einen langen, rosenkranzförmigen Kern gesehen habe, welchem mehrere kleine Mikronuclei anlagen. Derselbe
ist auch von ändern Forschern wie E h ren b e rg (27; pag. 356), S te in (60; pag. 95), Stokes (65;
pag. 102), Bütschli (1876) und anderen gesehen worden. Dagegen beobachteten Maupas (44; pag. 653
Anmerk.) und Balbiani*) eine grosse Anzahl von Kernen oder Kernbruchstücken(fragments); '
Dileptus Anser ist durchaus nicht selten, wenigstens habe ich ihn einige Male angetroffen, in
grösserer Zahl jedoch nur einmal. Er lebt immer auf dem Grunde des Wassers, wo er im Schlamme zwischen
den Algen herumschwimmt. Seine Bewegungen sind sehr majestätisch und gleichförmig; er schwimmt
immer mit dem Rüssel voran, sich fortwährend und langsam um die Längsachse wälzend. Er bedient sich
des langen Rüssels wie eines Tastorganes, da derselbe beim Herumschwimmen unaufhörlich nach allen Seiten
umhergeschlagen wird, und die im Wege liegenden Körper betastet. Im freien Wasser bewegt sich das Thier
bedeutend schneller, als zwischen den Algen, wobei es auch stark rotirt.
Der Körper ist bräunlich-gelb gefärbt und sehr biegsam; letztere Eigenschaft kommt ganz besonders
dem Rüssel zu.
Dileptus Anser ist ein sehr gefrässiges Raubthier. Er ernährt sich von lebenden Infusorien und bedient
sich öfters des Rüssels, um die Nahrung dem Munde zuzuführen. Beim Ergreifen der Beute werden
Mund und Schlund weit aufgesperrt, so dass ziemlich grosse Thiere aufgenommen werden können. Die
Verdauung der Nahrung vollzieht sich auf dieselbe Weise, wie es bei Lionotus geschildert wurde.
Am eingehendsten ist D. Anser in der neueren Zeit von Wrzesniowski geschildert worden, wogegen
die früheren Beschreibungen sich nur auf die allgemeinen Organisationsverhältnisse beziehen. Ich will
nur kurz die Punkte erwähnen, in welchen meine Beobachtungen von jenen Wrzesniowski’s abweichen.
Das Vorhandensein einer deutlichen Alveolarschicht sammt Pellicula spricht für die Sonderung des Protoplasmas
in zwei Abschnitte, welche von Wrzesniowski verneint wird. Dann stehen an der Bauchkante
des Halses die Trichocysten (stäbchenförmige Körper) nicht in einer Reihe, sondern in einem ziemlich
breiten Band; die adoralen Wimpern stehen nicht nur an der rechten Rüsselkante und um den Mund,
sondern auch an der linken und ziehen da ebenfalls bis zur Rüsselspitze hin. Die Mund- und Schlund-
verhältnisse, welche Wrzesniowski angiebt, stimmen ziemlich mit dem, was ich gesehen habe, überein.
Nur möchte ich die Längsstreifen des Schlundes, nicht als Längsfalten (Wrzesniowski), sondern als stäbchenartige
Gebilde deuten, da sie auch am erweiterten Schlunde sehr deutlich zu sehen sind. Meiner Ansicht
nach stehen dieselben in Reihen und zwar in den Radiärstreifen des ringförmigen Mundwulstes, wogegen
nach der Auffassung B ü ts c h li’s die Stäbchen plattenartig sind und jeder Radiärstreifen einem
Stäbchen entspricht. Schliesslich liegt der After nicht am Rücken (Wrzesniowski), sondern ebenso wie bei
anderen von mir untersuchten Infusorien entschieden auf der Bauchseite.
*) E. G. Balbiani. Recherches expérimentales sur la mérotomie des infusoires ciliés. Recueil zoolog. Tome V
fasc. 1. 1888. pag. 60— 61.
9. Nassula elegans. Ehrbg.
Ehrenberg'27; pag. 339, Taf. XXXVII, Fig. 1.
Dujardin 24; pag. 497-498.
