Wie schon angedentet wurde, gleicht dieses mit drei, seltener mit vier Kernen versehene
Muskelsyncytium hinsichtlich seines histologisches Baues vollkommen den darüber liegenden Zellen der
medianen Glockeuseheidewand. Die Grundsubstanz bildet ein feinkörniges, blassgefärbtes, von einem
wohl entwickelten Plasmabalkenwerke durchzogenes Protoplasma, dessen Oberfläche von einem engmaschigen
Ringmuskelfibrillennetze umstrickt wird. Nur eine schmale ringförmige Zone dieses Hüll-
syiiCYtiunis steht mit der Uteruswand in einem direkten Zusammenhänge (s. Tafel 7, Fig. 15 gm, Fig. 16 gm;
Fi» j 11 »m, Fig. 12 gm). Die konisch auslaufende Spitze aber ragt frei in den Innenraum des cylinderfömiigen
t'terusschlauehes hinein und bildet ein Absperrventil, welches das Znrilcktreten der hartbeschalten
Embryonen in den Glockenraum bei der Kontraktion der muskulösen Uteruswand zu verhindern bestimmt
ist.
In jeder dieser beiden lateralen Röhren steckt eine tiltenförmig zusammengerollte, dünne,
plaitenarti»e Muskelzelle deren Verwachsungssutur sich noeh deutlich an der inneren, der medianen
Scheidewand zugekehrten Fläche erkennen lässt (s. Tafel 7. Fig. 4 gl, Fig. 10 gl; Tafel 1, Fig. 6 gl,
Fi» 7 »1: Tafel 8, Fig. 6 gl, Fig. 7 gl; Tafel 8, Fig. 18 gl, Fig. 26 gl). Am vorderen Rande des
Hilllkeeels angelangt, lösen sich die anfangs durch eine Naht verbundenen Ränder der eingerollten
Oviduktwandung von einander los und die konische Röhre wandelt sich m eine innen klaffende, nach
vorn aber trichterartig sich erweiternde Rinne um (s. Tafel 8, Fig. 30 gl, Fig. 32 gl; Tafel 1, Fig. 5 gl,
Fi» 4 »1: Tafel 8. Fig. 5 gl; Tafel S, Fig. 16 gl, Fig. 17 gl, Fig. 18 gl). Die äussere Rinnenwand
B EL hr dick und lässt sich schon bei oberflächlicher Betrachtung des Glockenapparates als inar.dolkern
artiee Erhebung (B a ltz e r ’s Seitenzellen) leicht auffinden (s, Tafel 8, F i g , '^ F i g . 37, Fig. 23). In
der Mitte dieses Wulstkörpers ruht der zugehörige Zellkern, ein länglich ovales Gebilde, das nur durch
einige wenige zähere Protoplasmafäden in unveränderlicher Lage erhalten wird.
Mit den medianen Rändern der Oviduktzellrinne sind hei Echinorhynchus angustatus zwei in
der ventralen Medianlinie sich berührende Zellen, welche gewöhnlich als Lippenzellen bezoichnet werden,'
verwachsen. Es sind dies zwei gekrümmte, plattenförmige Muskelzellen,' deren obere stark aufge-
wulstete Ränder, die schon von W a g e n e r und L e u e k a r t richtig abgebildete, weit vorspringende
untere Lippe (s. Tafel 7, Fig. 15 gv, Fig. 16 gv) des Glockenmundes (s. Tafel 8, Kig. 30 gv; Tafel
7 Fig. 10 gv! bilden. Da nun aber die nach innen laufenden, gekrümmten Partien;, gleichfalls die
Form einer nach hinten konisch sich einengenden Rinne besitzen und ihre Konkavität Bach; gussen
kehren, so ergänzen sie gewissermassen die klaffende Rinne der Oviduktzellen zu einem geschlossenen
Triehterrohre (s. Tafel 8, Fig. 30 gv, gl).
Bei Echinorhynchus haeruca betheiligen sich die Lippenzellen nur in sehr beschränktem Maasse
an der Bildung des Eitrichters (s. Tafel 1, Fig. 3 gv). Einen Ersatz für das mangelnde Schlusstück
liefert hier das zapfenartige Ende der beiden medianen Glockenseheidewandzellen (s. Tafel 1, Fig. 3 lgv.,
Fig. 4 lgv).
Bei Echinorhynchus strumosus und Echinorhynychus trichocephalus ist der Einfluss der Lippenzellen
auf die Gestaltung der Ovidukte ganz untergeordneter Art. Sie haben bei beiden Spezies die Form
ziemlich breiter, aber flacher, in der Medianebene zusammenstossender Zellenplatten, deren oberer Rand
stark aufgewulstet ist und die untere stark prominirende Lippe des ventralen Glockenmundes bilden
(s. Tafel 8. Fig. 6 gv, Fig. 10 gv, Fig. 13 gv, Fig. 18 gv, Fig. 26 gv). Ihre inneren Kanten sind
merkwürdigerweise trotzdem in ähnlicher Art, wie bei Echinorhynchus haeruca, mit dem ventralen Zellenpaare
der Glockenwand innig verwachsen und kaum von ihnen zu unterscheiden.
