Anpassung an die Leistungen des Integuments verzögert und dieses überhaupt weniger reich entwickelt wird-
Im ersten Falle wird oft nur e in e Tochterknospe den Zweig fortführen, während im ändern, bei fungosa7,
die Mutterknospe zur Erzeugung mehrerer Töchter fähig bleibt.
Dem entspricht, dass wir im Bereich der mit A und B bezeichneten beiden Endglieder' der auF
Taf. III, Fig. 43—45 abgebildeten Zweige von Fredericdla, Fl. repens und fungosa bei der ersten Form
im Ganzen 7, bei der zweiten 10, bei fungosa 15 deutliche Knospenanlagen erkennen können, und dass dabei
gleichzeitig eine zunehmende Verkürzung der Cystide beobachtet wird. Die Cystide verkürzen sich also
augenscheinlich im umgekehrten Verhältnis zur wachsenden Zahl der Knospen. — *
x Nach diesen Andeutungen wird es nicht schwer fallen, an der Hand der auf Taf. I—III gegebenen
Figuren für Fredericella, Fl. repens und fruticosa, sowie andererseits für Fl. fungosa und emarginata
die entsprechende Formel aufzustellen und sich über die feineren Unterschiede, welche an verwandten.
Typen zur Geltung kommen, Klarheit zu verschaffen. Wir wollen daher in unserer Darstellung darüber
hinwegsehen und gleich noch auf ein neues Moment hinweisen, welches für den Gesamtbau der Kolonien
von wesentlicher Bedeutung ist: Es ist das die Consistenz der C u tic u la . Wo diese zu einer festen
Masse erstarrt, vermag sie den Zweigen des Stockes einen Halt zu verleihen, der dieselben zu einem
selbständigen Auftreten und zu freier Entwickelung befähigt. Wo sie dagegen dünn und geschmeidigerscheint,
da ist die Kolonie nothwendig an die Unterlage gebunden, sie kann keine emporstrebenden
Aeste produciren. Man findet zuweilen Formen von PI. repens, welche eine derartige, zarte, durchsichtige*
Cuticula zur Schau tragen. Es liegt aber augenscheinlich im Interesse einer Kolonie, die ihres wirksamsten
Schutzmittels beraubt ist, für äussere Angriffe eine möglichst geringe Fläche zu bieten, und nur
da, wo die Cystide an und für sich schon weniger typisch entwickelt sind, wird eine Degeneration des-
Chitinpanzers sich erhalten und zur Begründung einer neuen Form führen können. Es ist also ganz-
natürlich, wenn diejenige Art, bei der diese Erscheinung zuerst permanent geworden, dem fungoiden
Typus sich anreiht und wir PI. vesicularis geradezu als eine fungosa mit hyaliner Cuticula definiren können:
Denn der Wegfall der festen Hülle bedingte nothwendig sowohl den Wegfall aufstrebender Zweige als-
die noch stärkere Zusammenziehung der Cystide, während alle übrigen Merkmale der Grundform auch
in der Modifiation erhalten blieben. Auch PI. vesicularis gestaltet sich zu dichten-, das Podium verdeckenden
Massen, welche bei gleicher Ausdehnung über die Fläche nur nicht die Mächtigkeit der Stöcke* .
von Alcyonella gewinnen.
Im weitern Verlauf der auf diese Weise beschrittenen Bahn treten uns Lophopus crystallinus und.
Pectinatella magnifica entgegen.
Die stärkste Zusammenziehung der Röhren und gleichzeitig die aberranteste Gestaltung, welche-
der Bryozoentypus überhaupt erfahren hat, treffen wir in Cristatella mucedo Cuv., deren Betrachtung uns-
nunmehr beschäftigen wird.
