Schliessnetz an trifft. Während der Nacht fischte ich sie übrigens auch Ende September an der Oberfläche.
Fast ebenso häufig ist S. .serratodentata, die von der Oberfläche an (während der Nacht Ende
September) bis zu 1300 Meter in allen Schliessnetzen beobachtet wurde. Dagegen scheint die gemeine
S. bipunctata Quoy u. Gaim. in der Tiefe zu fehlen und auf die oberflächlichen Schichten beschränkt zu
sein, da ich sie in keinem Schliessnetz vorfand. Auch noch im Januar bildeten die Sagitten einen
charakteristischen Bestandtheil der Tiefenfauna.
3. Tomopteriden. (Taf. III.)
Ausserordentlich charakteristisch für die grösseren Tiefen von 500 Metern an bis zu 1300 Meter
sind zwei Arten von Tomopteriden. Man findet sie regelmässig sowohl in dem Schliessnetz, als auch
in ansehnlicher Zahl in dem grossen Sch webnetz. Wenn sie auch leicht von einander zu unterscheiden
sind, so vermag ich sie doch nicht mit jenen Arten zu identificiren, welche bisher von der Oberfläche
beschrieben wurden.
Die kleinere Art, welche ich Tomopteris elegans (Taf. III. Fig. 4) nenne, erreicht eine Grösse
von nur 5—6 mm. Sie besitzt 13—14 ziemlich schlanke Parapodienpaare. Die mittleren stehen senkrecht
vom Körper ab, die vorderen sind gegen den Kopf geneigt, während die hinteren allmählich an Grösse
abnehmend gegen das Schwanzende convergiren. Ein stummelförmiger Schwanzanhang fehlt. Der Kopf
ist durch das Auftreten eines kleinen Fühlercirrenpaares (cl) ausgezeichnet, an dessen Ende eine feine
Borste sich inserirt. Die Kopffühler sind ansehnlich und breiter als der Basaltheil des zweiten grossen
Fühlercirrenpaares (e2). Letzteres erreicht zwei Drittel der Körperlänge; die Borste mit ihrer zelligen
Scheide (s) wird an ihrer Basis von mehreren fächerförmig ausstrahlenden Muskeln bewegt und an ihrer
vorderen (den Kopffühlern zugekehrten) Seite von einer ziemlich breiten Lamelle umsäumt. Die rückenständigen
Wimperepauletten (w), welche vielleicht als Geruchsorgane fungiren, sind lang oval ausgezogen.
Das Gehirn (g) ist oval oder stumpf dreieckig und entsendet zwei starke Nerven zu dem zweiten Fühler-
cirrenpaare, die vor der Borate verlaufen. Nach abwärts geht es in die breiten seitlich mit Ganglienzellen
belegten Commissuren über. Die Augen besitzen braunrothes Pigment und scheinen eine viertheilige
Linse aufzuweisen. Der kräftig muskulöse Pharynx (ph), welchen man bisweilen vorgestülpt
findet, mündet vor dem ersten Parapodium in den Darm ein. Bei manchen Exemplaren entsendet letzterer
(und zwar meist in der hinteren Körperhälfte) kurze, aber breite Divertikel in den Basaltheil der Parapodien.
Ein ventrales und ein dorsales Mesenterium halten ihn in der Leibeshöhle aufgespannt. Ueber
die Geschlechtsverhältnisse der in Rede stehenden Art werde ich im Zusammenhang mit jenen der
grösseren Tomopteris eingehender berichten; nur so viel sei erwähnt, dass unter den 11 von mir gefangenen
Exemplaren sich kein einziges Männchen befand.
Tomopteris degans unterscheidet sich von der durch V e jd o v s k y 1) aus der Adria beschriebenen
T. vitrina durch die Persistenz des ersten Fühlercirrenpaares und durch den Mangel eines wurniförmigen
Anhanges am Hinterleibe. Ausserdem sind die Kopffühler breiter und die Parapodien schlanker als bei
der adriatischen Form. Von T. Kefersteinii, welche von G r e e f f 2) an den Canaren entdeckt und neuer-
*) F. V e j d o v s k y , Beiträge zur Kenntniss der Tomopteriden. Zeitschr. f. wissenscli. Zool. Bd. 31. p. 81. Taf. 6 u. 7.
*) R. G r e e f f , Ueber pelagische Anneliden von der Küste der Canarischen Inseln. Zeitschr. f. wissensch. Zool.
