Nach van B en e d e n 1) trägt der im Eie bewegliche Embryo des Echinorhynchus strumosus
sechs Haken von verschiedener Grösse.' Zwei von ihnen tibertreffen die übrigen sowohl durch ihre
Länge, als durch ihre weit kräftigere Ausbildung. Unter diesem Stachelbesatze fand sich ein Bulbus,
der stark an das Rostellum der Cestoïden erinnerte.
Schon im daraufolgenden Jahre konnte L e u c k a r t 2) auf Grund seiner entwickelungsgeschichtlichen
Studien an den in der Leibeshöhle des Gammarus pu lex parasitirenden Larven von Echinorhynchus
proteus die irrthümlichen Ansichten W a g e n e r’s, der bekanntlich behauptete, schon am Embryo die
wesentlichsten Organisationsverhältnisse des ausgebildeten Thieres erkennen zu können, erfolgreich bekämpfen
und die höchst überraschende Thatsache konstatiren, dass es einer langen Reihe tiefgreifender
Umwandlungen bedürfe, um den Embryo in den definitiven Zustand überzuführen.
Nach P a g e n s t e c h e r 3) haben die reifen Eier des Echinorhynchus proteus eine vierfache Hülle-
Die innerste und die äusserste sind einfache, elastische, structurlose Schalen. Die zweite ist spindelförmig,'
viel länger als die innerste. Ihre beiden ausgezogenen Enden sind kolbig eingeengt und mit
einem langen Fadenanhange versehen. Die dritte Hülle ist eine gallertartige oder eiweissige,
durchsichtige Schicht, welche die Fäden in der Aufrollung um die mittlere Schale erhält. Bei starker
Vergrösserung konnte P a gen S te c h e r hinter dem sogenannten Embryonalkerne eine Art Caudal-
blase erkennen.
C o b b o ld 4) fand bei den Eiern des Echinorhynclvus antlmris eine feinkörnige Masse, die sich,
zwischen die Eihaut und die äussere Hülle einschiebt. Wenngleich a u ch-Cobbold diese feinkörnige
Substanz nicht direct als den Dotter bezeichnet, so nimmt er doch wenigstens an, dass sie sich von
letzterem abgelöst habe und als Reservenahrungsmaterial funktionire.
Ch. L e s p è s 5) sucht durch eine Reihe von Beobachtungen', an den Embryonen des Echinorhynchus
clavaeceps die Richtigkeit der W ag en e r ’sehen Angaben zu beweisen. .Auch bei dieser vollkommen
hakenlosen Art sollen sich ein durch eine deutlich konturirte Membran begrenzter Magensack
und ein etwas schräg gestelltes Mundrohr auffinden lassen.
Das Verdienst, die Entwickelungsgeschichte des Embryonalkörpers bis zu den frühesten Anfängen
verfolgt zu haben, gebührt unstreitig R. L e u c k a r t.6) Die Resultate seiner äusserst bedeutungsvollen
Experimentaluntersuchungen, die er theils in dem Leipziger Dekanatsprogramme vom Jahre 1873, theils
aber in der im Jahre 1876 erschienenen letzten Lieferung seines grossen, zweibändigen Parasiten Werkes
niederlegte, sind kurz folgende: Der aus seinen Hüllen ausgeschlüpfte Embryo hat die Gestalt eines
dès Sciences. Bd. 2. 1861, pg. 286.
*) Mémoire sur les vers intestinaux. Supplément aux Comptes rendus hebdomadaires des Séances de l’Académie
*) Helminthologische Experimentaluntei'suchungen. Nachrichten von der G. A. Universität zu Göttingen*.
1862. No. 22, pg. 434—439.
») Zur Anatomie des Echinorhynchus proteus. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 13 Bd. 1863, pg. 418-419,.
Tafel 23, Fig. 15—21.
4) Entozoa: An introduction to the study of helminthology with reference, more particularly, to the internal parasites
of man. 1864. pag. 100.
6) Sur quelques points de l'organisation des Échinorhynijoes. Extrait de la Revue des Sociétés Savantes; 1864.
pg. 370 ff. Journal de l’Anatomie et de la Physiologie, M. C h a r le s R o b in , 1864 pg. 683—686.
8) De statu et embryonali et larvali Echinorhynchorum eorumque metamorphosi, 1873. pg. 6—19, 29..