Was diese Form auf den ersten Blick vor allen verwandten auszeichnet, ist der Umstand, dass-
sie gänzlich der äusseren Gliederung entbehrt. Nirgends bemerken wir, dass einzelne Zweige sich aus-
dem Verbände des Ganzen abheben und selbständig ihren eigenen Weg gehen. Dennoch haben wir, als-
es sieh um die Beobachtung der Knospenentwickelung handelte, im Wesentlichen nur die gleichen Verhältnisse
aufzudecken vermocht wie bei Plumatetta. Wir sahen, dass auch bei Cristatella die Primärknospe
in bekannter Weise einen Tochterspross B erzeugte, und dass diesem ein zweiter, mitunter sogar noch
mehrere (Bv—B“) folgten. Jede Knospe sorgte mit einem Theil ihres Materials zugleich auch für eine
entsprechende Neubildung der Leibeswand. Ein Unterschied trat hervor, wenn man die gegenseitige
Stellung der Individuen in Betracht zog. Unter den Tochterknospen “nahm stets nur die jüngste in der
Medianebne der Mutter Platz, die übrigen wandten sich nach rechts oder links zur Seite. Obwohl dieser
Vorgang auch bei den Plumatellen seine Analogie fand, vollzog er sich hier doch nie mit derselben Entschiedenheit,
und die Knospen folgten einander wenigstens ungefähr in der gleichen Richtung. So liegen die
Polypide A B C der Fig. 44, Taf. III, nahezu in einer Ebne mit B' C' und D', während der Schnitt
Fig. 46, welcher die Polypide A und B' einer Cristatella median getroffen hat, die Thiere B und C ganz
unberührt liess. In Folge dessen treten die Knospen B'—B“, welche bei Plumatella h in t e r ihre ältere
Schwester B zu stehen kommen, bei Cristatella n e b e n oder gar v o r dieselbe, weil hier den embryonalen
Zellen der Mutter der freieste Spielraum geboten war. Mehr als dies aber fällt bei der Vergleichung
auf, dass Cristatella ganz und gar der deutlich abgesetzten Cystide entbehrt. Nur die Duplicaturen der
Einzelthiere (d) erheben sich in Gestalt seichter Wälle über die gleichförmige Fläche der obern Decke,
alles Uebrige ist in dieselbe unter völligem Schwinden bestimmter Grenzen einbezogen und aufgegangen.
Der Cuticularpanzer ist gänzlich in Wegfall gekommen, und das Bedürfnis nach Verkleinerung der
Angriffsfläche hat zur grösstmöglichen Zusammenziehung der Cystide geführt. Von diesem Gesichtspunkt
aus ist auch die eigentümliche Anordnung der Einzelthiere verständlich, deren Verteilung im Stock
sich annähernd nach dem Princip der Bienenwabe geregelt hat.
Immerhin ist damit noch keine genügende Auskunft über den Verbleib der Cystide gegeben, die
nicht allein in die obere Decke der Kolonie aufgelöst sein können. Ein Theil von ihnen, am wahrscheinlichsten
der, welcher auch bei Plumatella dem Podium anliegt, muss der Sohle homolog sein, die sich
ebenfalls aus Zellen aufbaut, welche fortgesetzt in der Knospenregion erzeugt werden. Vergegenwärtigen
wir uns ferner, dass die Individuen A B C der Fig. 46 den gleichnamigen der Figg. 43—45, also dem
Endstück.eines einzelnen Zweiges entsprechen, so ergiebt sich der Schluss, dass die lateralen Partien
des letzteren bei Cristatella entweder gänzlich geschwunden oder tiefgreifender Umwandlung anheimgefallen
sind.
Betrachten wir eine Kolonie von oben her, etwa so, wie sie in Fig. 57, Taf. IV, dargestellt ist,
so zeigt sich, dass sie im Innern von zahlreichen, senkrecht gestellten Scheidewänden (s) durchlaufen
wird, welche sich seitlich zwischen den Polypiden hindurchschlängeln und im Allgemeinen vom Centrum
des Stockes radial nach der Peripherie ausstrahlen. In Fig. 46, Taf. III, sieht man bei s eine solche
Scheidewand von der Fläche. Sie verbindet in Form einer dünnen Lamelle die obere Decke der Kolonie
mit der Sohle und is t, wie Verworn angegeben, ein rein mesodermales Gebilde, eine Duplicatur des
Leibeshöhlenepithels und der anliegenden Muskelschicht. Beide Constituenten erscheinen als directe Fortsetzung
der entsprechenden Theile des Integuments. Das Ectoderm nimmt an der Bildung der Septen
keinen Antheil und zeigt nur da, wo sie entspringen, zuweilen eine ganz leichte, rinnenartige Faltung.
Von den Muskeln gelangen die innem, welche den Längsfasem der verwandten Formen homolog sind,
bei den gestreckten Kolonien von Cristatella aber als Quermuskeln erscheinen, zu überwiegender Ausbildung.
Sie verlaufen in den Septen nahezu senkrecht. Die äussern Ringmuskeln der Kolonie treten
in den Septen als Horizontalfasern auf, sind jedoch nur in der Nähe der Wandungen häufig, in der Mitte
verschwinden sie fast gänzlich.