dorsalen Schlauches fast mit der durch die beiden ventralen Submedianlängsmuskelröhren gelegten Ebene
zusammen. Im hinteren, unsegmentirten Leibesabschnitte ändern sich diese Verhältnisse etwas, insofern
nämlich die beiden dorsalen Submedianröhren der dorsalen Medianlinie sich mehr und mehr nähern
(vergleiche pg. 73). Der dorsale Schlauch hat alsdann nur noch drei InsertionsHächen,. eine unpaare
dorsale und zwei seitliche, welche die ventralen Submedianlinien bilden. Der ventrale Ligamentschlauch
füllt den von dem mittleren Ligamentblatte, den Submedianröhren und der Leibeswand begrenzten Raum
vollständig aus. Er erstreckt sich viel weiter nach hinten als der dorsale Schlauch und endigt mit
einem konisch sich einengenden, blindsackartigen Zipfel in der Nähe der Geschlechtsöffnung., Mit der
Glockenhöhlung kommunizirt er vermittelst eines breiten, quergestellten halbmondförmigen Spaltes, dessen
Ränder mit denen des ventralen Glockenmundes innig verwachsen sind (s. Tafel 8, Fig. 27 Lv, Fig. 29 Lv).
Entsprechend der viel geringeren Grösse des Wurmes zeigt auch das Ligamentum Suspensorium von
Echinorhynchus moniliformis einen weit einfacheren histologischen Bau, wie das des Echinorhynchus gigas..
Die Schlauchwand besteht aus einer einfachen dünnen Lage farblosen Sarkolemmas, in der sich nirgends
eine Faserung oder Spuren von Kerneu nachweisen lassen. Nur dort, wo der ventrale Ligamentschlauch
mit den ventralen Wänden der Uterusglocke und des vorderen Uterusendes verwachsen ist, lagert sich
in die Liga mentwand eine eigentümliche, spongiös strukturirte Muskelsubstanz ein, auf deren Oberfläche
sich je eine dünne Lage von Fibrillen differenzirt hat (s. Tafel 8 , Fig. 27,Lv, Fig. 28 Lv,
Fig. 24 Lv, Fig. 29 Lv, Fig. 35 Lv, Fig. 38 Lv).
Die eigentümliche, nach dem Kopfende des Wurmes hin sich stark verjüngende Gestalt- des
Ligamentum Suspensorium bringt es mit sich, dass der Inhalt der beiden Schläuche nicht der gleiche
ist. Es wird zur Genüge bekannt sein, dass durch die peristaltischen Schluckbeweguügen der
Uterusglocke eine Strömung erzeugt wird, welche im dorsalen Schhxuche den Eiinhalt von vorn nach
hinten, im ventralen Schlauche aber in der entgegengesetzten Richtung mit sich fortreisst. Da nun aber
durch die beiden engen, cylindrischen, lateralen Eigänge nur die dünnen spindelförmigen Eier und
Embryonen, nicht aber die grossen plumpen Ovarialscheiben hindurchzuschlüpfen im Stande sind, so-
können natürlicherweise auch nur Eier und Embryonen durch die hintere GlocEjenöffnung in den ventralen
Ligämentschlauch gelangen. Ziehen wir ferner in Betracht, dass die zAveite Kommunikationsöffnung
in dem vorderen dünnen zipfelartigen Ende des Ligamentes liegt, wo infolge der beträchtlichen
Volumenverminderung eine ziemlich starke Strömung stattfindet, so liegt es klar auf der Hand, dass auch
auf diesem Wege keine Ovarialscheiben in den ventralen Ligamentschlauch übertreten können. So
kommt es, dass die Ovarien bei Echinorhynchus moniliformis zeitlebens im dorsalen Ligamentschlauche,
der überdies die ursprüngliche Bildungsstätte dieser eigenthümlichen Organe repräsentirt, verharren.
Das Ligamentum Suspensorium des Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca bildet
einen schlanken, mit zahlreichen Längsfalten ausgestatteten Hohlcylinder, dessen Lumen jedoch nur in
der vorderen Hälfte auf Querschnitten deutlich zu erkennen ist. Das konisch zugespitzte vordere-
Ligamentende senkt sich in die Masse des mächtigen Retractor receptaculi ein und inserirt sich zwischen
den drei Wurzeln des letzteren an der Sarkolemmawand des Rüsselsackes. Nach hinten zieht es sich
in einen dünnen, soliden Strang aus, der in die vordere Glockenöffnung eintritt, sodann ohne die eigentliche
Wand zu berühren herabläuft und an den im Grunde befindlichen Muskelzellwülsten sich befestigt.
