Verdickung hervorgetreten sein. Diese Trennung ist in Fig. 40 ohne Zweifel perfect geworden, die
Bildungsmasse hat sich eng an die cystogene Hälfte angeschlossen, und beide zusammen repräsentiren
den Statoblasten, dessen Doppelnatur Verwom aber übersehen hat. In Folge dessen vergleicht er nun
die cystogene Bildungsmasse in Fig. 40 der cystogenen in Fig. 39, und da sich ihm später, Fig. 42,
die Zweitheiligkeit des Statoblasten herausstellt, so führt er dieselbe ähnlich wie Nitsche auf eine secun-
däre Klüftung der ursprünglichen Anlage, seiner „Morula“, zurück.
Auch bei Fredericella werden die Statoblasten durch Abschnürung von einem zweischichtigen
Keimstock (Taf. III, Fig. 43, st) gebildet. In der Regel finden sich ihrer nur zwei, daher denn die Dimensionen
des Keiüistocks verhältnismässig geringe sind. Die Entwickelung verläuft ganz wie bei
Plumatella. Fig. 129 u. 130, Taf. XI, stellen jugendliche Statoblasten im Querschnitt dar; in Fig. 130
sieht man, dass sich die cystogene Hälfte eng an das Integument angelehnt hat, wie es auch bei den
schwimmringlosen Statoblasten der Plumatellen der Fall ist. —
Die weitere Entwickelung der Statoblasten darf ich nach dem, was Nitsche für Alcyonella, Verworn
für Cristatella beobachtet hat , im Allgemeinen als bekannt voraussetzen. Die cystogene Hälfte
wird zu einer flachen, zweiblättrigen Scheibe zusammengedrückt (Taf. XI, Fig. 135), welche die Bildungs-
masse umwächst und völlig einschliesst. Das äussere Blatt der Scheibe sondert nach innen die Chitin-
schale ab (ch), ein Theil seiner Zellen differenzirt den Schwimmring, beim festgehefteten Statoblasten
die Kittmasse. Das innere Blatt, dem die Schale unmittelbar aufliegt, umhüllt die Biidungsmasse und
stellt mit dieser zusammen den Inhalt des Statoblasten dar, aus dem der Körper der jungen Kolonie hervorgeht.
Die Zellen der Bildungsmasse nehmen, wie Nitsche gezeigt hat, allmählich die Gestalt von
Spindeln an, deren Längsaxe „ziemlich senkrecht gegen die Peripherie gerichtet ist“. Alsdann sollen die
Kerne verschwinden und der Zellinhalt in lauter kleine, stark lichtbrechende Körner sich umwandeln. Nach
Verworn hätten die Kerne direct das Material für die Körner zu liefern. Ich halte beide Darstellungen
für unrichtig. Die Körnchen (Fig. 135—140, dk), die sich als Dotterelemente zu erkennen geben, entstehen
im protoplasmatischen Theil der Zelle, ohne dass eine Mitwirkung des Kerns nachweisbar wäre.
Der Kern (mk) bleibt überall wohl erhalten, nur wird es wegen des Widerstandes, den die Dottermasse
dem Farbstoff entgegensetzt, immer schwieriger, ihn deutlich zur Anschauung zu bringen. Die Misserfolge,
welche ich anfangs in dieser Richtung zu verzeichnen hatte, liessen auch mich eine Zeit lang
an sein Verschwinden glauben. Durch fernere, mit mehr Sorgfalt angestellte Versuche gelang es indessen,
ihn auf allen Stadien mit völliger Klarheit nachzuweisen und in unveränderter, typischer Form
aufzudecken. Die ursprünglichen Zellgrenzen, die auf den Figg. 135—137 noch überall deutlich sind,
gehen später verloren, so dass die Dottermasse des fertigen Statoblasten nur aus den von protoplasma-
tischer Flüssigkeit umgebenen Körnchen und zwischenein zerstreuten Kernen besteht (Fig. 138 u. 139).
Die Dotterentwickelung scheint aber nicht in allen Zellen der Bildungsmasse, wenigstens nicht
in allen gleiclnnässig, zu erfolgen. Einige der dem inneren Blatt der cystogenen Hälfte anliegenden
Zellen (Fig. 135, mk') bleiben unverändert, man findet sie am Rande überall in den zwischen den
Dottersäckchen auftretenden Lücken. Auch da, wo die Bildungsmasse an das Epithel des Funiculus
grenzt, erhalten sich solche Zellen (mk"). Hier sind sie auch von Nitsche bemerkt und richtig gedeutet
worden. Mir schien es, als ob der grössere Theil der letzt erwähnten vom Statoblasten ausgeschlossen bleibt,
während der andere jene Zellen liefert, welche dem inneren Blatt der cystogenen Hälfte sich anschmiegen.
