eine aus 3 bis 4 Windungen bestehende mehr oder minder reguläre Spirale hervorgeht (s. Tafel 9,
Fig. 62). Auf dieser Entwickelungsstufe konnte ich zum ersten Male den Nucleolus als solchen deutlich
erkennen. Er bildet ein länglich ovales Körperchen, das gewöhnlich in der Nähe des Kernrandes gefunden
wird und stets heller gefärbt erscheint, als die übrigen chromatischen Bildungen (s. Tafel 9,
Fig. 62). Auch das eigentliche Kernplasma, in das die Chromatinspirale eingebettet ist, hat mittlerweile
eine Umwandlung erfahren, in Folge deren seine trübkörnige Beschaffenheit verloren gegangen ist.
Ueberdies scheint es, dass die Volumenvergrösserung des Kernes hauptsächlich — wenngleich nicht ausschliesslich
— auf einer Zunahme des Kernsaftes beruhe.
Das nächstfolgende Entwickelungsstadium der Hypodermiskerne charakterisirt sich dadurch, dass
die chromatische Substanz sich an verschiedenen Stellen der Kernmembram zu dichteren, mannigfach
geformten, bald grösseren, bald weniger grossen Klumpen, welche meist eine feine, spongiöse Beschaffenheit
zeigen und auf Dauerpräparaten deshalb grob granulirt erscheinen, zusammenballt. Zwischen den
einzelnen Klumpen spannen sich dünne Fäden aus, die sich nicht selten verzweigen und mit benachbarten
Fäden anastomosiren (s. Tafel 9, Fig. 57). In die Substanz dieser Verbindungsfäden sind zahlreiche
kleinere oder grössere eckige Chromatinpartikel eingebettet. Der Nucleolus ist deutlich im
Inneren dieses Fadennetzes sichtbar, aber immer noch lichter gefärbt als die körnigen Chromatinanhäufungen.
Während die eben geschilderte Kernmetamorphose sich abspielt, haben auch die übrigen Theile
des jungen Larvenleibes Umwandlungen erfahren, in Folge deren ihr Aussehen sich wesentlich verändert.
Die Nuclei liegen zwar nach wie vor in jener feinkörnigen und von zahlreichen Fetttröpfchen erfüllten
Protoplasmamasse, die, am embryonalen Hakenapparate beginnend, als ansehnlicher Zapfen (s. Tafel 10,
Fig. 2, pl) in den von der kontraktilen Rindensubstanz (s. Tafel 10, Fig. 2, Cr) umschlossenen Leibesraum
hineinragt und ihn auf eine enge Gürtelspalte, die sogenannte primäre Leibeshöhle (s. Tafel 10,
Fig. 2 coe), reduzirt. ln Folge der sich rasch vollziehenden Volumenvergrösserung der Keime1) ist seine
schlanke Kegelform (s. Tafel 10, Fig. 3 pl), die er bei dem frei beweglichen Embryo besass, verloren
gegangen. Auf Kosten der primären Leibeshöhle hat er sich mächtig aufgebaucht und das helle,
körnchenreiche Liquidum, das wir bei den Bohrbewegungen des Embryo auf- und abfliessen sehen, vollständig
verdrängt. Trotz alledem lassen sich die kontraktile Rindensubstanz und die zentral gelegene
Plasmamasse noch eine geraume Zeit lang deutlich von einander unterscheiden. Erst in jener Periode,
wo wir den eetodermalen Theil des definitiven Hakenapparates in Form eines sechskernigen Syncytiums
sich anlegen sehen, geht die dunkle Grenzschicht zu Grunde, und es resultirt ein feinkörniges, zähflüssiges
Protoplasma, welches den Raum zwischen der Larvenhaut und dem durch eine dunklere, aber eng
anliegende Plasmahülle sich wiederum sehr scharf abgrenzenden embryonalen Kernhaufen ausfüllt
(s. Tafel 1, Fig. 20, Tafel 10, Fig. 4). Die Kerne, welche die mittleren Partien dieses Plasmas einnehmen,
haben wiederum ihr Aussehen verändert. Das Netzwerk der feinen Chromatinfäden ist mehr
und mehr abgeblasst, so dass es sich jetzt sehr schwer deutlich zur Anschauung bringen lässt (s. Tafel 9,
*) Bei Larven von 98 // Körperlänge messen die Kerne des embryonalen Kernhaufens 1,9—2,3 // ; die des engen
Knäuelstadiums 2,8—3 //. die des weiten Knäuelstadiums 3,(3—4,2//. Nach Verschmelzung der zentralen und peripheren
Plasmamassen beträgt der Durchmesser der Hypodermiskernblasen 4,8—5,2,«.
