aus der nach innen gewandten Hälfte. Der centrale Theil des Spermatoblasten bleibt nach dem Abschwärmen
der Spermatozoen als Restkörper zurück. Zuweilen, wie in Fig. 177, scheint er zu fehlen
oder auf ein kaum erkennbares Minimum reducirt zu sein. Bei Cristatella, wo die Hodenentwickelung
eine colossale und im Juni und Juli fast die ganze Leibeshöhle von Geschlechtsproducten erfüllt ist,,
finden sich neben den einfachen rundlichen Spermatoblasten stets auch grössere wurstförmige, wie der
in Fig. 174, g abgebildete Schnitt zeigt. Ob diese ebenfalls auf eine einzige Zelle zurückzuführen oder
ob sie aus der Vereinigung mehrerer entstanden sind, wage ich nicht zu entscheiden.
Das Ei wird normalerweise im Ovarium befruchtet, wo sich die Embryonen stets nur in der Einzahl
entwickeln (Reinhard, Kraepelin). Was ich über die Furchung und deren weitern Verlauf in Erfahrung
gebracht habe, reicht noch nicht hin, um es schon jetzt im Detail vorzutragen: In Kurzem hoffe
ich vollständiger darüber berichten zu können. Hier will ich nur mittheilen, dass aus der Morula eine
einschichtige, längliche Blase hervorgeht, welche in der nebenstehenden Zeichnung I im optischen Durchschnitt
(controlirt an wirklichen Schnitten) und 220facher Vergrösserung wiedergegeben
ist. Wie man sieht, sind die Zellen am vorderen (oberen) Pol, d. h.
demjenigen, an welchem sich später die Polypide bilden, erheblich grösser
und plasmareicher als am entgegengesetzten, wo sie abgeplattet und dünn
erscheinen. Durch eine am vorderen Pol auftretende Wucherung der plasmareicheren
Zellen wird nun die einschichtige Keimblase am vorderen Pol
mehi-schichtig, hier dringen einige Zellen in das Lumen hinein und füllen
ä h ß dasselbe in diesem Theil zunächst vollständig aus. Auf dem Stadium Fig. II
dieser Seite habe ich noch kein deutliches Lumen innerhalb der eingewanderten
Zellen constatiren können. Dasselbe bildet sich aber sehr bald beim
weiteren Wachsthum der Embryonalanlage, indem die eingewanderten Zellen
sich der primären Wand anlagern und von einander abrücken. Wir finden dann innerhalb der primären
Blase eine zweite, welche dieselbe jedoch noch nicht gänzlich ausfüllt, sondern am hinteren Pol
einen freien Raum lässt (Taf. XV, Fig. 172). Ob nun der hintere Theil der äusseren Blase einer Rückbildung
anheimfällt oder ob die innere demnächst bis zum Ende der äusseren vordringt, konnte ich bisher
nicht entscheiden. Jedenfalls tritt uns der Embryo nach einiger Zeit als ein geräumiger, durchweg
zweischichtiger Sack entgegen, wie ihn das Schema Ia auf Seite 121 veranschaulicht und wie ihn
bereits Metschnikoff gesehen hat. Sein äusseres Blatt repräsentirt das Ectoderm und liefert später das
innere Knospenblatt, also auch das Entoderm der Individuen. Das innere Blatt, welches aus den eingewanderten
Zellen hervorging, ist das Leibeshöhlenepithel und fungirt als äusseres Knospenblatt. Die
ältesten beiden Polypide bilden sich „als kleine Einstülpungen am oberen Ende des Embryo“ (Metschnikoff),
und zwar unterhalb der äussersten Spitze an zwei einander gegenüberliegenden Punkten der
Wandung, derart, dass die Analseiten der Knospen einander zu-, die Oralseiten dagegen abgekehrt sind.
Das eine Polypid entsteht früher, das andere später, und das letztere ist dem vorderen Pole der Anlage
etwas näher gerückt als das erste. Zuweilen sind beide fast gleichaltrig, sehr erheblich ist der Unterschied
niemals. Ihre Entwickelung verläuft ganz wie die gewöhnliche, nur dass die Leibeswand hier
natürlich die primäre Bildung sein muss, die Cystide also bereits angelegt sind, ehe die polypoiden
Knospen sichtbar werden; ein Verhältnis, das schon für die nächst jüngeren Individuen, die nach dem,
Princip der Knospung mit voraneilendem Polypid ihre Entstehung nehmen, sich umkehrt. Dass bald
nach dem Auftreten der Polypide „ungefähr in der Mitte des Embryonalkörpers eine Ringfalte“ sich
bildet, welche allmählich nach oben wächst und als Duplicatur des Embryonaleystids den polypidalen
Pol umschliesst, ist durch Metschnikoff bekannt geworden. (Vgl. S. 121, Ha; Taf. XV, Fig. 173
u. 168, I:d ).
