Dicke, sondern auch dadurch, dass sich eine Reihe weiterer Gestaltsdifferenzen bemerkbar macht, die im
Allgemeinen zwar nicht sehr bedeutend sind, in diesem Falle aber ausreichen, um der Längsmuskulatur
das Aussehen eines höchst regellosen Fasergeflechtes zu verleihen.
Denkt man sich, dass in Folge eines in radialer Richtung wirkenden Druckes die Muskelcylinder
sich abplatten, so erhält man Formen, die für die Längsmuskulatur von Echinorhynchus haeruca und
Echinorhynchus angustatus typisch sind.
Auf einem Querschnitte durch die Körperwand erscheinen die Längsmuskelfasern bei beiden
Spezies in der Gestalt stark abgeflachter Ellipsen von sehr variabeler Breite (Echinorhynchus haeruca
20 — 40 « (s. Tafel 1, Fig. 15), Echinorhynchus angustatus 16 — 25 f-i). Die kontraktile Substanz
(2,8—3,2 /t) vertheilt sich -gleichmässig über die gesammte Oberfläche der Faser. Nur da, wo die Kerne
lagern, wird die kontraktile Rinde (f), und zwar stets an der der Leibeshöhle zugewandten Fläche der
Fiber, von einem geräumigen Spalte, der die Kommunikation des Markes mit dem Kernbeutel ermöglicht,
unterbrochen. Die letzgenannten Gebilde gelangen bei Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus
haeruca zu einer weit mächtigeren Entwickelung als bei Echinorhynchus spinosus, und es gehört, zumal
bei Echinorhynchus haeruca, keineswegs zu einer Seltenheit, dass selbige den Markraum der Röhre um
mehr als das Doppelte seines Durchmessers übertreffen. In jedem der Beutel, die bei Echinorhynchus an-
qustatus sich regelmässig über die ganze Innenfläche des Längsfaserschlauchs vertheilen, bei Echinorhynchus
haeruca aber hauptsächlich (wenngleich nicht ausschliesslich) die beiden Seiten bedecken, ruht ein ovalör
Kern, der einen schärf konturirten, sehr grossen und intensiv gefärbten Nucleolus umschliesst.
Nachdem ich so diejenigen Merkmale angeführt habe, welche der Längsmuskulatur beider Spezies
zukommen, liegt es mir noch ob, mit wenigen Worten die allgemeine Konfiguration der Fasern für jede
der Spezies zu schildern.
Aus den oben angeführten Zahlenwerthen folgt schon ohne Weiteres, dass die Längsfasern des
Echinorhynchus angustatus im Allgemeinen schmäler sind, als bei Echinorhynchus haeruca. Ferner, unterscheiden
sie sich auch dadurch, dass die Fibrillenrinde bei Echinorhynchus angustatus im Verhältnis»
zur Faserdicke sehr mächtig entwickelt ist und den Markraum auf einen engen Spalt reduzirt. Auch
scheinen jene Spalträume, welche vom Mark aus in die Fibrillenrinde eindringen, nicht nur in geringerer
Anzahl vorhanden zu sein, sondern auch niemals die beträchtlichen Dimensionen zu erreichen, wie beim
Echinorhynchus haeruca.
Im Halse des Echinorhynchus haeruca und Echinorhynchus angustatus finden sich fast cylindrische
Fasern, welche wohl als eine Uebergangsform von den eben beschriebenen breiten Muskelbändern
zu den röhrigen Fibern des Echinorhynchus spinosus betrachtet werden können.
Die Muskulatur des männlichen Schwanzendes unterscheidet sich, abgesehen von der geringeren
Dicke der einzelnen Fasern nicht wesentlich von derjenigen des mittleren Leibes. Beim Weibchen hingegen
reduzirt sich die fibrilläre Substanz der Längsfasern, welche sich in der Umgebung des Uterus
befinden, auf ein dünnes Häutchen, an dem eine Gruppirung der Primitivfibern zu Prismen oder Platten
sich kaum noch erkennen lässt.
