der vordersten Hakenreihen zur Folge haben. Da nun weiter das Wachsthum der Retraktoren und somit
auch das Vorrücken des Rüsselzapfens mit der Verlängerung des Hakenapparates gleichen Schritt hält,
so wird das Auftreten jedes neuen Hakenkranzes die Entfaltung einer Hakenquerreihe mit sich bringen.
Der eben geschilderte Prozess wiederholt sich verhältnissmässig sein* schnell, sodass wir schon nach kurzer
Frist den Rüssel als konischen oder cylinderförmigen Zapfen von sehr ansehnlicher Länge frei nach
aussen hervorragen sehen.
Das dem Syncytium aufliegende Rüsselsegment ist hinsichtlich seiner Gestalt vom Längswachsthum
der Retraktoren nicht beeinflusst worden und findet sich nach wie vor als becherförmige Einsenkung
am äussersten Rüsselende.
Hat das umgeschlagene Rüsselstück nahezu die doppelte Länge des Zapfens erreicht, so fällt
letzterer seinem Untergange anheim. Die dendritischen Figuren im Innern des Syncytium verschwinden,
die Kerne werden immer undeutlicher, ihr Plasma gewinnt ein körnigtrübes Aussehen, und jene scharfen
Konturen, welche sie seither von dem sie umgebenden Protoplasma abgrenzten, werden hinfällig und
gehen endlich vollständig verloren. Natürlicherweise findet mit dem Verschwinden des Rüsselzapfens
auch die Hakenbildung ihren Abschluss. Die Rüsseltasche schliesst sich an ihrem hinteren Ende und
wird, da sie keiner Verlängerung fähig ist, durch die wachsenden Retraktoren zur Entfaltung gebracht.
Das plötzliche Hervorsprossen des Rüssels hat hauptsächlich dazu beigetragen, das Subcuticular-
syncytium, das ohnehin in seiner Massenentwickelung sehr zurückgeblieben, auf einen verhältnissmäsig nur
dünnen Ueberzug1) zu reduziren.
Die Haken, deren Wachsthum inzwischen beträchtliche Fortschritte gemacht hat, durchsetzen jetzt
die Rüsselsubcuticula in ihrer ganzen Dicke und berühren mit ihrem Dornfortsatze die das gesammte
Fixationsorgan überkleidende Cuticula. Obwohl sie schon die für die definitiven Haftorgane charakteristische
Form angenommen haben, so können wir sie doch nicht mit letzteren identifizieren. Auf dieser
Entwickelungsstufe fehlt ihnen nämlich noch vollständig jene äussere, chitinartige Masse, der bekanntlich
der Wurmhaken seine grosse Festigkeit und Elastizität verdankt. Der Bildung dieser chitinigen Mantelschicht
geht eine Umwandlung des Subcuticularsyncytium in eine zellige Hypodermis voraus.
Solange der Rüssel noch taschenförmig nach innen umgestülpt ist, behält die Subcuticula ihren
früheren Bau bei, d. h. sie besteht aus einer von grossen, bläschenförmigen Kernen durchsetzten feinkörnigen
Protoplasmamasse. Sobald aber das Haftorgan sich vollständig entfaltet hat und als ansehnlich
langer Zapfen frei nach aussen hervorschaut, findet im Subcuticularsyncytium eine rege Vermehrung der
Kerne statt. Eingeleitet wird selbige durch das Auftreten zahlreicher bald grösserer, bald kleinerer und
meist eckiger Chromatinhaufen von spongiöser Natur, welche durch ein sehr engmaschiges, blasses Fadennetzwerk
mit einander in Verbindung stehen. Im Laufe der weiteren Veränderungen hat der Kern
nicht nur sehr bedeutend an Grösse zugenommen (40—45 fi), sondern hat auch seine ursprüngliche
Kugelfonn mit einer mehr amöboiden vertauscht (s. Tafel 9, Fig., 67 u. Tafel 5 Fig. 22 sctnc). An
den verschiedensten Stellen seiner Peripherie sehen wir ihn stumpfe, pseudopodienähnliche Ausläufei
treiben, die im Leben sich langsam strecken und wieder verkürzen können. Anfangs sind diese
*) Bei einer Rtissellänge von 0,5 mm misst die Subcuticula nur 0,02 mm (Echinorhynchus anguslatus). Im Leibe
erreicht die gleichnamige Schicht eine Dicke von 0,035 bis 0,04 mm.
