hellen Einbuchtungen sichtbar. Der ersten Reihe folgt bald eine zweite, dann eine dritte und so fort,
bis endlich deren fünf bis sechs übereinander liegen. Jeder der halbkugelförmigen, hellen Räume enthält
einen kleinen, an den Kanten abgerundeten Konus von trübkörniger Beschaffenheit (s. Tafel 2,
Fig. 2. ha). Die kleinen, zweifellos durch Abscheidung des Rüsselsyncyti'um gebildeten Zäpfchen ergeben
sich als die Anlage der definitiven Haken, und zwar entsprechen sie jenem Zentralstücke, das von
den beiden Wurzelästen und dem Dornfortsatzo eingeschlossen wird. Sobald sich die Häkchen etwas ver-
grössert haben, beginnt die Abplattung des Rüsselzapfens rasch zuzunehmen. Seine scharfe Begrenzung
gegen das Subcuticularplasma wird immer hinfälliger, bis endlich beide Syncytien mit einander zu einer einheitlichen
Masse verschmelzen. Eine kurze Zeit hindurch lassen sich die sechs Kerne der Rüsselanlage noch
deutlich von dem Plasma der peripherischen Zone unterscheiden, schliesslich fallen aber auch sie der
Resorption anheim (s. Tafel 2, Fig. 3).
Infolge des rapiden Breitenwachsthums hat sich die anfänglich kalottenförmig eingesenkte hintere
Begrenzungsfläche der Rüsselanlage zu einer Ebene abgeflacht, der nun die Häkchen in enggewundenei
Spirale aufsitzen. Die weiteren Umgestaltungen, welche die Rüsselanlage erfährt, werden hervorgernfen
durch das Auftreten muskulöser Zellen — die sich in die Fasermasse des Retractor proboscidis verwandeln
— zwischen dem Ganglienhaufen und der das Zentrum der Rüsselebene einnehmenden eigenartigen
Ringplatte. Ihre Anwesenheit äussert sich zunächst in einer Aufbauchung der Rüsselanlage, die anfangs zwar
noch unbedeutend ist, späterhin aber infolge des raschen Wachstums der eingeschobenen Muskeln in
einen halbkuglig abgerundeten cylindrischen Zapfen auswächst (s. Tafel 2, Fig. 3 und Fig. 1).
Gleichzeitig mit der Umformung des Rüssels hat aber auch die Entwickelung der Häkchen weitere
Fortschritte gemacht. Der kleine Konus, in dem wir oben die Anlage des definitiven Haftapparates
kennen lernten, ist nicht nur beträchtlich gewachsen, sondern hat sich auch an seinem nach aussen
gewandten Ende in ein dornförmiges Zäpfchen ausgezogen, das augenscheinlicher Weise den späteren
Hakenfortsatz zu liefern bestimmt ist. (s. Tafel 2, Fig. 1, h). Die beiden Wurzeläste'sind im Vergleiche
zum Dorn in der Ausbildung sehr zurückgeblieben und nur als zwei kleine, buckelförmige Erhebungen
an der Basis nachweisbar. Die Vergrösserung schreitet von jetzt ab in allen Teilen gleichmässig voi-
wärts, und zwar solange, bis die Dornfortsätze die neugebildete Cuticula berühren1).
Dem ausgewachsenen Haken lässt sich hinsichtlich der äusseren Form eine unverkennbare Aehn-
lichkeit mit dem definitiven Haftorgane nicht absprechen, ohne dass jedoch beiderlei Gebilde mit einander
identifizirt werden könnten. Jene jungen Rüsselhaken, deren Bildung wir eben beim Riesenkratzer
verfolgt hab(en, entsprechen lediglich der innersten der Hakenschichten, welche beim erwachsenen
Individuum von einer weichen, körnigen Masse repräsentirt ist. Die äussere, chitinartige Substanz, die
als fester, elastischer Mantel , die Inhaltsmasse allseitig umhüllt, entsteht erst in einer viel späteren Lebensperiode
und zwar als Abscheidungsprodukt der subcuticularen Cylinderzellen.
Wie schon erwähnt, hat die Darstellung, die ich voranstehend gegeben habe, zunächst nur für
Echinorhynchus gigas volle Geltung. Wenngleich auch bei den beiden anderen in das Bereich meiner
i) Eine Vergleichung der auf Tafel 2, Fig. 1. gegebenen Abbildung mit einem der Endglieder der letzten Rüsselhakenreihe,
bei denen der hintere Wurzelast nur -rudimentär vorhanden (vgl. Tafel G, Fig. 9), belehrt uns, dass wir m
letzterem einen auf einer früheren Entwickelungsstnfe stehen gebliebenen Haken vor uns haben.
