wie sie Julin*) bei den Orthonectiden fand. In diese Schicht finden wir später die Muskeln gebettet; die
Anlage eines Teiles derselben, die Ringmuskulatur, scheint schon kurz vor der Bildung des hellen Saumes
zu erfolgen; man sieht wenigstens auf Schnitten an den Stellen, wo die helle Zone noch nicht erscheint,
an der Innenseite der Membran Zellen gelegen, deren Plasma sich in lange, peripher verlaufende Fortsätze
auszieht, die mit denen der benachbarten Zellen in Verbindung treten (cf. Fig. 48 MZ). Die Kerne
dieser Muskelzellen, nur noch von wenig Protoplasma umgeben, liegen als buckelartige Hervorragungen
der Innenseite der Sporocystenwand dicht an; diese selbst erscheint deutlich doppelt contouriert.
Die Ringmuskeln, welche ihre periphere Lage dicht unterhalb der Oberhaut beibehalten, werden
im Laufe der weiteren Entwicklung immer deutlicher, wenn auch die einzelnen Fasern infolge der Streckung
einen geringeren Durchmesser annehmen. Bei einer Sporocyste von 14 Tagen erschienen dieselben auf
Schnitten als scharf hervortretende feine Punkte oder zarte Fasern von nur 0,0005 mm Dicke. Das Tier
hat während dieser Zeit eine Grösse von 0,2:0,18 mm erreicht und in seinen Teilen eine bedeutende Weiterentwicklung
erfahren, indess die der Kugelgestalt genäherte Form auch hier noch ziemlich vollkommen
erhalten ist. Scharf tritt die doppelt contourierte Membran hervor; unter ihr liegt die etwas stärker gewordene
Hautmuskelschicht, in der, dieser genähert, die Ringmuskeln verlaufen. Der Hautmuskelschicht
liegt das Keimepithel in hier meist dreifacher Lage von Zellen an. Dasselbe beginnt jetzt durch eine
besondere Haut, die Innenmembran, sich gegen die centrale Höhlung abzugrenzen. Diese Grenzmembran
wird wahrscheinlich in derselben Art und Weise wie alle häutigen Gebilde des Sporocystenkörpers ihren
Ursprung nehmen; sie besteht wenigstens aus Zellen, deren Plasma flächenhaft ausgebreitet ist und deren
Kerne noch später als Verdickungen und Erhebungen sichtbar sind.
Schon auf diesem verhältnismässig noch jungen Stadium machen sich nun Differenzierungen geltend,
die in ihrem weiteren Verlaufe zur Bildung einer neuen Generation von Individuen innerhalb des mütterlichen
Sporocystenkörpers hinführen. Es beginnen aus dem Keimlager, dessen Elemente, wie wir schon
früher hervorgehoben, so auffällig den Habitus typischer Eizellen zur Schau tragen, einzelne sich herauszulösen
und in den inneren Hohlraum des jungen Blasenkörpers hineinzufallen und dort infolge stetiger
Teilung zu jenen Gebilden heranzuwachsen, die wir unter dem Namen Keimballen in der Entwicklungsgeschichte,
sämmtlicher Distomen wenigstens, als den Ausgangspunkt einer neuen Folge von Individuen
kennen gelernt haben.
Dass diese Keimlinge in der That dem mehrschichtigen Keimepithel entstammen, ist nicht schwer
zu erweisen; man findet an dem inneren freien Bande desselben die jungen Keimballen in allen möglichen
Stadien der Entwicklung, teils schon frei, teils noch in mehr oder weniger fester Verbindung dem-
selben anliegen.
Vor der Ausbildung der inneren Grenzmembran fallen diese nun ohne weiteres in den Binnenraum
der Sporocyste herein; ist dieselbe aber völlig entwickelt, was meist in der dritten Woche geschieht, so
geht dies nicht mehr ohne weiteres an. Sie bleiben dann so lange unter dieser Grenkhaut hegen und treiben
diese buckelartig vor sich her, bis sie dieselben durch fortgesetztes Anwachsen zum Platzen bringen und
nun frei in den Innenraum gelangen können. Infolge dieses Umstandes wird die Continuilät dieser Membran,
*) Julin. Recherches sur l’organis. et le dövelop. embiy. des Orthonectides.
zumal bei jungen Sporocysten, wo die Keimballenbildung eine sehr reichliche ist, beständig gestört und
lra.nn bei diesen daher nur selten unverletzt zur Beobachtung kommen. Später verschwindet in ihr auch
die zellige Textur mehr und mehr (5 Wochen), bis zuletzt nur noch die Kerne sichtbar sind.