Bauchig aufgetriebene oder auf längere Strecken kanalartig erweiterte Muskelfasern1), wie sie
Echinorhynchus gigas besitzt, konnte ich weder bei Echinorhynchus angustatus, noch bei Echinorhynchus
haeruca auffinden.
Ring- und Längsmuskulatur stehen -— sagt S ä f f t ig e n 2) — durch zahlreiche dünne Sarkolemina-
züge mit einander in Verbindung. Diese sollen von der inneren Ring- und äusseren Längsmuskelwand
aus in Gestalt eines ldeinen Trichters ihren Ursprung nehmen.
Die Sarkolemmatrichter existiren nie im lebenden Gewebe; offenbar verdanken sie ihre Entstehung
der eigenartigen Präparationsmethode. S ä f f t ig e n konservirt die Eehinorhynchen, welche zum
Studium der Muskulatur dienen sollten, vermittelst 0,1 prozentiger Osmiumsäure. Sie kontrahiren sich
während der ersten Stunden, strecken sich aber dann wieder vollständig aus. Die letztere Erscheinung
beruht zweifellos auf dem hoch entwickelten Absorptionsvermögen der Körperwandung. Der Druck, der
in Folge der fortschreitenden Imbibition sich stetig steigert, kann in erster Linie die Muskelhäute, da
selbige von zahlreichen Oeffhungen durchbrochen sind, gar nicht beeinflussen; seine Existenz wird sich
vielmehr Anfangs in einer Ausweitung des Sarkolemmaschlauches, der als kontinuirliche Membran die
Hypodermis auf ihrer Innenfläche begrenzt, bemerkbar machen. Da nun aber dieses Sarkolemma durch
Fäden und Bänder mit der Muskulatur in Verbindung steht, so wird allmählich der Druck sich auf die
Ring- und späterhin auch auf die Längsmuskulatur fortpflanzen. Zieht man ferner in Betracht, dass die
kontraktilen Elemente durch die Einwirkung der Härtungsreagentien den grössten Theil der Elasticität
eingebüsst haben, so wird man es leicht erklärlich finden, dass gerade an jenen Stellen, wo die Sarko-
lemmafäden sich an die Muskelfasern anheften, ein Abheben der Sarkolemmascheiden von ihrer Unterlage
stattfindet.
Auch Echinorhynchus trichocephalus, Echinorhynchus strumosus und Echinorhynchus porrigens besitzen
allseitig von kontraktiler Substanz umwandete Längsmuskelfasern. Die Kerne liegen in ansehnlichen
Markbeuteln, die durch geräumige Spalten auf der der Leibeshöhle zugewandten Fläche hervorquellen.
Betrachtet man einen Schnitt, der den Markbeutel trifft, so sieht man die kontraktile Rindensubstanz
eine weit klaffende Rinne bilden, deren Lumen von dem Leibesraume nur durch eine mehr oder
minder weit vorspringende Sarkolemmamembran geschieden wird.
Von Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeimca aber unterscheiden sich die drei genannten
Arten vor allen Dingen dadurch, dass die Längsmuskelfasern keinen geschlossenen
Schlauch bilden. Am nächsten steht dem Echinorhynchus angustatus noch der Echinorhynchus trichocephalus.
Im Hinterleibe finden wir dicke Muskelröhren von fast triangulärem Querschnitte (s. Tafel 8,
Fig. 7). Sie liegen nicht dicht nebeneinander, sondern sind durch Lückenräume von einander getrennt,
deren jeder der Breite einer Muskelfaser fast gleichkommt. Die Fasern besitzen eine wohl entwickelte,
stark zerklüftete Fibrillenrinde (s. Tafel 8, Fig. 7, f) und ein nur spärliches, zentral gelegenes Mark.
Je mehr wir dem Schwanzende näher kommen, um so mehr flachen sich die Längsfasem ab, und es
entstehen ähnliche Formen, welche wir in der Längsmuskulatur des Echinorhynchus angustatus kennen
l) Vergl. L e u c k a r t , Die menschlichen Parasiten, 2. Bd. pg. 749.
Morphologisches Jahrbuch, 10. Bd. 1. Heft, pg. 13.