zu sein. Denn die Thatsache, dass auch der Mundsaugnapf mit seiner Öffnung nach der Ventralfläche
gerichtet ist, ermöglicht es, beide Saugnäpfe zu gleicher Zeit als Befestigungsmittel in Thätigkeit zu setzen.
Man findet sehr oft die Parasiten mit beiden Saugnäpfen fest an der Wand der Kloake festgesogen, so
fest, dass die Tiere durch Ziehen allein nicht von ihrem Sitz entfernt werden können, sondern mit einem
Messer zugleich mit der obersten Schicht der Kloakenwand abgehoben werden müssen; bei der Untersuchung
findet man dann einen förmlichen grossen Kegel derselben in das Saugnapflumen hineingezogen. Einmal
war ein solches Distomum bei der Wahl seines Wohnortes etwas fehlgegangen und hatte ein anderes ergriffen,
dessen ganzes Hinterteil dann in seinem Mundsaugnapfe ein Unterkommen gefunden hatte.
Überraschend ist übrigens bei ;unseren Würmern eine derartige feste und sorgfältige Fixierung
nicht. An einem Orte mit einem so ausgiebigen und energischen Durchgangsverkehr, wie ihn die Kloake
der Vögel repräsentiert, wo die Parasiten leicht in die Lage kommen können, unfreiwillig mit an die Luft
gesetzt zu werden, sind natürlicherweise die mit starken und sicheren Haftapparaten ausgerüsteten Tiere
am besten imstande, den Kampf um’s Dasein mit Erfolg zu bestehen.
Auch die Lage der Geschlechtsöffnung bietet ein nicht unwesentliches, charakteristisches Merkmal
unseres Distomum macrostomum, indem der gemeinsame Genitalporus nicht, wie gewöhnlich, auf der Bauchseite,
sondern terminal gelegen, ja öfters sogar etwas nach der Dorsalseite emporgerückt erscheint, sodass
dann die hinter demselben gelegene Excretionsöffnung, die sonst am Hinterende allerdings gewöhnlich etwas
dorsal gelegen ihren Platz hat, sich völlig auf die Rückenseite verschoben findet Es teilt unser Wurm
diese abweichende Bildung ausser mit den Holostomen, besonders noch mit dem Genus G-asterostomum, zu
dem er auch bemerkenswerter Weise durch die sonderbar verästelte Form seiner Sporo cyste in näherer
Beziehung steht. Während Gasterostomum aber auch sonst nicht unbeträchtliche Abweichungen von der
gewöhnlichen Organisation, der Distomen aufweist, bewahrt unser Tier dieselbe in typischer und normaler
Weise, sodass die Diagnose des Genus völlig auf dasselbe Anwendung findet
Obgleich unser Wurm im allgemeinen in anatomischer sowohl, wie bereits erwähnt, als auch in
histologischer Hinsicht nur wenig von dem als typisch bekannten Aufbau der Distomen ab weicht, so mögen
doch der Vollständigkeit halber auch über die h i s t o l o g i s c h e n V e r h ä l t n i s s e einige thatsächliche
Angaben hier Platz finden.
R i n d e n s c h i c h t .
Bedeckt ist der Körper des Distomum macrostomum von einer Hautschicht (0,0015 mm), in welche
über die ganze Oberfläche des Körpers hin sich kleine Stacheln (0,0035) eingesenkt finden. An Stellen,
wo sie einer starken Abnutzung ausgesetzt ist, wächst sie zu einer bedeutenden Stärke (0,01 mm) an, so
namentlich an den Umschlagstellen in die Saugnäpfe.
Unter der Hautschicht liegt der Hautmuskelschlauch, der sich aus einer dreifachen Muskellage zusammensetzt,
aber mit Ausnahme der Nackengegend nirgends eine grosse Stärke und Leistungsfähigkeit
erlangt, ein Umstand, aus dem sich wohl die bereits früher hervorgehobene geringe Beweglichkeit unseres
Wurmes erklären mag.
