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 herantritt,  während  ein  vierter  nach  dem  hinteren  Körperende  an  den  Cirrusbeutel  sich  begibt. 
 Natürlicherweise  existieren  auch  bei  unserem Wurme  ausser  den beiden Hauptlängsnerven noch  eine  
 Anzahl  anderer,  hier  drei,  von  denen  einer  ebenfalls  nach  hinten  aber  mehr  nach  der  Rückenseite  hin  verläuft  
 und  sich  niemals  weit  verfolgen  lässt,  während  die  beiden  anderen  nach  vorne  sich  wenden  und  an  
 den  Saugnapf  heran-,  teilweise  sogar  in  denselben  hineintreten. 
 Aufmerksam  gemacht  durch  die  Gaffron'schen  Untersuchungen1),  der  bei  Distomum  isostomum  die  
 bekannte  eigentümliche,  an  die Verhältnisse  der  ectoparasitischen  Tristomen,  sowie  gewisser  Anneliden  und  
 Mollusken  erinnernde Architektonik  des  nervösen  Apparates  entdeckte,  wandte  ich mein Augenmerk  auf die  
 Feststellung  etwaiger  analoger  Bildungen.  Obwohl  nun  schon  der  Asymmetrie  der  Hauptnervenstränge  
 halber  ein  solches  typisches  Verhalten  nicht  wohl  zu  erwarten  war,  so  gelang  es  mir  doch,  allerdings  erst  
 nach  mannigfachen  Bemühungen,  wenige  sehr  zarte  und  feine Nervenästchen  aufzufinden,  welche  unterhalb  
 des  Bauchsaugnapfes  ohne  allen  Zweifel  von  einem Nervenstamme  zum  anderen  hinüber  gingen.  Bei  den  
 geschlechtlich  vollkommen  entwickelten  und  mit  Eiern  vollgepfropften Würmern  lässt  sich von  diesen Verhältnissen  
 natürlich  nichts  erkennen;  es  müssen  hierzu  am  besten  junge  Distomen  verwandt  werden,  die  
 1—2  Tage  im  Vogeldarm  verweilt  haben. 
 In  histologischer  Hinsicht  dürften  noch  folgende  Punkte  erwähnenswert  erscheinen.  Die  Ganglienzellen  
 sind  bipolar,  besitzen  eine  nicht  ganz  constante  Grösse,  homogenes  Protoplasma  mit  Kernen  von  
 0,006  mm  Durchmesser  und  sind  nur  in  geringer  Anzahl  vorhanden.  Einzelne  Faserzüge  lassen  sich  bei  
 den  nach  den  Saugnäpfen  verlaufenden  Nerven  mit  aller Sicherheit  in  das  Innere  derselben  hinein verfolgen  
 Bemerkenswert  ist  das  Vorhandensein  einer  distincten  bindegewebigen Nervenscheide,  die  bis  jetzt  entweder  
 geleugnet,  oder  doch  wenigstens  nicht  aufgefunden  wurde,  deren  spezifische  Natur  sich  aber  auf  entwicklungsgeschichtlichem  
 Wege  sicher  feststellen  lässt  (cf.  Fig.  60). 
 Die  F  o r t p f l a n z u n g  s o r  g a n e .  Nachdem wir bereits bei  der Besprechung der  reifen,  im  Leuco-  
 chloridiumschlauche  befindlichen  Larven  die  Anlage  der  Geschlechtsorgane,  sowie  später  die  Reifung  der  
 in  den  Keimdrüsen  sich  bildenden  Zeugungsstoffe  näher  keimen  gelernt  haben,  wird  es  sich  jetzt  darum  
 handeln,  den  Zusammenhang,  sowie  den  feineren  Bau  des gesammten  Apparates,  wie  er  sich  beim völlig  
 erwachsenen  Tiere  präsentiert,  noch  einer  etwas  näheren  Betrachtung  zu  unterwerfen. 
 Die  Genitalorgane  behalten  wie  bei  der  Larve  ihre  Lage  im  hinteren  Körperende  bei,  nur  der  
 Uterus  dringt  weiter  nach  vom  bis  an  die  Basis  des  Mundsaugnapfes  vor  und  erfüllt  mit  seinen  zahlreichen  
 Schlingen  fast  den  ganzen,  von  den  Saugnäpfen  freigelassenen  Raum  des Wurmkörpers. 
 Die  m ä n n l i c h e n   O r g a n e   behalten  ihre  kugelige  Form  (0,14 mm)  meist  unverändert  bei;  sie  
 sind  von  einer  zarten Membran  (0,0004  mm)  umgeben,  in  der  die  während  der  Larvenperiode  vorhanden  
 gewesenen  Kerne  nur  noch  wenig  nachweisbar  sind  Im  Inneren  liegen  dieser  Túnica  propria  die  pro-  
 liferierenden  Zellen  an;  sie  besitzen  Kerne  bis  0,004  mm Grösse mit Kemkörperchen;  ihr  Plasma  ist gegen  
 das  der Nachbarzellen  nur  undeutlich  und  unvollkommen  abgegrenzt,  so  dass  oft  das  Bild  von  Kernen  in  
 einer  gemeinsamen  Protoplasmamasse  vorgeführt  wird. 
 *)  Gaffron.  Zum  Nervensystem  der Trematoden.  Schneider’s  Zool. Beiträge.  Breslau.  1885. 
