaube ich nicht fehl zu
gehen, wenn ich der Epithellage des Uterusendes selbst eine Absonderungsfunktion zuschreibe. Eine direkte
Beobachtung, die diese Annahme zu bestätigen im Stande wäre, habe ich nicht gemacht; dag, was ich dafür
geltend machen kann, ist das Aussehen, der pralle, körnige Inhalt der letzten Uteruszellen, der auf eine
drüsige Natur hinweist. Soviel steht jedenfalls fest, dass dieses Sekret dem Genitalschlauche entstammt,
denn bei einer anderen Annahme wüsste ich mir das Auftreten der Eier in dem soliden Pfropfe nicht
zu erklären.
Was die Bedeutung des Gebildes anbelangt, so dient dasselbe sicherlich als eine Schutzeinrichtung,
um die entleerten Eier vor äusseren schädlichen Einflüssen zu hüten und dann wohl auch das Eindringen
von Pilzsporen oder anderweitigen Feinden zu verhindern. Zuweilen findet man an oder in dem Pfropf
auch Residuen des abgestorbenen Männchens, das gewöhnlich gleich nach der Begattung zu Grunde geht.
Das Vorkommen dieser Reste bedarf nach dem oben Gesagten wohl kaum einer besonderen Erklärung.
Bei Heterodera radicicola, bei der das Hinterende des Weibchens nicht frei aus der Wurzel hervorragt,
sondern das ganze Thier von der Galle umschlossen wird, fehlt der „Eiersack.“
Das sogen. Kopffutterala) besteht gleichfalls aus einer gallertigen Schichte in Form von Tropfen,
die das Kopfende des Weibchens oft derartig einhüllen, dass nur eine kleine Öffnung an der Spitze frei
bleibt, um den Bewegungen des Stachels einen Spielraum zu lassen. Die Farbe dieser Gallerte ist je nach
der Rübe, welcher das Weibchen ansitzt, verschieden, bald röthlich, bald gelblich. Bisweilen ist die Masse
überhaupt farblos.
Schon dieser letztere Umstand genügt, um uns zu überzeugen, das dieses Kopffutteral nicht ein
Produkt des Thieres selbst ist, sondern eine Absonderung der Rübe. — Hinsichtlich seiner Entstehung meint
Schmidt, es sei nichts als überschüssiges Nahrungsmaterial, das von dem Weibchen ausgespieen worden
wäre. Allein wir brauchen gar nicht zu einer solchen Hypothese unsere Zuflucht zu nehmen, denn vermuth-
lich reicht der dauernde Reiz, den der Stachel auf das umliegende Pflanzengewebe ausübt, vollkommen
aus, die Bildung des Kopffutterals aus einer direkten Saftsekretion der Rübe herzuleiten.
Die subkrystallinisehe Schichtb) endlich ist ein dünner Ueberzug, der die Körperoberfläche regellos
mit mehr oder weniger grösser Unterbrechung bedeckt. Bald liegt er derselben ziemlich fest auf, bald
hängt er in Fetzen lose an ihr herunter. Untersucht man seine Struktur näher, so ergiebt sich, dass
er aus kleinen oder grösseren Schüppchen oder Plättchen zusammengesetzt ist, die bezüglich ihrer Beschaffenheit
eine auffallende Aehnlichkeit mit der äusseren Cuticularbekleidung des Thieres besitzen. Sie
sind glashell und tragen oft Höckerchen und Leistchen. Schmidt hält diese Schicht für ein Exsudat des
Weibchens; aber abgesehen davon, dass zur Bestätigung dieser Anschauung erst ein Nachweis von drüsigen
Elementen des Integumentes geliefert werden müsste, ist es gar nicht nöthig, zu solchen Erklärungsversuchen
zu greifen. Die Sache liegt viel näher. Ihrem ganzen Aussehen und ihrer Lage nach ist diese Schicht
nämlich nichts als die alte Larvenhaut des Weibchens, die infolge der Bewegungslosigkeit des letzteren
nicht abgestreift werden konnte und nun so lange dem Körper anhaftet, bis sie sich durch äussere
mechanische Einwirkungen stückweise loslöst.
Die Embryonalentwieklung.
Der klare Einblick, den man bei vielen Nematodeneiem in die ersten Entwicklungsvorgänge gewinnt,
hat schon frühe die Forscher veranlasst, sich gerade ihrer bei embryologischen Untersuchungen zu
bedienen, so dass wir über diesen Gegenstand eine ziemlich beträchtliche Reihe von Arbeiten besitzen.
Insbesondere ist es die Furchung gewesen, die von vornherein näher studiert wurde, während wir über
die Organogenie erst in den letzten 15 Jahren durch die Abhandlungen von Bütschli, 7) Goette14) und
Hallez15) einige Kunde erhielten.
Wie sich schon aus der verschiedenartigen Beschaffenheit der Eischale und dem mehr oder minder
grossen Dotterreichthum erschliessen lässt, eignen sich übrigens nicht die Eier aller Spezies zu derartigen
Beobachtungen, und leider gehört auch das Ei von Heterodera, trotz seines relativ bedeutenden Umfanges,