A. A g a s s i z 1) verhält sich freilich den Befunden des Challenger gegenüber sehr kritisch:
The specimens brought up by the „Challenger“ from intermediate depths are inconclusive, since the
nets used were the ordinary tow-nets, which were sent down open, kept open while towing, and remained
open while coming up. It is perfectly true that by differentiation of the contents of the several nets
at one locality some approximate results may be obtained, if the work were carried on for a long period,
but an occasional haul taken by itself means nothing.“ Er wendet selbt den S i g s b e ©Ischen2) Cylinder
(cf. p. 3) in Wasserschichten von 5—150 Faden unter der Oberfläche an und kommt zur Ueberzeugung,
dass die pelagischen Thiere nicht tiefer als bis 100 Faden gehen und dass es keine eigenthümliche Fauna
zwischen Oberfläche und Bodenfauna giebt.
Während hier also von gewichtiger Seite zum Theil gerechtfertigte Bedenken nicht nur gegen
die Resultate des Challenger, sondern überhaupt gegen das Vorhandensein einer pelagischen Tiefseefauna
geäussert werden, so sind es wiederum an der Lothleine haften gebliebene Tiefseesiphonophoren, welche
zu den ersten exakten Versuchen Veranlassung geben. Wir verdanken sie C h i e r c h i ä , einem italienischen
Marineoffizier, der, auf der zoologischen Station zu Neapel in der Conservirung zarterer Formen vorgebildet,
in einem anschaulichen Berichte3) seine erfolgreiche Thätigkeit während der Erdumsegelung des
Vettor Pisani“ schildert. Chierchia ist nicht nur Sammler, sondern auch ein denkender Beobachter
und so sucht er denn, als im Pacifischen Ocean wiederum Bruchstücke von Siphonophoren an der Lothleine
von 1000 Meter Tiefe an hängen geblieben, sich Rechenschaft zu geben, ob sie thatsächlich in
jener Tiefe lebten. Dem Commandeur des „Vettor Pisani“, P a lu m b ö , gelang es denn, ein Sehliessnetz
zu construiren (es ist auf Taf. 10 der Chierchia’schen Beschreibung abgebildet), das in Verbindung
mit dem Tiefseethermometer von. Negretti und Zambra in beliebiger Tiefe geschlossen werden konnte;
Thatsächlich waren denn auch in dem Netze Siphonophoren, Copepoden, Sagitten und Pteropoden
enthalten. Es ist immerhin auffällig, dass solche hereingeriethen, da der Natur der Sache nach das an
der Lothleine befestigte Netz nicht in horizontaler Richtung durch das Wasser gezogen wurde, sondern
an einem bestimmten Punkte ruhig stehend eine Zeit lang offen blieb und dann durch das herabfallende
Gewicht zugeschlagen wurde.
Als ich das interessante Material von Tiefseesiphonophoren, welches Chierchia erbeutet hatte, zur
Bearbeitung überwiesen bekam und in dem Mageninhalt derselben Copepoden und Sagitten auffand,
wurde der Wunsch rege, die immerhin recht spärlichen und zum Theil angefochtenen Funde pelagischer
Tiefseethiere einer genaueren Controle durch eigene Untersuchungen zu unterwerfen.
Es lag, wie ich das in der Einleitung andeutete, in der Natur der Sache, dass ich zu Untersuchungen,
welche einen umfänglichen Apparat von Instrumenten, einen Dampfer und ein geschultes
Personal erfordern, die zoologische Station zu Neapel aufsuchte. Freilich erchien es mir von vornherein
*) A. A g a s s i z . On de dredging operations o f the U. S . Coast Survey Sr. „Blake“ 1878. Bull. Mus. Comp. Zool.
Cambr. Vol. 5 No. 1, p. 8.-
2) C. S i g s b e e . Description o f Gravitating trap for obtaining specimens o f animal life from intermedial Ocean-
Depths ibid. Vol. 6.' No. 9 1880 p. 155*
A. A g a s s i z ibid. N. 8 p. 153 „The experiments appear to prove conclusively that the Surface fauna o f the sea
is really limited to a comparatively narrow belt in depth, and that there is no intermediate belt, so to sp eak , o f animal life
between those liv in g on the bottom, or close to it, and the surface pe lagic fauna.“
3) G a e t a n o C h i e r c h i a . Collezioni per studj di scienze naturali. Rivista marittima sett. ott. e nov. 1885.
fraglich! öb das Mittelmeer bezüglich einer postulirten pelagischen Tiefseefauna irgend eine Analogie
zum Ocean darbieten würde.
Die Existenzbedingungen in den tieferen Schichten des Mittehneeres sind durchaus verschieden
4fh jenen dés Oc&Ä Was die Temperatur 'des Wassers in grösseren Tiefen anbelangt, so zeigt sie
mit auffälliger Constanz 13 ° 01, kommt also der durchschnittlichen niedrigsten Wintertemperatur des
Obenl.ächer.wa.Hsers gleich.'' Diese Temperatur wird relativ rasch erreicht; Um éin Beispiel anzuführen,
so wähle lieh eine typische Serie von Messungen, die • von dein „Washington“ unter dem Commando
des verdienten ChefseeMr'hydrographischen Amtes, MagnagHi, äusgeführt wurden *) (am 27. August 1881
3Ö>p20' N. L. 13° 10' E. Gr.)
O b e r f lä c h e .......................... 26° C,
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Nach den von Washington im Juli bis September ausgeflihrten Temperaturserien habe ich die
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Wir wissen fernerhin (iure:: Oiu-pente.r's*“'; * Ciiiereuchungen, dass der Gehalt an Kohlensäure
■■p E G i g l i o l i . Lu scopertu di una fauna abissaie n el M editerranen. Attj del III CongreHRO Gsografiijo In ten
p D ie hinter den Temperaturgrnden eingefelammerte Ziffer giebt die Zahl der Beobachtungen an.
8) W. B. C a r p e n t e r , Report, on soientifio researches carried on during the months o f Aug., Sept., Okt. 1
M. surveyiiig-aliip „Shearwater“ Proc. Roy. Soo. N. 138, London 1872, p. 535.