Zu äusserst liegen, wie auch sonst, eine Ring- und eine Längsfaser läge, aus zwar zahlreichen, aber
schwachen Fasern zusammengesetzt, die in den einzelnen Schichten unter sich anastomosieren. Die zirkulär
verlaufenden Fibrillen erscheinen auf Querschnitten als Punkte (0,0009 mm); sie haben einen Abstand von
0,0009 mm von einander und liegen in einer sich hell und homogen färbenden Grundsubstanz. Die Längsfasern
haben nur 0,0004 mm und stehen durchschnittlich 0,0008 mm auseinander. Als innerste Schicht trifft
man auf ein Netz zarter Diagonalzüge (0,0006), die in einer Entfernung von 0,0014 mm einander parallel
laufen und sich unter einem Winkel von 1500 schneiden. .
Auch bei unserem Wurme finden sich nun unter dem Hautmuskelschlauche in das Körperparenchym
eingelagert, aber doch zur Haut in näherer Beziehung stehend, in grösserer Anzahl zellige Gebilde vor, wie
solche bereits von anderen Forschern des öfteren beschrieben worden sind. So treffen wir zunächst im
gesammten Umkreise des Körpers eine Schicht von dunklen, sich stärker als die Umgebung färbenden
Kernen an (0,005 mm); dieselben sind nur von einer geringen Menge von Protoplasma umgeben; dieses
aber nimmt Farbstoffe intensiv auf und wird bei Hämatoxylinfärbung fast schwarz. Öfters sah ich auf
Schnittpräparaten feine Nervenästchen in unmittelbarer Nähe dieser Gebilde endigen; doch möchte ich ohne
directen Nachweis einer thatsächlichen Verbindung dieser Nervenästchen mit unseren Apparaten denselben
nicht ohne weiteres eine nervöse Natur zuschreiben. Übrigens haben sie auch eine nicht geringe Ähnlichkeit
mit gewissen Zellen, die wir bald bei der Beschreibung der Saugnäpfe kennen lernen werden.
Zwischen diesen Elementen finden sich weiter, jedoch in geringerer Anzahl, Zellen mit hellem, in
seltneren Fällen aber auch feinkörnigem, sich schwach färbenden Protoplasma, bläschenförmigem grossen
Kern und stark hervortretendem Kernkörperchen. Auch sie sind über die ganze Körperfläche verteilt, am
stärksten jedoch in dem bereits beschriebenen Kopflapp'en und dessen Umgebung angehäuft. Da sich an
ihnen nicht selten ein nach der Körperoberfläche hinführender, feiner Ausführungsgang mit Sicherheit nach-
weisen lässt, möchte ich sie als Drüsenzellen in Anspruch nehmen, obgleich sie in ihrem sonstigen Habitus
viel Ähnlichkeit mit den von Schwarze1) beschriebenen und als elastische Elemente gedeuteten „Blasenzellen"
aufweisen. Auch der mehrfach beobachtete körnige Inhalt unserer Gebüde dürfte mehr für die
Drüsennatur derselben sprechen. Ganz ähnliche Elemente hat Looss*) bei Distomum palliatum gesehen
lässt jedoch unentschieden, ob sie nicht eventuell auch Ganglienzellen darstellen.
Mi t t e l s c h i c h t .
Die Mittelschicht besteht bei unserem Tiere wie bei allen Distomen aus dem Bindegewebe des
Körperparenchyms und den diesem eingelagerten Organen.
K ö r p e r p a r e n c h y m . Das Körperparenchym zeigt den bereits von Taschenberg beschriebenen
und dann von späteren Forschern bestätigten Aufbau aus zweierlei Elementen; den zu einem Maschenwerk
vereinigten Bindegewebszellen und den in dieses eingelagerten hellen, membranlosen Zellen. Zum Studium
dieser Verhältnisse kann man bei unserem Wurme nur jüngere, höchstens acht Tage alte Individuen verwenden,
da bei den älteren Distomen der ganze Körper so von den stark gefüllten Uterusschlingen durchsetzt
ist, dass die hellen Zellen fast gänzlich verdrängt werden, und nur noch die Lückenräume erschemen,
von deren ursprünglicher Gestalt auch nur noch wenig zu erkennen ist
*) Looss ^Beiträge zur Kenntnis der Trexnatoden. Zeitschft. f. wiss. Zool. 41. Bd. pag. 395.