Die menschlichen Parasiten. 2. Bd. 1876. pg. 805—812,
schlanken Kegels, dessen vorderes Ende schräg nach der Baüchfläche zu abgestuzt ist. Die so gebildete
Scheitelfläche trägt den bilateral entwickelten Stachelapparat, der jederseits aus 5 oder 6 stilet-
förmigen Borsten besteht. Zwischen beiden Hälften des Hakenapparates ziehen zwei dünne Leisten,
die blosse Verdickungen der Cuticula sind. hin. Die ganze Scheitelfläche kann mit den darauf befindlichen
Leisten und Haken tutenförmig nach innen eingezogen werden, und zwar mit Hülfe zweier
zarter Muskelfasern, die in diagonaler Richtung nach hinten laufen und sich in einiger Entfernung vom
Vorderrande an der Chitinbedeckung des Rückens befestigen. Zwischen die Stachelscheibe, und den
embryonalen Körnerhaufen schiebt sich ein elastisches Polster ein, welches als Antagonist der Rückziehmuskeln
zu wirken hat und die nach Innen eingezogene Kopfscheibe wieder hervortreibt.
Ueber die Entstehungsweise der Embryonen macht L e u c k a r t die folgenden Angaben. Nach
der Befruchtung schwindet das Keimbläschen und der Dotter beginnt sich zu theilen. Die erste
Furchungsebene trennt den Dotter in zwei sehr ungleiche Hälften, von denen sich zunächst wieder
die grössere theilt. Der Dreitheilung folgt eine Vier- und Fünftheilung. Bis dahin verlaufen die
Furchungsebenen ziemlich senkrecht zur Längsachse. Später aber beginnen die einzelnen Dotterballen
auch durch Längstheilung zu zerfallen und zwar an dem einen Ende des Eies meist früher, als an dem
anderen. Die Zahl der Dotterballen ist allmählich gewachsen. Gleichzeitig hat auch die Grösse derselben
um ein Beträchtliches abgenommen. Nach Verlust der früher ebenen Begrenzungsflächen erweisen
sich dieselben jetzt als runde Protoplasmaballen, die immer mehr sich verkleinern und neben ihrem
Kerne nicht selten noch einige glänzende Körnchen in sich einschliessen. Die Zahl der körnchenhaltenden
Ballen steigt immer fort, je mehr die Dottertheilung fortschreitet. Sie häufen sieh namentlich
in der M itte des Embryonalkörpcrs an und liefern hier durch Zusammensckinelzen schliesslich den oben
erwähnten zentralen Körnerhaufen. In der Rindenschicht lassen sich die Ballen noch eine längere Zeit
hindurch unterscheiden, aber später beginnen auch hier die Grenzen zu schwinden, bis der frühere
Zellenbau nirgends mehr nachweisbar ist. Um diese Zeit erkennt man auch die ersten Spuren des
•embryonalen Hakenapparates. Wenn die Zahl der Dotterballem etwa ein Dutzend beträgt, wird
eine scharf gezeichnete, feste Hülle abgeschieden. Am deutlichsten ist sie an den Eipolen. .Die
nachfolgenden Veränderungen lassen keinen Zweifel, dass es die spätere mittlere Eihaut ist, die auf
diese Weise ihren Ursprung nimmt. Noch bevor dieselbe übrigens als solche erkannt wird, bedeckt sie
sich mit einem hellen, weichen Ueberzuge, der sich- gleichfalls zuerst an den Enden des Eies bemerkbar
macht. Bei den Arten mit spindelförmigen Eiern bleiben diese Enden auch später noch der Sitz eines
regen Wachsth um es, in Folge dessen dieselben immer weiter über den Dotter hinausschieben und zu
zwei konischem Fortsätzen werden. Anfangs haben beide Eihäute an der Bildung dieser Endzapfen
einen gleichen Antheil, aber später gestaltet sich das anders, indem die untere derselben, die inzwischen
auch nicht unbeträchtlich verdickt ist und immer deutlicher sich als die eben beschriebene Schale zu
erkennen giebt, ringförmig hinter den Enden des Dotters sich einschnürt und damit die charakteristische
Bildung des Eies vollendet, zumal inzwischen auch die innerste Eihülle sich in Form einer dünnen
•Cuticula von der Dotteroberfläche abgehoben hat.