Bd, 32. p. 276. Taf. 16-
dines durch V i g u i e r 1) in der Bai von Algier beobachtet wurde, unterscheidet sie sich bei gleicher
Grösse durch die schlanken, langen und in geringerer Zahl auftretenden Parapodien.
T. degans ist seltener als die grössere Art; in dem Schliessnetz fand sich je ein Exemplar aus
600 Meter und aus 1300 Meter.
Unter den Anneliden ist keine Form für die Tiefsee so charakteristisch und typisch wie die zweite
grössere Art von Tomopteris. Ich würde dieselbe gern mit der T. scolopendra, welche K e f e r s t e in 2)
von Messina beschrieb, identificiren, wenn nicht einige seiner Angaben dem entgegenständen. Jedenfalls-
ist die grosse und ausgezeichnete Tomopteris euchaeta (Fig. 1), wie ich die in Rede stehende Art benenne,
der T. scolopendra nahe verwandt. Die vollkommen durchsichtigen Thiere fallen in den Gefässen sofort
durch ihre lebhaft schlängelnden und raschen Bewegungen auf und das umsomehr, als die -grösseren
Exemplare die ansehnliche Länge von 30 mm erreichen. Die stattlichen Fühlerborsten sind stets länger
als der Körper; gelegentlich übertreffen sie ihn um das Doppelte, bei jüngeren Exemplaren sogar um
das Dreifache. In der Ruhe stehen sie horizontal ab, bei der Schwimmbewegung schleifen sie wie Fangfäden
nach. Trotz der Grösse der Thiere ist die Zahl der als Ruder fungirenden Parapodien eine
beschränkte, insofern auch die längsten Exemplare nicht mehr als 15 Paare aufwiesen. Dagegen ist eine
ungefähr gleiche Zahl von rudimentären Fussstummeln an dem wurmförmigen Anhang ausgebildet, den
T. euchaeta mit T. scolopendra, vitrina und der nordischen onisciformis gemein hat. Da dieser Anhang
entsprechend der Grösse der Thiere sich verlängert (er erreicht eine Länge von 10 mm), da weiterhin
die Zahl der rudimentären Parapodien sich vermehrt und ungefähr jener der vorderen ausgebildeten
Flossen gleich kommt, so stimme ich K e f e r s t e in bei, wenn er die erwähnten Tomopteriden als Anneliden
betrachtet, bei denen der vordere und hintere Körper verschieden gebildet ist (p. 366). Ein 30 mm
messendes Exemplar von T. euchaeta besitzt z. B. 15 ausgebildete und 14 rudimentäre Paare von Fussstummeln.
V e jd o v s k y spricht sich freilich gegen eine solche Auffassung aus und nimmt an, dass die
rudimentären Paare als gleichwerthig mit den vorderen zu erachten seien (p. 94), Das würde jedoch
nur dann Geltung haben, wenn eine allmähliche Entwicklung der rudimentären Fussstummel zu ausgebildeten
erfolge. Da in solchem Falle eine Abnahme, nicht aber eine Zunahme der rudimentären
Paare mit dem Alter zu erwarten wäre, so dürfen wir das hintere Körperdrittel, ohne eine Homologie
der vorderen und hinteren Parapodien in Abrede zu stellen, als different gebildet in Anspruch nehmen.
Die vorderen Parapodien sind relativ kurz und plump und dabei gelegentlich an ihrer Basis derart
aufgedunsen, dass sie sich nahezu berühren.
Der Kopf ist durch die relativ schlanken und mit dem Basaltheil der grossen Fühlercirren gleich
langen Kopffühler charakterisirt. Dagegen fehlt dem entwickelten Thiere das kleine erste Fühlercirrenpaar.
Ob es in der Jugend vorhanden .jst, vermag ich nicht zu entscheiden; das kleinste Exemplar mit
6 Parapodienpaaren von nur 2 mm Länge liess dieselben nicht erkennen. In dieser Hinsicht dürfte sich
T. euchaeta wesentlich von T. scolopendra unterscheiden, bei der nach K e f e r s t e in (p. 362) die kleinen
Fühlercirren auch am ausgebildeten Thier persistiren.
i) C a m i l l e V i g u i e r , Animaux inférieures de la Baie d’Alger, Arch. Zool. Expér. de Lacaze-Duthiers 1886. 2. Sér.
Bd. 4. p. 412. Taf. 25.
Es ist möglich, dass die von V i g u i e r auf T. K eferste in ii bezogene Art zu T. elegans gehört.
s) W. K e f e r s t e i n , Einige Bemerkungen über Tomopteris. Arch. f. Anat. u. Physiologie. 1861. p. 360. Taf. 9.
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