Lappen meist flach, sodass die Kernoberfläche nur unregelmässig gekerbt erscheint. Allmählich aber werden
die Fortsätze länger und länger, während die Einkerbungen immer tiefer in das Kerninnere hineingreifen,
sodass schliesslich das ganze Kerngebilde das Aussehen eines höchst unregelmässig gelappten oder
zerfetzten Blattes gewinnt (s. Tafel 9. Fig. 66, 65). Um diese Zeit nun beginnen die Nuclei durch
Sprossung sich zu vermehren. Die eckigen spongiösen Chromatinhäufchen wandeln sich in schlanke,
gerade oder gekrümmte Stäbchen um und ordnen sich so, dass in einem jeden der pseudopodienartigen
Ausläufer ein kleines Bündel zu liegen kommt (s. Tafel 9, Fig. 66]^ Diese Chromatinstäbchen wachsen dann
sehr rasch in die Länge, und zwar scheint die Verlängerung fast ausschliesslich auf Kosten des Mittelstückes
zu geschehen. Je weiter nämlich die keilförmig zugeschärften Endstücke auseinander lüclcen,
um so dünner wird der sie verbindende Ghroniatinfaden (s. Tafel 9, Fig. 65.). Inzwischen hat aber
auch das Kernplasma eine Umwandlung erfahren. In der Mitte der Fadenbündel tritt jetzt eine dunkele,
fein granulirte Zone deutlich hervor. Gleichzeitig jgewahrt man an der Peripherie des Kernes eine ringförmige
Einkerbung, die bald tiefer und tiefer in das Kerninnere einschneidet und schliesslich einen Zerfall
des Kernes in zwei sehr ungleiche Teilstücke herbeiführt. Die zugespitzten Chromatinfäden des
Tochterkerners verschmelzen mit einander und bilden dann einen grossen, eckigen Chromatinballen, der
gewöhnlich in der Nähe des Kemrandes gefunden wird.
Die eben geschilderte, höchst eigentümliche Art der Kernvermehrung bildet gewissermaassen den
Uebergang von der direkten zur indirekten Kerntkeilung. Mit ersterer hat sie das vollständige Fehlen
der achromatischen Figur gemein. Dagegen lässt sich nicht ableugnen, dass die Theilung der chromatischen
Elemente sich in ganz analoger Weise vollzieht, wie dies z. B. in den letzten Theilungsstadien
der Spermatozoenentwickelung (durch indirekte Kernteilung) der Fall ist. Ich werde bei Besprechung
der letzteren nochmals auf diesen Punkt zurückkommen.
Da nun der Theilungsprocess in gleicher Weise an den übrigen Pseudopodien des Mutterkernes,
und späterhin auch an den .Tochterkernen sich wiederholt, so wird es nicht Wunder nehmen, wenn
wir schon nach verhältnissmässig kurzer Frist eine überraschend grosse Anzahl von eirunden Nuclei antreffen.
Abgesehen, von ihrem geringeren Durchmesser (9—15 ¡u) gleichen dieselben vollständig den ursprünglichen
Syncytialkernen. Sie bilden trübkörnige und scharf konturirte Plasmakugeln, in denen man
einen grösseren, spongiösen Nucleolus und ein sehr blasses, engmaschiges Fadenflechtwerk, in dessen
Substanz hier und da einige kleine Chromatinhäufchen eingebettet sind, erkennen kann. Anfangs
liegen die Kerne regellos im Syneytialplasma zerstreut; späterhin aber ordnen sie sich zu einer einfachen
Schicht. Gleichzeitig gewahrt man zwischen den einzelnen Kernen dunklere, fein granulirte, zur Körperoberfläche
senkrecht gestellte Plasmastreifen, welche sich allmählich zu dünnen Membranen — Zellgrenzen
— verdichten (s. Tafel 5, Fig. 21, setz).
An Stelle jenes grossblasigen Syncytiums, das wir so lange Zeit hindurch den Leib der Larve
einhüllen sahen, finden wir jetzt eine einfache Schicht schöner, hoher Cylinderzellen, welche aussen
von der Cuticula zusammengehalten, innen aber vermittelst des Sarkolemmas mit den Muskelzellen
verbunden werden.
Kurz nach vollendeter Ausbildung scheiden die Cylinderzellen eine Reihe Substanzen aus, welche
zwischen Hypodermis und Cuticula sich anhäufen und das Fibrillengewebe der Filzfaserschicht aus sich
hervorgehen lassen. Zunächst ist es ein nur dünnes Häutchen, welches der sekretorischen Thätigkeit der