Fig. 58). Die wandständigen Chromatinanhäufungen haben ihre spongiöse Struktur eingebüsst und
erscheinen jetzt als fast homogene, stark lichtbrechende und dem Nucleolus sehr ähnliche Bildungen.
Was schliesslich den Nucleolus selbst angeht, so hat dieser sich nicht nur wesentlich vergrössert, sondern
auch die Eigenschaft, mit Farbstoffen sich intensiv zu imprägniren, angenommen (s. Tafel 9, Fig. 58
Tafel 10, Fig. 4, huc5). Ueberdies scheint seine Rindenschicht von weit konsistenterer Natur zu sein
als sein Inneres.
Mit dem Uebertritte des jungen Echinorhynchus gigas in die Leibeshöhle der Cetonienlarven beginnt,
wie S c h n e id e r 1) es schon an dieser Spezies beobachtete, ein Teil der regellos zerstreut liegenden
Kerne sich zu zwei Ringen anzuordnen. Einen derselben findet man am vorderen Leibespole, da wo
späterhin die ersten sechs Haken zum Durchbruch gelangen. Er setzt sich aus sechs, durch gleiche Abstände
von einander getrennten Kernen zusammen. An der Konstitution des zweiten Ringes, der an
einer Stelle liegt, die ungefähr der Halsbasis des definitiven Geschöpfes entsprechen würde, betheiligen sich
vierzehn Kerne. Die weiteren Angaben S c h n e id e.r’s in Betreff der Anordnung und des Wachsthumes
der übrigen Kerne haben sich nach meinen Untersuchungen nicht bewahrheitet.
Auf diesem Entwicklungsstadium verharrt die Hypodermisanlage längere Zeit, während welcher
sie nebst den ihr eingelagerten Kerngebilden2) bedeutend an Grösse zunimmt. Die Umwandlung des
grossblasigen Syncytium in die eigentliche Subcuticula und die hiermit in nächstem Zusammenhänge
stehende Differenzirung der Fibrillengewebe gehört zu den allerletzten Vorgängen der Entwicklung.
Die Veränderungen, welche nach dem Entstehen der Subcuticularkerne im embryonalen Kernballen
vor sich gehen, betreffen zunächst das vordere Ende desselben. Hier lösen sich nämlich sechs
Kerne aus dem Verbände los, welche sich genau auf dieselbe Art, wie wir es bei den Subcuticularkernen
kennen gelernt haben, in bläschenförmige Kernkugeln umgestalten. Hinsichtlich ihrer Grösse stehen sie
den peripherischen Blasen nicht unbeträchtlich nach (bei Echinorhynchus gigas 6 g). Nachdem die sechs
Kerne sich ein wenig vom zentralen Ballen entfernt hahen, umgeben sie sich gemeinschaftlich mit einer
Protoplasmamasse von sehr feinkörniger Beschaffenheit, welche sich mit zunehmender Grösse als sphärisches
oder ellipsoides Gebilde immer deutlicher gegen die umgebende Subcuticula abgrenzt (s. Tafel 1, Fig. 20 rz:
Tafel 10, Fig. 4 rz). Aber schon nach kurzer Frist vertauscht das sechskernige Syncytium seine frühere Kugelform
mit der eines abgestumpften Kegéls von 40 g Länge und 65,<i Breite (s. Tafel 2. Fig. 11, rz). Die
Kerne liegen fast in einer Ebene, und zwar in unmittelbarer Nähe der grösseren, dem Kopfpole zugewandten
Basis des Kegelstumpfes (s. Tafel 2. Fig 11, rzne). Das Wachsthum des so entstandenen Zapfens, der
offenbar nichts anderes vorstellt, als die Anlage des retraktilen Haftapparates, und als solche schon von
L e u c k a r t 3) erkannt wurde, schreitet in der Längsrichtung weit langsamer vorwärts als im Quermesser.
Im Anfang erscheint das Plasma des Rüsselzapfens in allen seinen Theilen gleichartig. Bald aber wird
in der Peripherie und zwar an dem, dem ganglionären Kernhaufen anliegenden Ende ein Ring von sechs
*) Sitznngsber. der Oberhessischon Gesellsch. für Natur- und Heilkunde. 1871. pg. 2.
2) Bei einer Körperlänge von 0,2 mm messen sic schon 26—30 //.
s) Anders wiederum die Rüsselanlage, welche als eine scharfbegrenzte helle Masse erscheint, in der man ausser
einigen glänzenden Körnchen nur eine Anzahl zarter Bläschen zu unterscheiden vermag. Die menschlichen Parasiten.
2. Bd. pg. 829, 830.