Dass dieses innere Blatt keineswegs aufgelöst wird, sondern bei der Embryonalentwickelung eine
wichtige Rolle spielt, hat Reinhard bekannt gemacht. Das Blatt ist am kräftigsten in der Nähe des
Randes der cystogenen Scheibe, da, wo seine Zellen durch Theilung die Fläche fortführen (Fig. 135).
In den ältern Partien gewinnt es die Form eines einfachen, platten Epithels, und so tritt es uns auch
im definitiven Statoblasten entgegen (Fig. 138, ec). Bei Cristatella sind seine Zellen höher und meist
•cylindrisch (Fig. 140, ec). Hier sind auch die anliegenden Zellen der Bildungsmasse weit zahlreicher als
bei Fredericella und Plumatella, sie formiren eine zweite , nur hie und da unterbrochene Epithelschicht,
durch welche die erste grossentheils von der Dottermasse geschieden wird.
Wie Nitsche angab, wird oft ein beträchtlicher Theil des Bildungsmaterials durch den immer
weiter nach dem Centrum vorrückenden Rand der cystogenen Platte abgeschnürt und als überschüssiger
Rest verworfen. Dieses in der That häufige Missverhältnis im Volumen der beiden wesentlichsten Theile
•des Statoblasten dürfte an und für sich schon gegen die Deutung als Eier in die" Wagschale fallen.
Die Schalenbildung beginnt, wenn der Statoblast nahezu seinen vollen Umfang erreicht hat, ungefähr
auf dem Stadium Fig. 135. Man kann in ihr zwei Perioden auseinanderhalten, die Periode des
Discus und die Periode des Schwimmrings. Indem die cystogene Hälfte um die Bildungsmasse herum-
wächsf, lagert das äussere, eigentlich schalenbildende Blatt direct auf das innere eine Chitinschicht ab
{Fig. 135, eh; Fig. 1 38—140, d), welche natürlich an der Seite, von der die Umwachsung ausgeht, viel
früher vollendet ist,. als an der ändern. An der Peripherie der Statoblastenfläche, wo die secernirenden
Zellen gegen einander umbiegen, entsteht im Chitin eine auch späterhin sichtbare Demarcationslinie
(Fig. 1 38, bei •*), welche den Discus in zwei uhrglasförmige Schalen trennt. Dieselben sind mit ihren
äussersten Ränd ern nur verklebt, nicht völlig verschmolzen, und ihre Verbindung löst sich, wenn durch
die im Innern vor sich gehende Keimung ein hinreichend starker Druck auf die Wände ausgeübt wird.
Die eine, welche der Seite angehört, die von der cystogenen Platte ursprünglich allein bedeckt war,
erscheint als die flachere und muss nach der Stellung, welche der frei schwimmende Statoblast im
Wasser einnimmt, als obere bezeichnet werden. Ist nun der Discus bis auf das in der unteren Schale
befindliche Loch vollendet, so beginnen in der von Nitsche geschilderten Weise die Matrixzellen des
Randes von ihm abzugleiten und über die Kante der beiden Schalen hinaus vorzudringen. Sie fussen
dann nicht mehr am Discus, sondern unmittelbar auf einander. Wenn man sich in Fig. 138 die Blasen
•des Schwimmrings von Zellen erfüllt denkt, so wird man einen richtigen Begriff von ihrer Stellung
erhalten. Während dieser Verschiebungen scheint die Chitinabsonderung auf kurze Zeit unterdrückt
zu werden, nur im Umkreise der unteren Oeffnung besteht sie fort. Sie beginnt aber wieder in ihrer
früheren Ausdehnung, wenn die Umordnung vollzogen ist. Die über den Rand des Discus hinausgeschobenen
Zellen, sowie auch die nächstbenachbarten am Rande selbst, differenziren den Schwimmring,
indem die Secretion nicht nur an der Basis vor sich geht, sondern die Gesamtoberfläche der einzelnen
Zelle ergreift, an der sie von unten nach oben vorschreitet (Kg- 138, in der Richtung der Pfeile). Auf
diese Weise wird ein vollständiger Chitinabguss jeder Zelle hergestellt , die darin eingemauert wird und
spurlos verschwindet. So hat auch Verworn den Hergang bei Cristatella geschildert. Nach Nitsche dagegen
sollen sich die Zellen des Schwimmrings zuletzt aus den noch offenen Chitinbechern herausziehen
■und dann erst den völligen Verschluss derselben bewirken. Aehnliche Bilder wie Nitsches Figg. 40 u.