Da die jungen Keimballen, sowie ihre ferneren Schicksale bis zur Umwandlung in die Distomen-
larve in einem späteren Abschnitte Gegenstand spezieller und eingehender Betrachtung sein werden, lassen
wir dieselben jetzt ausser Acht und beschäftigen uns ausschliesslich mit der Sporocyste und ihrer fortschreitenden
Entwicklung.
In der dritten Woche erfolgt auch die Bildung einer zweiten, unterhalb der früher entstehenden
Ringfaserlage gelegenen, longitudinal verlaufenden Muskelschicht. Dieselbe zeigt sich zunächst eine längere
Zeit von der Ringmuskellage durch einen breiten Streifen der feinkörnigen, hellen Hautmuskelschicht getrennt
; erst später, wahrscheinlich infolge der Dehnung der Sporocystenwand, wird dieser Protoplasmastreifen
dünner, und tritt zuletzt so zurück, dass er kaum mehr als besondere Zone zu erkennen ist.
Bis gegen das Ende der zweiten Woche stellt die Sporocyste wie bereits erwähnt, noch einen kleinen
Ballen von annähernd kugeliger Gestalt dar; von diesem Zeitpunkte an machen sich nun allenthalben kleine
Buckel und Hervorragungen bemerkbar, die ersten Anfänge der später so massenhaft auftretenden Verästelungen.
Diese kleinen Höcker nehmen bald an Grösse zu, so dass man in der dritten Woche schon
mit blossem Auge kleine Schläuche wahrnehmen kann; je älter dann die Sporocyste wird, je weiter sie
wächst, um so grösser wird die Zahl ihrer Ausläufer. Dass diese Proliferation erfolgt, um einerseits die aufnehmende
Oberfläche zu vergrössern und andererseits für die massenhaft erzeugte und im Inneren verbleibende
Brut den nötigen Raum zu schaffen, ohne Ernährungsstörungen herbeizuführen, scheint unschwer erklärlich.
Bald reichen denn auch die primären Verästelungen nicht mehr aus und es beginnen die bis jetzt
einfachen Schläuche selbst wieder Seitenzweige zu treiben (5. Woche). Zuerst ist dies bei den ältesten
Schläuchen der Fall und zwar wiederum zunächst an ihrem älfesten Teile, der Basis.
Es hängt diese Thatsache mit dem bereits früher vorgreifend erwähnten Umstande zusammen, dass
das Wachstum des Schlauches ganz ähnlich, wie dies von den Wurzelfasem der Pflanzen bekannt ist, nur
in der Nähe der Spitze stattfindet. Man kann sich von der Wahrheit des Gesagten leicht an Schnitten
durch verästelte Schläuche von 6—7 Wochen Alter überzeugen, wenn man den histologischen Bau der
Spitze des wachsenden Schlauches mit dem der Basis desselben vergleicht.
So sieht man z. B. an Längsschnitten durch einen wachsenden Schlauch der jungen Sporocyste an
der Basis die quergeschnittenen Ringmuskeln als grosse. Punkte auftreten. Nach vom zu werden diese aber
immer feiner, bis sie zuletzt in der Nähe der Spitze gar nicht mehr constatiert werden können, so dass also
die Ringfasern im ganzen ein Verhalten darbieten, vollkommen gleich dem, wie es die ersten sich entwickelnden
Fasern bis zu ihrer völligen Ausbildung in der jungen Sporocyste zur Schau trugen (cf. Fig. 12).
Es entstehen diese Proliferationen durch lokal verstärktes Wachstum der Sporocystenwand, indem
zunächst das Keimepithel stark wuchert und die ganze Schlauchwand buckelartig nach aussen hervortreibt.
Es entsteht so ein anfangs noch ganz solider, von Embryonalzellen gebildeter Zapfen, dessen Elemente ursprünglich
noch alle die gleiche Beschaffenheit zeigen. Während mm aber die Spitze weiter wächst, machen
sich an den älteren Teilen alle die Umbildungen geltend, die wir bereits kennen, und es tritt zugleich durch
allmähliches Auseinanderweichen der Wandzellen eine zentrale Höhlung auf, die, von dem Innenraum der