 Weiter nach  innen  zu liegen die Spermatogemmen  in verschiedenen Entwicklungsstadien  (cf. Fig. 22),  
 deren Entstehung  bereits  an  früherer Stelle  erwähnt wurde;  sie  erreichen  bis  0,03 mm Grösse;  es  zeigen  sich  
 aber  innerhalb  der  Hoden  auch  bei  ganz  alten  Tieren  nur  selten  geplatzte  Spermatogemmen,  so  dass  nur  
 ganz  vereinzelte  Bündel  reifer  Spermatozoen  als  lockenförmige  Bildungen  in  denselben  angetroffen  werden  
 während  sonst  in  den  Hoden  der  Distomen  eine  Unzahl  solcher  reifer  Samenfäden  sich  vorfinden.  Es  
 scheint  demnach  bei  unserem Wurme,  dessen  Hoden  im  Verhältnis  zu  der  gesammten übrigen Körpermasse  
 als  relativ  recht  klein  bezeichnet  werden  müssen,  als  Ersatz  hierfür  die  Production  eine  ausserordentlich  
 rapide  zu  sein.  Zugleich  wird  das  soeben  gebildete  Material  sofort  ab geführt,  um  neuen  Entwicklungs-  
 producten  Platz  zu  machen,  eine  Annahme,  die  übrigens  auch  durch  die  rasche  erste  Entwicklung  der  
 Keimstoffe  wahrscheinlich  gemacht  wird. 
 Die  Samenfäden  haben  eine  Länge  von  0,i  mm;  0,013  mm  unterhalb  der  Spitze  erleiden  sie  eine  
 Anschwellung  in  Gestalt  eines  Knöpfchens  von  0,0065  mm  (cf.  Fig.  21). 
 Die  Ausführungsgänge  verlaufen  von  den  Hoden  aus  ziemlich  gestreckt  nach  der  Mitte  und  abwärts, 
   um  sich  bald  zu  vereinigen;  das  gemeinsame  Vas  deferens,  das  wie  die  Vasa  efferentia  eine  der  
 Eigenmembran  aussen  aufliegende  feine  Ring-  und  Längsfaserschicht  besitzt,  begibt  sich  nach  hinten  und  
 mündet  nach  kurzem  Laufe  in  den  Oirrusbeutel.  Innerhalb  desselben  verläuft  es  dann  in  wenigen  starren  
 Windungen  nach  abwärts  als  ein  in  allen  seinen  Teilen  ziemlich  gleich weites  Rohr  (0,06  mm),  das  im  
 Inneren  mit  einer  dicken,  cuticulaartigen  Schicht  ausgekleidet,  aussen  von  einer  doppelten,  aber  nicht  sehr  
 starken Muskelhülle  umgeben  ist.  Der  letzte  Teil  dieses  Vas  deferens  kann  als  Penis  ausgestülpt  werden,  
 sodass  dfl.nn  die  innere  Cuticularbekleidung  die  äussere Wand bildet,  die jetzt  deutlich mit  sehr  zahlreichen,  
 aber kleinen spitzen Hervorragungen besetzt ist.  Der  ausgestülpte Penis hat einen Durchmesser von 0,012 mm. 
 Was  die  w e ib l i c h  eh  O rg a n e   anbelangt,  so bietet deren  anatomischer Bau keine Besonderheiten  
 dar,  ebenso  schliessen  sich  die  histologischen  Verhältnisse  vielfach  den  bekannten  an. 
 Das  Ovarium,  kugelig  oder  von  eiförmiger  Gestalt  (0,16:0,12  mm),  ist  von  einer  zarten Membran  
 umgeben  und  im  Inneren  von  primitiven  Eizellen  erfüllt,  die,  wie  dies  bereits  früher hervorgehoben wurde,  
 nach  dem  Centrum  zu  etwas  an  Grösse  zunehmen;  dieselben  besitzen  keine  Zellhaut,  sind  0,01  mm  gross  
 und. haben  einen  0,006  mm  grossen  Kern  mit  deutlich  und  stark  hervortretendem  Kernkörperchen.  Der  
 von  dem  Ovarium  ausgehende  Keimgang,  in  dessen Wandungen  deutliche  Zellen  (0,004  mm) mit Kernen,  
 in  der  Regel  vier  auf  einem  Querschnitt,  erkennbar  sind,  führt  alsbald  in  die  Schalendrüse,  deren  Zellen  
 demselben  in  regelmässiger  Anordnung  wie  ein  Epithel  anliegen.  Sie  sind von mehr  oder minder länglicher  
 Gestalt,  haben  helles,  homogenes  Plasma,  in  dem  nur  selten  körnige  Elemente  sichtbar  sind;  der  Kern  
 (0,006  mm)  ist  scharf contouriert,  färbt  sich  intensiv und  zeigt kein Kernkörperchen.  Eingelagert sind  diese  
 Zellen  in  eine  bindegewebige  Grundmasse  (cf.  Fig.  22). 
 Mit  dem  Keimgange  setzt  sich  innerhalb  des  Schalendrüsencomplexes  der  Dottergang  in  Verbindung. 
   Die  Dotterstöcke  durchziehen  als  schmale,  lang  traubenförmig  ausgezogene  Stöckchen von  etwas  
 wechselnder  Länge  die  äussersten  Seitenränder  des  Tierleibes  von  vom  bis  hinten;  die  in  ihnen  gebildeten  
 Dottermassen  fliessen  zunächst jederseits  in  den  gemeinsamen  Längscanal,  von  dem  dann  ein  transversaler  
 Dottergang  nach  der  Schalendrüse  hinläuft  und  bei  der  Vereinigung  mit  demjenigen  der  anderen  Seite  
 ein  ziemlich  ansehnliches,  fast  stets  mit  Dotterzellen  prall  erfülltes Dotterreservoir darstellt (cf. Fig. 8 u. 22).