Aus obiger Darstellung geht ohne weiteres hervor, dass bei den genannten Arten die Eier niemals durch
Vermittlung des Ligamentes in die Glocke gelangen können.
. Der histologische Bau stimmt im Prinzipe mit dem des männlichen--Ligamentes überein. Die
Grundsubstanz bildet eine farblose, wenig resistente, dem Muskelsarkolemma täuschend ähnliche Masse,
in der wir einige bald mehr, bald minder lange Lücken oder Spalten, die offenbar infolge des Austrittes
der Ovarialscheiben entstanden sind, erkennen können. In dieser Grundsubstanz sind nun zahlreiche
vereinzelt dahin ziehende, oder auch zu kleinen Bündeln vereinigte Längs- und Ringmuskelfibrillen eingebettet.
Die zugehörigen Kerne, vier bis fünf an der Zahl, besitzen die Form einer Kugel oder die
eines Ei es und enthalten ausser dem Nucleolus noehljimehrere kleinere das Licht gleichfalls stark
brechende Chromatinkörnerhäufchen. Sie besitzen ausnahmlos eine relativ sehr beträchtliche Grösse,
was wohl die Ursache gewesen sein mag, dass man sie in früherer Zeit irrthiimlicher Weise als Ganglienoder
Drüsenzellcn beschrieben hat Der Hohlraum des Ligamentes wird von der nämlichen farblosen
und zahllose kleine Fetttröpfchen enthaltenden Flüssigkeit erfüllt wie die Leibeshöhle.. Auch findet man
bei den meisten Individuen noch einige Ovarialscheiben, bisweilen aber auch in der Entwickelung mehr
■oder minder weit fortgeschrittene Embryonen vor.
Ehe ich nun aber zur detaillirten Beschreibung des höchst merkwürdigen Eisortirapparates,
der; sogenannten Uterusglocke, übergehe, möchte ich noch kurz die Frage berühren: Sind die Aus-
leitungswege der weiblichen Geschlechtsprodukte bei den Aeanthocephalen als modifizirte Nephridien
aufzufasse% oder haben wir in diesem eigenartigen Apparate ein besonderes Organ vor uns, das nach
Art der Geschlechtsausführgänge der oligochäten Borstenwürmer völlig unabhängig von den Segmental-
organen entstanden ist ?
Ziehen wir lediglich die morphologischen Verhältnisse, die sich durch die Untersuchung der
kleineren Arten ergeben, in Betracht, so müssten wir wohl der ersteren Ansicht uns zueignen. Die Aehn-
lichkeit spricht sich namentlich darin aus, dass die Uterusglocke gleich den trichterartigen Erweiterungen
an den Segmentalorganen der polychäten Borstenwürmer frei in die Leibeshöhle hipeinragt und daraus
vermittelst seiner weiten Oeffnung die frei umherschwimmenden Eier aufnimmt. Fassen wir dagegen
•den Bau der weiblichen Leitungswege vom Riesenkratzer näher in das Auge, so werden wir bald auf
Thatsachen stossen, die mit obiger Auffassung sich nicht mehr in Einklang bringen lassen. Zunächst
ist in dieser Hinsicht hervorzuheben, dass, hier die abdominale Uterusglockenöffnung gänzlich in Wegfall
g-ekommen ist. Die Glocke bildet gewissermaassen das umgewandelte und peristaltiseher Bewegungen
fähige untere Endstück des Ovarialschlauches. Ferner aber existirt bei Echinorhynchus gigas ein Organ,
das zwar hinsiehlich seines anatomischen Baues zu wiederholten Malen beschrieben wurde, dessen
Funktion jedoch bis heute räthselhaft geblieben ist. Ich meine jene beiden Flocken oder Polster, die
an den Seitentheilen der Uterusglocke unmittelbar hinter deren oberem Rande angebracht sind und frei
in die'Leibeshöhle hineinragen. Ihre äussere Form lässt sich wohl am besten mit der einer ffachgewölbten
Schüssel vergleichen, welche vermittelst eines kurzen konischen Stieles der Muskelwand der Glocke auf-
.sitzt. Der Schüsselrand und die ausgehöhlte Fläche sind mit einer grossen Zahl lappenartiger Anhängsel
versehen, die sich wiederunp|>i" oder trichotomisch verästeln. Hinsichtlich des feineren Baues, welchen
die Zottenbäumehen, sowie das gröbere und feinere Röhrensystem der Scheibe zur Schau tragen,
stimmen die weiblichen Nephridien so vollkommen mit den gleichnamigen Organen des Männchens