Untersuchungen gezogenen Spezies Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca die \ orgänge
der eigentlichen Rüsselbildung in allen wesentlichen Punkten mit den geschilderten Verhältnissen übereinstimmen,
so zeigt doch im Einzelnen die Entwickelung des Hakenapparates bei den letztgenannten Arten
mancherlei Eigenthümlichkeiten. Hinsichtlich der ersten Bildungsvorgänge ist für Echinorhynchus angustatus
und Echinorhjnchus haeruca nichts wesentlich Neues der gegebenen Darstellung hinzuzufügen. Auch hier
repräsentirt die Rüsselanlage eine mehr oder minder kugelige, vom Subcuticularsyncytium scharf abgegrenzte
Plasmamasse, in der man ausser einer überreichen Anzahl feiner Körnchen noch einige bläschenförmige
Kerne unterscheiden kann. Hiermit hört aber zunächst die Uebereinstimmung der drei Arten
auf. Statt seine frühere ellipsoidförmige Gestalt mit der eines kurzen, gedrungenen Konus zu vertauschen,
zieht sich bei Echinorhynchus angustatus und Echinorhynchus haeruca — wie das schon L e u c k a r t beschreibt
— die Rüsselanlage frühzeitig in einen cylindrischen Zapfen von sehr ansehnlicher Länge
aus. In seinem Grunde, also in jenem Teile, welcher den Ganglienhaufen berührt, wird man ohne
Schwierigkeit die kugelförmigen Rüsselkerne auffinden, und zwar bei Echinorhynchus angustatus deren
zehn, bei Echinorhynchus haeruca aber nur acht (s. Tafel 2, Fig. 4, rzne). In unmittelbarer Nähe dieser
Kerngebilde sehen wir die ersten Häkchen aus der Wandung des Rüsselzapfens hervorsprossen. Die
Hakenentwicklung wird eingeleitet durch die Bildung zweier Reihen halbkugliger Einbuchtungen, die
der peripherischen Zone des Syncytiums angehören, jedoch weit weniger scharf gegen das umliegende
Plasma abgegrenzt sind, als dies bei den gleichnamigen Gebilden des Echinorhynchus gigas der Fall war.
In jedem der hellen Räume ruht ein kleines rundliches Zäpfchen aus trübkörniger Substanz, das ver-
hältnissmässig nicht nur schnell an Grösse zunimmt, sondern sich schon frühzeitig in den typisch geformten,
nach vorn gebogenen Dornfortsatz auszieht (s. Tafel 2, Fig. 4, ha.). Zwischen den beiden
so entstandenen Hakenreihen scheidet das Rüsselsyncytium eine anfänglich weiche, doch bald zu einer
derben Membran erhärtende Sarkolemmamasse -ab, welche die kleinen Basalstücke der Häkchen in sich aufnimmt
und so eine solide Befestigung der Haftorgane bewirkt.
Während die oben geschilderten Bildungsvorgänge sich abspielen, gleitet allmählich der gesammte
Hakengürtel über die cylindrische Oberfläche des Rüsselzapfens hinaus nach vorn. Kaum aber haben die
Häkchen ihre Bildungsstätte verlassen, so sehen wir an der nämlichen Stelle, wrelcher der erste Dornenkranz
seine Entstehung verdankt, eine dritte" ReiBzäpfchen hervorknospen1). Auch sie werden durch Sarkolemma
mit dem fertigen Rüsselstücke verbunden und beginnen vereint mit diesem dem vorderen Körperpole
zuzuwandern. Durch das Auftreten neuer Reihen verbreitert sich der Hakengürtel immer mehr und mehr,
bis er endlich den gesammten Rüsselzapfen mantelartig umhüllt.
Um diese Zeit beginnen die grossen Rüsselretraktoren (s. Tafel 2, Fig. 4, Rp), die seither als
Längsfasern den jungen Rüssel auf seiner Aussenfläche bekleideten (s. Tafel 2, Fig. 4, RpO? zwischen
das Ganglion und die vom Nerv durchbohrte Muskelplatte (s. Tafel 2, Fig. 4, mp) sich einzudrängen.
Ihr Wachsthum macht sich sehr bald durch ein Vorschieben der gesammten Rüsselanlage bemerkbar.
Da aber der Hakenapparat mit seinem vorderen Rande den Zellen des Hautmuskelschlauches fest verbunden,
also keiner Ortsveränderung fähig ist, so muss das Vordrängen des Zapfens eine Umstülpung
i) Die von L e u c k a r t beschriebenen, die innere Fläche des scheinbar eingestülpten Rüssels auskleidenden
„scharf gezeich neten Hakenzellon“ sind zweifellos mit den Hakenzäpfchen identisch,. Vergl. d. geschichtlichen Ueberbliek.