C o hn 19; pag. 143— 146, Taf. VII B, Fig. 1— 6.
Stein 60; pag. 90, iOO und 112.
Diesing 22; pag. 558.
Mereschkowsky 46; pag. 256.
Bütschli 10; pag. 1264, 1328, 1372, Fig. 21, pag. 1373, 1395, 1459, 1463.
Synon.: N. flava. Claparbde et'Lachmann 13; pag. 327— 329, Taf. XVII, Fig. 6.
Gourret et Roeser 35; pag. 462— 463, Taf. XXVIII, Fig. 8.
? N. hesperidea. Entz 30; pag. 331— 336, Taf. XXI, Fig. 1— 5.
Taf, III. Fig., 34—38..
Mittelgrosse Thiere von 0,1—0,14 mm Länge und 0,06—0,09 mm Breite.
Körper eiförmig, hinten breiter als vorne und dorso-ventral schwach comprimirt. Das vordere
Körperende unbedeutend nach links umgebogen, so dass die linke Körperseite in der Vorderregion etwas ausgehöhlt
erscheint. Mundöffnung (o) im vorderen Körperviertel auf der Ventralfläche gelegen.
Der ganze Körper ist von ziemlich langen und dünnen Cilien gleichmässig bedeckt. Dieselben sind
in Längsreihen angeordnet und stehen auf kleinen Papillen eingepflanzt, welche in ihrer Gesammtheit den
Anschein der Längsstreifung bedingen. Diese Cilienpapillen sind besonders deutlich auf optischen Durchschnitten
(Fig. 37 und 38) zu sehen und verleihen dem Körperrande ein gekerbtes Aussehen. Die Körperstreifen
verlaufen meridional vom hinteren zum vorderen Körperpole; auf der Ventralffäche ziehen sie um
den Mund, biegen sich gegen einander und stossen paarweise winklig zusammen. Auf diese Weise erscheint
das vordere, vor der Mundöffnung gelegene Körperen de winklig gestreift, wobei die Linie der Zusammen-
stossungspunkte der Streifen etwas schief nach vorn und links äufsteigt. Die median gelegenen Streifen der
Ventralfläche biegen nicht um den Mund herum, sondern stossen auf den unteren Mundrand. Ausser den
Körpercilien ist bei N. elegans noch eine sog. adorale Zone (Fig. 34 und 35 äd. w) von stärkeren Wimpern
(sogenannten Cirren) vorhanden. Dieselben sind bedeutend grösser und stärker als die Cilien, nach der Basis
verdickt; so dass sie im optischen Querschnitte ellipsoidal erscheinen. Die Zone beginnt am vorderen Rande
des Mundes (Fig. 34 ad. w), biegt um seinen rechten und unteren Rand herum und zieht ein wenig schief nach
vorn und links. Sie setzt sich über die ganze linke Körperseite fort, begiebt sich auf die Dorsalfläche (Fig. 35
ad. w) und erreicht beinahe die rechte Körperseite. Diese Zone zieht in einer seichten Furche, welche besonders
deutlich am linken Körperrande zu sehen ist, an welcher Stelle die Ectoplasmaschicht auch etwas
dünner erscheint (Fig. 35).
Das Ec to p la sm a (Fig. 34, 35, 37 und 38 b) ist anscheinend homogen und ziemlich stark lichtbrechend.
Seine äusserste Grenze bildet eine zarte Pellicula (p). Zwischen dem Ectoplasma und dem körnig-
wabigen E n to p lasm a (en) bemerkt man noch eine dünne, fein radiäre Schicht von C o rtic a lp la sm a (cp),
welche ein schwächeres Lichtbrechungsvermögen als das Ectoplasma zeigt. Ihre Sonderung documentirt sich
noch darin, dass sie an den lebhaften Strömungen des Entoplasmas, welche bei diesem Infusor so schon zu
sehen sind und schon früher vielfach beobachtet wurde, keinen Antheil nimmt und ferner dass keine
Nahrungskörper in sie eintreten. Diesem Corticalplasma sind die Trich o cy sten (tr) eihgelagert, welche
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