Ferner trifft man bei allen den fünf zuletzt besprochenen Arten eine unpaare Muskelzelle an, welche der
Rückenfläche der Ovidukte aufliegt, dicht hinter dem sphinkterartigen Ringmuskel mit einer Anschwellung
beginnt und bis zu der Mitte oder dem Ende des zweiten Drittheiles der Eileiter herabreicht (s. Tafel 7,
Fig. 15 gd, Fig. 16 g d ; Tafel 8, Fig. 30 gd; Tafel 7, Fig. 10 gd, Fig. 4 gd — Echinorhynchus angustatus.
— Tafel 7, Fig. 11 gd, Fig. 12 gd; Tafel 1, Fig. 6 gd, Fig. 7 gd — Echinorhynchus haeruca. — Tafel 8,
Fig. 37 — Echinorhynchus porrigens. — Tafel 8, Fig. 2, Fig. 6 gd, Fig. 10 gd, Fig. 15 gd — Echinorhynchus
strumosus. — Tafel 8, Fig. 16 gd, Fig. 17 gd, Fig. 18 gd, Fig. 26 gd) — Echirurrhynchus
trichocephalus.
Mit Ausnahme der letzt erwähnten unpaaren dorsalen Zelle finden wir bei Echinorhynchus gigas
und Echinorhynchus moniliformis alle diejenigen Muskelzellenwülste wieder, die wir an der Oviduktbildang
bei den letztbesprochenen fünf Arten theilnehmen sahen. Um die Homologie der einzelnen Zellen richtig
beurtheilen zu können, müssen wir vor allem in Rechnung ziehen, dass bei beiden Spezies die Ovidukte
nicht wie bei den kleineren Arten der Körperachse parallel laufen, sondern selbige unter einem spitzen
Winkel kreuzen. Echinorhynchus moniliformis steht den kleineren von mir untersuchten Spezies noch
am nächsten, weil hier wenigstens die Ovidukte die durch die beiden Laterallinien gelegte Frontalebene
nicht verlassen.
In ganz der nämlichen Weise wie bei Echinorhynchus haeruca, Echinorhynchus strumosus und
Echinorhynchus trichocephalus. so sind auch bei Echinorhynchus gigas und Echinorhynchus moniliformis
die ventralen Lippenzellen ohne wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der Eitrichter. Sie stellen
beim Risenkratzer zwei schlanke bimförmige Zellkörper vor, deren obere, konisch sich einengende Enden
in der Medianebene mit dem Wulstkörper des Glockengrundes innig verwachsen sind. Die kolbenartig
angeschwollenen und die beiden Kerne enthaltenden unteren Enden ragen zur Hälfte in die ventrale
Glockenöffnung hinein, während ihre Rückenflächen mit dem die Oviduktumhüllung bildenden medianen
Syncytium eine Verbindung eingehen (s. Tafel 1, Fig. 11 gv, Fig. 10 gv). Weit kräftiger sind die
Lippenzellen bei Echinorhynchus moniliformis ausgebildet. Sie haben die Form breiter, prismatischer
Platten, die von unten her zwischen die beiden ventralen Wulstzellen bis ungefähr zu deren Mitte sich ein-
schieben (s. Tafel 8, Fig. 29 gv). Die hinteren, in die Glocken Öffnung stark hineinragenden Partien dieser
Lippenzellen sind zu ansehnlichen Plasmabeuteln angeschwollen und enthalten die zugehörigen beiden
grossen Kerne (s. Tafel 8, Fig. 27 gv; Fig. 28 gv). Die Seiten- oder Oviductzellen sind bei Echinorhynchus
gigas und Echinorhynchus moniliformis aussergewöhnlich gross und besitzen die Form zweier Halbkugeln,
die je mit einer nach hinten sich trichlerartig ein engenden und bis zur Zellmitte reichenden Einkerbung
versehen sind (s. Tafel 1, Fig. .10 gl, ov; Tafel 7, Fig. 13 gl; Tafel 8, Fig. 27 gl. Fig. 28 gl, ov). Die
innere, beziehentlich untere Begrenzung dieser als Eitrichter funktionirenden Rinne liefert bei Echinorhynchus
gigas im vorderen Theile das der Glockenseheidewand des Echinorhynchus haeruca analoge,
ventrale Paar der Wulstzellen, weiter abwärts aber jenes eben erwähnte, mediane, mehrkemige Syneytium
(s. Tafel 1, Fig. 10 gm, Fig. 17 gm).
Bei Echinorhynchus moniliformis betheiligen sich an der Bildung der Eigänge ausser den lateralen
Oviduktzellen noch die hinteren Enden der Lippenzellen (s. Tafel 8, Fig 28 gv\. sowie die drei oder
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