Sodann will ich einiger mit der Embryonalbildung unmittelbar zusammenhängender Vorgänge
gedenken.
Man findet das Ei, bald nachdem die ersten Furchungsstadien durchlaufen sind, im unteren Theil
eines von hohen Mesodermzellen gebildeten Schlauches (Eig. 172, m') eingeschlossen, der wie eine Knospe
an der Leibeswand befestigt ist, und der zuweilen die ganze Ovarialanlage mit sich emporgehoben hat
(Fig. 173, ov). In der Regel aber liegt der Schlauch etwas von den sterilen Eiern entfernt, und zwar
befindet er sich dann stets oberhalb derselben, so dass diese gleichsam an der Oralseite des Schlauches
ihre Stelle haben (vgl. Taf. III, Fig. 56, ov u. Em). Zur Zeit, wo die geschlechtliche Entwickelung
im vollen Gange ist, findet man bei Plumatella kaum ein Ovarium, das nicht einen mehr oder minder
weit gediehenen Embryo enthielte. Der Schlauch, welcher denselben wie ein Uterus umgiebt, ist eine
Wucherung der Follikelzellen, die durch die Entwickelung des Eies angeregt wurden, sich ebenfalls
zu vermehren, wobei auch die benachbarten Zellen der Leibeswand ihnen zu Hülfe kamen*). Auch das
Ectoderm wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen. Wirsehen es in Fig. 172 bei ec' die Innenseite des
vordem, vom Embryo nicht ausgefüllten Theils des Uterusschlauches bekleiden, etwa nach Art eines
inneren Knospenblatts, nur dass dies in unserem Falle an Mächtigkeit weit hinter dem mesodermalen
Epithel des Schlauches zurücksteht. Später schwindet er immer mehr, und zuletzt geht es völlig verloren.
Die Anlage der Embryonalhüllen glaube ich schon in Fig. 171, wo das Ei sich zur erstmaligen Theilung
angeschickt hat, vorgezeichnet zu finden. Durch Vermehrung der bei m' und ec' gelegenen Zellen des
Integuments ist das Ei von der Leibeswand, welche ihm gegenüber eine deutliche Einstülpung zeigt, bereits
etwas abgehoben und nach innen gerückt. Im Verlauf dieses Vorgangs, bei gleichzeitiger Wucherung
der im Umkreise des Eies selbst befindlichen Follikelzellen m', wird uns dann das in Fig. 172 wiedergegebene
Gebilde entgegentreten. Es liegt demnach nahe, den Uterusschlauch als eine zum Ooecium
umgewandelte Knospenanlage aufzufassen, um so mehr, als er sich zwanglos in die Reihe der Tochterknospen
einfügen lässt. Indessen ist zu berücksichtigen, dass er nicht wie die übrigen Knospen spontan
sich entwickelt, sondern dass er dazu erst durch die Furchung des Eies angeregt wird. Unrichtig ist
jedenfalls die Annahme Metschnikoffs, dass das vom Eierstock ab g e l ös t e , in der Leibeshöhle umhergetriebene
Ei mit einer unabhängig davon entstandenen „gewöhnlichen Bryozoenknospe“ in Verbindung
tritt und von dieser mittels einer Duplicatur, einer Art von Decidua reflexa, umwachsen wird. Im
Grunde freilich deute ich mir das Verhältnis ähnlich wie Metschnikoff. Ich vermuthe, dass die im Bereich
des Ovariums entspringende Knospe regelmässig zu Gunsten des daselbst sich entwickelnden Eies modificirt
wurde, und dass sie endlich nicht nur in ihrer Function, sondern auch in genetischer Hinsicht von dem
letzteren abhängig wurde; womit denn gleichzeitig auch die Thatsache erklärt wäre, warum in jedem
*) Nach Reinhard und Kraepelin ist der Uterus lediglich eine Wucherung des Eierstocksepithels.